Autobauer Vinfast setzt neu auf Elektro und USA
Jetzt nehmen die Vietnamesen Amerika ins Visier

Am Pariser Autosalon vor knapp zwei Jahren hatte Vinfast seinen ersten grossen Auftritt. Der Autobauer aus Vietnam wollte mit GM- und BMW-Know-how in Europa Eindruck machen. Doch jetzt wollen die Vietnamesen Amerika erobern – mit Elektroautos.
Publiziert: 29.06.2020 um 02:45 Uhr
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Aktualisiert: 17.08.2020 um 22:47 Uhr
Stefan Grundhoff und Raoul Schwinnen

Ob das so geschickt war? Vor zwei Jahren zelebrierte der vietnamesische Autobauer Vinfast in Europa am Pariser Autosalon seine grosse Markenpremiere. Fakt ist: Die Marke samt dem eigens engagierten Botschafter und Ex-Fussballer David Beckham sorgten damals für die gewünschten Schlagzeilen. Doch danach wurde es in Europa schnell wieder still um den automobilen Ableger der in Asien so mächtigen Vingroup.

In der Heimat ist Vinfast unter Inhaber Pham Nhat Vuong seit Jahren im Bereich der Modulfertigung für diverse Firmen tätig und produziert unter anderem das lokale Fortbewegungsmittel Nummer 1: Scooter. Doch immer mehr Vietnamesen wollen ein Auto. Also brachte man mithilfe der Kooperationspartner General Motors (GM) und BMW im Nu drei Modelle auf den Markt: Den Kleinwagen Fadil (technische Basis Opel Karl Rocks), den Oberklasse-SUV Lux SA (Plattform alter BMW X5) und die Oberklasselimousine Lux A (alter BMW 5er).

GM und BMW als Entwicklungshelfer

Die Vinfast-Fahrzeuge werden auf dem 335 Hektar grossen Gelände des Autowerks in Hai Phong gebaut. Dort können pro Jahr bis 250’000 Autos gefertigt werden – und eine Kapazitäts-Verdoppelung ist bereits geplant. Vinfast hat das einzige Werk in Vietnam, wo eine komplette Autoproduktion mit Herstellung der Hauptkomponenten Fahrgestell und Motor möglich ist. Neben den zwei BMW-Derivaten Lux SA und Lux A wird auch das Einstiegsmodell und Opel-Kopie Fadil gefertigt. In den kommenden Jahren will Vinfast weitere Modelle lancieren, die nahezu alle Segmente abdecken und auch über alternative Antriebe verfügen.

Die Vinfast-Fahrzeuge werden auf dem 335 Hektar grossen Gelände des Autowerks in Hai Phong gebaut. Dort können pro Jahr bis 250’000 Autos gefertigt werden – und eine Kapazitäts-Verdoppelung ist bereits geplant. Vinfast hat das einzige Werk in Vietnam, wo eine komplette Autoproduktion mit Herstellung der Hauptkomponenten Fahrgestell und Motor möglich ist. Neben den zwei BMW-Derivaten Lux SA und Lux A wird auch das Einstiegsmodell und Opel-Kopie Fadil gefertigt. In den kommenden Jahren will Vinfast weitere Modelle lancieren, die nahezu alle Segmente abdecken und auch über alternative Antriebe verfügen.

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Akku-Unternehmen gegründet

Entgegen erster Absichten wollen die Vietnamesen und ihr schwerreicher Firmenchef nun vor allem auf dem US-Markt Fuss fassen – und zwar mit Elektrofahrzeugen. Dazu haben Vinfast und Batteriehersteller LG Chem das gemeinsame Akku-Unternehmen VLBP gegründet, um in Vietnam Lithium-Ionen-Akkus für die eigenen E-Modelle herzustellen. Vinfast ist für den Betrieb der Produktion und die Lagerung der Lithium-Ionen-Akkus verantwortlich, während der koreanische Zulieferer LG Chem die nötige technische Unterstützung leistet.

Am Pariser Autosalon vor knapp zwei Jahren hatte Vinfast, der neue Autobauer aus Vietnam, seinen ersten grossen Auftritt vor Weltpublikum.
Foto: WERK
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Ab 2021 nach USA exportieren

Die neuen Vinfast-Elektromodelle sollen ebenfalls in Vietnam gefertigt und schon ab nächstem Jahr in die USA und nach Europa exportiert werden. Die Gelder für die Expansion in die USA sollen von Investoren und aus dem eigenen Vermögen des Vinfast-Bosses Nhat Vuoung stammen, der als einer der reichsten Männer Vietnams gilt und zwei Milliarden US-Dollar beisteuern will.

Erstes E-Modell ein Crossover

Das erste E-Auto für den US-Markt soll ein Crossover mit einer Reichweite von rund 450 Kilometern sein, der diesen November auf der Los Angeles Autoshow enthüllt werden soll – sofern das Coronavirus den Messeveranstaltern nicht einen Strich durch die Rechnung macht. Ab Winter 2020/21 sind schon ausgiebige Testfahrten in Amerika geplant, und ab Sommer 2021 könnte dann die Massenproduktion in Vietnam starten.

Natürlich ist diese Terminplanung durch die anhaltende Corona-Pandemie ziemlich unsicher. Sicher ist aber, dass Vinfast in den USA so schnell wie möglich Fuss fassen will. Das Schicksal zahlreicher Hersteller aus China, die das bisher ohne Erfolg auch versuchten, scheinen Firmeninhaber Pham Nhat Vuong und seine finanzstarke Vingroup nicht abschrecken zu können.

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