Aufgefrischter Porsche 911
Kultmodell erhält Elektrounterstützung

Porsche frischt – wieder mal – sein Kultmodell 911 auf. In der neuesten Version ergänzt jetzt ein Hochvoltnetz den traditionellen Boxer-Benziner und macht den 911er erstmals zum Hybridsportler.
Publiziert: 30.05.2024 um 10:03 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2024 um 11:03 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Vor 61 Jahren stellte Porsche den ersten 911er vor – damals noch als 901 – und musste nach nur 13 Exemplaren den Namen ändern. Grund: Peugeot besass die Modellbezeichnungsrechte aller dreistelligen Nummern mit einer 0 in der Mitte. Doch das tat dem Erfolg des deutschen Sportwagens keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Die Tradition des 911ers lebt bis heute weiter.

55 Jahre und etliche Sondermodelle später zeigte Porsche 2018 die achte Version des 911ers, die 992-Generation. Jetzt wirds nach sechs Jahren wieder mal Zeit, den Elfer aufzufrischen und ihn ganz dem aktuellen Trend entsprechend zu elektrisieren. Das heisst: Zum allerersten Mal erhält ein 911er einen Hybrid-Antrieb.

Vorerst zwei Motorisierungen

Bevor jetzt alle eingefleischten 911er-Fans in Panik geraten: Der Sechszylinder-Boxermotor bleibt weiterhin im Angebot. Porsche bietet den 911er jetzt mit zwei unterschiedlichen Motorisierungen an – den Carrera und den Carrera GTS. Herzstück des normalen Carrera bleibt der Dreiliter-Boxermotor mit Twinturbo-Aufladung. Dieser liefert 394 PS (290 kW) und ein Drehmoment von 450 Nm an die hinteren Räder. So sprintet der Carrera neu in 4,1 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht 294 km/h Top-Speed.

Nach sechs Jahren frischt Porsche die 992-Generation des 911ers auf.
Foto: Porsche
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Die echte Neuerung ist jedoch der Carrera GTS: Sein Antriebsstrang nennt sich T-Hybrid und umfasst einen neuen, mit einem Hochvoltnetz ergänzten 3,6-Liter-Boxermotor. Die beiden Turbos fallen weg, dafür kommt ein grosser E-Turbo zum Einsatz. Ebenfalls zum neuen Antrieb gehört der Elektromotor, der sich im Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe befindet. Dazu kommt eine 1,9-kWh-Batterie im vorderen Teil des Autos, die mit dem E-Turbo und E-Motor zusammenarbeitet und den Verbrennungsmotor unterstützt, wenn viel Leistung benötigt wird. Beim Abbremsen wird rekuperiert und die Batterie so wieder aufgeladen.

Schneller dank E-Power

Wie wir bei einer Mitfahrt mit Porsche-Rennprofi Jörg Bergmeister (48) auf der hauseigenen Strecke in Weissach (D) feststellen, bringt der E-Motor im Turbo den Turbolader ohne Verzögerung auf Drehzahl, um unmittelbar Ladedruck aufzubauen. So kommt der neue Elfer spielend leicht aus den Kurven. «Das macht so viel Spass, selbst mit Strassenreifen», meint der deutsche Profi, während er den Sportwagen um den Rundkurs jagt. Soundtechnisch merkt man dem GTS den Hybrid-Antrieb kaum an: Rein elektrisch fährt der Elfer nämlich nicht. Die 100-km/h-Marke knackt der Hybrid-911er nach drei Sekunden und sprintet weiter bis 312 km/h Spitze – ob Heck- oder Allradantrieb spielt dabei keine Rolle. Das sind fast 911-Turbo-Werte (alter 911 Turbo: 0–100 km/h in 2,8 s, Spitze 320 km/h).

Einen Nachteil hat der T-Hybrid-Antrieb aber: Der 911 GTS wiegt rund 50 Kilogramm mehr als sein Vorgänger. Aber egal. Denn trotz dieses Übergewichts ist der Hybrid-Elfer auf der legendären Nürburging-Nordschleife um 8,7 Sekunden schneller als sein leichterer Vorgänger. Dies nicht zuletzt dank mehr Leistung: 541 PS (398 kW) und ein maximales Drehmoment von 610 Nm gibt der GTS je nach Variante an alle oder nur die hinteren Räder ab. Zudem besitzt der GTS jetzt serienmässig eine Hinterachslenkung.

Optisch dezente Änderungen

Optisch schärft Porsche bei der Modellauffrischung nur leicht nach. Das Design ist denn auch bei der Neuvorstelllung nur Nebensache. Trotzdem fallen einige Neuerungen auf, beispielsweise sitzen die Tagfahrlichter nicht mehr unter, sondern in den serienmässigen Matrix-LED-Scheinwerfern drin. Beim GTS verfügt die Front über fünf vertikal angeordnete aktive Kühlluftklappen. Diese werden durch adaptive Frontdiffusoren im Unterboden ergänzt, die gemeinsam mit den Kühlluftklappen gesteuert werden. Bei geringem Leistungsbedarf schliessen die Klappen und verbessern so die Aerodynamik – bei hohem Leistungsbedarf öffnen sie und leiten viel Luft zu den Kühlern des Fahrzeugs.

Auch im Innenraum hat Porsche nur wenige Details angepasst. Neu verfügt der 911er, wie schon der Porsche Cayenne oder Taycan, über ein volldigitales 12,6-Zoll gebogenes Kombiinstrument. Der 10,9-Zoll-Zentralbildschirm bleibt, dafür gibts erstmals in einem 911 ein Start-Stopp-Knopf statt Drehstarter links vom Lenkrad.

Der neue 911 Carrera gibts mit Heckantrieb als Coupé oder Cabrio ab 144'900 bzw. 162'700 Franken. Für den Carrera GTS stehen zusätzlich 4x4 und die Karosserieversion Targa (nur beim Allrad) zur Verfügung. Der GTS startet mit Hinterradantrieb bei 196'600 Franken und für den Allrad-GTS verlangt Porsche 206'900 Franken. Die Auslieferungen beginnen für den Carrera im Spätsommer, der GTS lässt noch bis Ende Jahr auf sich warten.

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