Das ist der neue Alfa Romeo Tonale
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Neuer Kompakt-SUV:Das ist der neue Alfa Romeo Tonale

Alfa-CEO Jean-Philippe Imparato im Interview
«Mir ist es egal, wie viele Autos wir verkaufen»

Kurz nach der Enthüllung des Kompakt-SUV Tonale erklärt Alfa-Romeo-CEO Jean-Philippe Imparato, wie er sich den Weg vom Traditionshersteller zum Elektroauto-Anbieter vorstellt. Und er macht allen Alfisti Hoffnung auf imposante Sportmodelle.
Publiziert: 17.02.2022 um 00:31 Uhr
Andreas Engel

Seit Januar 2021 sitzt Jean-Philippe Imparato (55) am Steuer des kriselnden italienischen Autobauers Alfa Romeo. Der gebürtige Franzose lenkte unter Carlos Tavares (63), CEO des Alfa-Mutterkonzerns Stellantis, bereits Peugeot zurück auf die Erfolgsspur. Nun will er mit vielen neuen Modellen und moderner Technik auch Alfa fit für die Zukunft trimmen. Das erste Modell unter seiner Ägide, der Kompakt-SUV Tonale, wurde nun endlich enthüllt – mit einiger Verspätung. Fehlstart oder Taktik? Blick sprach mit Jean-Philippe Imparato über seine Strategie für Alfa Romeo.

Blick: Herr Imparato, der Tonale hätte bereits im letzten Jahr enthüllt werden sollen. Wieso die deutliche Verspätung?
Jean-Philippe Imparato: Wir trafen die Entscheidung, den Produktionsstart des Tonale um zwölf Wochen nach hinten zu verschieben, bereits im Februar 2021. Ich wollte sichergehen, dass Software und Infotainment auf dem neuesten Stand sind – ich wollte nicht die Software von 2021, sondern bereits diejenige von 2023. Ausserdem haben wir noch weiter an der Effizienz und der Leistungsfähigkeit der elektrifizierten Antriebe gearbeitet. Ich möchte nur Autos an die Kunden ausliefern, die ich in Sachen Qualität auch selber geprüft habe.

Und warum wird es den Tonale, anders als viele Modelle der Konkurrenz, nur als Hybrid, nicht aber rein elektrisch geben?
Weil es aus meiner Sicht momentan noch keinen Sinn ergibt, nur auf rein elektrische Modelle zu setzen – zum einen wegen der fehlenden Reichweite, zum anderen wegen der Ladegeschwindigkeit, die noch besser werden muss. Wir sind mitten in einem Wandel: Wir müssen unsere Modelle elektrifizieren, aber noch nicht vollständig. Das wird erst in wenigen Jahren so weit sein. Deshalb haben wir uns für zwei Mildhybride und den Plug-in-Hybrid entschieden. Für Vielfahrer bieten wir zudem weiterhin einen Diesel an.

Seit Januar 2021 sitzt Jean-Philippe Imparato am Steuer des kriselnden italienischen Autobauers Alfa Romeo. Anfang Februar hat der gebürtige Franzose den neuen Kompakt-SUV Tonale enthüllt.
Foto: Mattia Baruffaldi
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Topmodell des Tonale wird der Plug-in-Hybrid mit 275 PS. Wann kommt er auf den Markt?
Nach dem Marktstart im Juni in Italien wird der Tonale innerhalb von sechs Monaten auch auf allen anderen Märkten, auf denen wir vertreten sind, erhältlich sein. So werden wir es künftig mit allen neuen Modellen handhaben, um als globale Premium-Marke von Stellantis wahrgenommen zu werden. Die Produktion des Plug-in-Hybrid-Modells wird im Oktober beginnen, so dass es in den meisten Märkten Anfang 2023 starten wird. Eine weitere Entscheidung: In Zukunft wird es Alfas nur noch mit Automatik-Getriebe geben.

Was sind die Hoffnungen für den Tonale? Welche Verkaufszahlen wollen Sie mit ihm erreichen?
Ganz ehrlich – das ist mir egal. Nach meinem Wechsel zu Alfa Anfang 2021 legte ich mit Carlos Tavares fest: Wir sprechen niemals über Volumen. Wir sprechen über Qualität, Kundenzufriedenheit und Wiederverkaufswert. Stellantis braucht Alfa nicht als Marke, die eine Million Autos pro Jahr verkauft. Stellantis braucht Alfa als Marke, die Preissetzungsmacht hat. Das Werk in Pomigliano soll profitabel werden und kann 30'000 bis 100'000 Autos im Jahr produzieren. In diesem Jahr können wir 20'000 erreichen und danach werden wir sehen, wie viele es werden. Was ich auf gar keinen Fall möchte, sind eine Überproduktion und Parkplätze voller Autos. Alfa soll wieder als Premium-Marke wahrgenommen werden.

Zur Person: Jean-Philippe Imparato

Jean-Philippe Imparato (55) aus Sète (F) begann seine Auto-Karriere bereits 1990 als Regionalmanager bei Peugeot-Citroën (PSA), wechselte 2003 als Qualitätsdirektor nach China und leitete ab 2013 das konzerneigene Netzwerk PSA Retail. 2016 stieg er zum CEO von Peugeot auf und wurde Anfang 2021, nach der Fusion von PSA mit Fiat-Chrysler (FCA) zu Stellantis, zum CEO von Alfa Romeo.

Jean-Philippe Imparato (55) aus Sète (F) begann seine Auto-Karriere bereits 1990 als Regionalmanager bei Peugeot-Citroën (PSA), wechselte 2003 als Qualitätsdirektor nach China und leitete ab 2013 das konzerneigene Netzwerk PSA Retail. 2016 stieg er zum CEO von Peugeot auf und wurde Anfang 2021, nach der Fusion von PSA mit Fiat-Chrysler (FCA) zu Stellantis, zum CEO von Alfa Romeo.

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Und wann kommt der erste rein elektrische Alfa?
Nach dem ersten Vierteljahr bei Alfa ging ich zum globalen Exekutivkomitee von Stellantis und liess die von mir und meinem Team ausgearbeitete Vision für Alfa für die nächsten zehn Jahre absegnen, zu der auch der Produktplan der nächsten fünf Jahre zählt. Der sieht vor, dass wir jedes Jahr ein neues Modell lancieren. Jetzt der Tonale, 2023 folgt ein weiteres wichtiges Modell. 2024 kommt dann der erste rein elektrische Alfa, von dem es aber noch Hybridvarianten geben wird. 2025 präsentieren wir das allererste Modell ausschliesslich mit E-Antrieb. Und ab 2027 wird unsere komplette Flotte elektrifiziert sein.

Kommen noch mehr SUVs oder auch wieder sportliche Limousinen?
Wir werden beides anbieten: SUVs und andere Modelle. Mehr SUVs, weil sie vom Weltmarkt verlangt werden. Und letztlich muss Alfa Geld verdienen. Wir bieten aber auch wieder Limousinen an; etwa eine neue Giulia. Und natürlich gehören die sportlichen Quadrifoglio-Varianten weiterhin zur Alfa-DNA. Diese DNA will ich nicht sterben lassen. Doch wir werden nur Topversionen mit dem Label Quadrifoglio bringen, wenn wir auch das Leistungsniveau dafür erreichen. Wenn wir das mit einem Elektroauto schaffen, werden wir es auch bauen.

Inwiefern profitiert Alfa vom Stellantis-Konzern?
Wir profitieren vom Technikregal im Stellantis-Konzern – als einzelne Marke wäre diese Entwicklung unmöglich. Zum einen wird Alfa die stärksten Antriebe aller Marken erhalten, aber auch das höchste Level bei Elektronik und Software haben. Wir können etwa die Daten künstlicher Intelligenz nutzen, um die Fahrer zu unterstützen. Doch bei aller Weiterentwicklung der Technik: Beim Fahren wird weiter alles auf den Fahrer ausgerichtet sein.

Wo sehen Sie Alfa Romeo in zehn Jahren?
Wir werden die globale Premium-Marke bei Stellantis sein. Darüber steht Maserati als weltweite Luxusmarke, DS bringt französischen Luxus für Europa und Jeep ist die globale SUV-Marke. Wir wollen unsere Autos überall verkaufen, hauptsächlich in Europa, Nordamerika und Asien. Dabei soll Alfa aber immer durch und durch als italienisch wahrgenommen werden. Deshalb managen wir die Marke weiterhin von Turin aus.

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