Auto-Abos boomen in der Schweiz, aber:
Mietwagen-Branche leidet unter Corona

Wegen des Coronavirus steigen viele Pendler lieber aufs Auto um. Anbieter von Auto-Abos spüren daher eine deutlich gesteigerte Nachfrage. Das klassische Mietwagengeschäft muss hingegen Rückschläge hinnehmen.
Publiziert: 12.03.2020 um 04:28 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2021 um 15:08 Uhr
Andreas Engel und Andreas Faust

Das Coronavirus hält Europa und die Schweiz in Atem. Doch während Branchen wie Tourismus oder öffentlicher Verkehr mit starken Einbussen zu kämpfen haben, gibts auch Gewinner – und das sind nicht nur Hersteller von Atemmasken oder Desinfektionsmitteln.

Während in Flugzeug, Zug oder Bus immer weniger Passagiere unterwegs sind, steigt die Nachfrage im Individualverkehr für die noch relativ jungen Anbieter von Auto-Abos. «Wir spüren durch das Coronavirus einen regelrechten Ansturm von Privatpersonen und Unternehmen, die unsicher sind und vom Zug ins Auto wechseln wollen», erklärt Raffael Fiechter, Mitgründer des Zürcher Auto-Abo-Start-ups Carify. Vorteil der Abo-Modelle: Man kann ein Auto wie ein eigenes nutzen, es aber kurzfristiger als zum Beispiel beim Leasing wieder zurückgeben.

Neue Mitarbeiter wegen Ansturm

«Seit rund einer Woche verzeichnen wir einen Anstieg bei den Buchungen von 200 Prozent, weshalb wir bei unseren Partnergaragen die verfügbaren Fahrzeuge auf 1000 erhöht haben.» Man stelle jetzt sogar neue Mitarbeiter ein, um den Ansturm bewältigen zu können. Besonders in urbanen Regionen wie Zürich, Basel, aber auch in der Ostschweiz steige die Nachfrage kontinuierlich. «Dies vor allem, seit Firmen und staatliche Betriebe die internen Verhaltensregeln geändert haben», sagt Fiechter.

Wegen des Coronavirus steigen viele Pendler lieber aufs Auto um. Anbieter von Auto-Abos wie die Schweizer Start-ups Carify oder Carvolution spüren daher eine deutlich gesteigerte Nachfrage.
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Auch beim Schweizer Konkurrenten Carvolution, der seit 2018 Auto-Abos anbietet, spürt man seit rund anderthalb Wochen einen starken Anstieg des Interesses. «Wir setzen momentan alles daran, die aussergewöhnliche Nachfrage bedienen zu können und die Autos innerhalb weniger Tage bei den Kunden abzuliefern», sagt Carvolution Mitgründerin Léa Miggiano auf Anfrage. Besonders Kleinwagen bei Privaten und Alltagsautos wie Kombis oder SUVs bei Firmen seien sehr gefragt.

Klassische Vermietungen gehen zurück

Abo-Modelle boomen, aber das klassische Mietwagen-Geschäft muss Rückschläge hinnehmen, wie Corinne Zellweger (40) dem BLICK berichtet. Sie leitet das Sekretariat des Autovermieter-Verbands der Schweiz AVS und ist Geschäftsführerin der Autovermietung Miet and Drive in Zürich-Limmattal. «Busreisen, etwa nach Italien, wurden abgesagt oder vorzeitig abgebrochen. Wenn Messen ausfallen, brauchen Aussteller keine Kleintransporter mehr, im Gewerbe gehen die Aufträge zurück und Privatkunden bleiben lieber zu Hause. Wir verzeichnen einen spürbaren Einbruch», führt Zellweger aus.

Roberto Delvecchio (36), Direktor Sales und Marketing bei Hertz in der Schweiz, spürt für das Hertz-Abo-Modell Mini Lease zwar ebenfalls Aufwind. «Das kann aber den Rückgang beim klassischen Mietwagengeschäft nicht ausgleichen. Geschäftskunden und Touristen haben rapide abgenommen.» Hertz werde dennoch keine spezielle Corona-Strategie aufgleisen: «Mietwagenpreise sind Tagespreise. Sinkt die Nachfrage, sinken die Preise sowieso.» Umgekehrt plane Hertz keine Aufschläge auf die Abo-Tarife: «Es wäre völlig falsch, aus der derzeitigen Ausnahmesituation auch noch Profit schlagen zu wollen.»

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