Autos nerven mit Gepiepse
Das steckt hinter dem neuen Tempowarner

Der Tempolimitwarner ISA, der seit Juli in allen neuen EU-Autos Pflicht ist, sorgt für Unmut. Obwohl er die Sicherheit erhöhen soll, funktioniert das System oft nicht korrekt – und wird von vielen Fahrern sofort deaktiviert.
Publiziert: 12.09.2024 um 13:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2024 um 13:37 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Tempowarnsysteme nerven Autofahrer
  • Das ISA-System ist oft unzuverlässig und fehlerhaft
  • Seit 7. Juli Pflicht für alle EU-Neuwagen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Denis FriedPraktikant Auto & Mobilität

Einsteigen, anschnallen, Motor starten und losfahren – so oder ähnlich hat man noch bis vor kurzem seine Reise im Auto begonnen. Doch seit einiger Zeit gehört wohl bei allen mit einem neuen Auto noch ein weiterer Punkt dazu: Tempowarnung ausstellen! Und das nicht etwa, weil man Raser ist und viel zu schnell unterwegs wäre. Der nervige Warnton ist oft schon bei 1 km/h über dem Tempolimit zu hören. 

Intelligenter Assistent?

Aber warum müssen sich Fahrer neuer Autos damit herumschlagen? Der Tempolimitwarner ISA (Intelligent Speed Assistance) ist seit 7. Juli bei allen EU-Neuwagen Pflicht. Das Europäische Parlament will mit seiner Einführung die Sicherheit auf den Strassen erhöhen. Doch leider funktionieren die Systeme nicht immer einwandfrei.

Der Assistent bezieht seine Daten aus einer Kombination von digitalen Karten und optischen Sensoren. Die doppelte Information soll dafür sorgen, dass aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzungen möglichst korrekt im Cockpit angezeigt werden. Wer bereits mit einem Auto unterwegs war, das über ISA verfügt, weiss jedoch, dass sich das System auch oft täuscht.

Seit 7. Juli ist das ISA-System für alle Neuwagen Pflicht.
Foto: BFU
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So können teils gefährliche Situationen entstehen, wenn falsche Verkehrsschilder von Nebenstrassen oder Ausfahrten vom System erkannt werden. Und selbst wenn Verkehrsschilder europaweit einheitlich aussehen: Detailunterschiede in manchen Ländern verhindern oft, dass sie richtig erkannt werden. Bis jetzt gibts dann zum Glück nur die Warnung, doch in Zukunft könnte das System selbsttätig eingreifen und etwa die Gasannahme verringern oder bremsen.

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Schnelle Lösung

Kein Wunder, dass solche Fehlmeldungen den Menschen hinter dem Steuer noch zusätzlich nerven, wenn das Auto unbegründet warnt. Um diese Warntöne möglichst einfach ausschalten zu können, haben sich die Autohersteller teils gute und teils unnötig komplizierte Lösungen einfallen lassen. Bei Tesla, Polestar oder Mercedes ist lediglich ein Knopfdruck auf dem Touchscreen notwendig, im BMW gehts ebenfalls zügig durch das Halten der Set-Taste auf dem Lenkrad. Porsche bietet eine frei belegbare Taste an, die nach entsprechender Konfiguration den Warner verstummen lässt.

Gleiches gilt auch für Kia und Hyundai. Renault und Mazda bauen extra einen Knopf ein, mit denen Assistenzsysteme schnell und einfach deaktiviert werden. Schwieriger wird es beim neuen #3 von Smart. Dort muss erst im Menü gesucht werden, bis man nach drei Klicks am Ziel ist. Bei Audi gehts per Knopfdruck wenigstens direkt ins relevante Untermenü der Warnsysteme. Doch was trotz vieler Lösungen nervig ist: Die Abschaltung muss man natürlich bei jedem Neustart des Autos vornehmen. So will es die EU.

Schlechter Ansatz

Doch ist ein System, das für die Sicherheit entwickelt wurde, aber bei fast allen Autos nach einem Knopfdruck deaktiviert werden kann, sinnvoll? Natürlich ist das System angenehm, wenn man vergisst, dass man eben in eine 30er-Zone eingefahren ist oder an der Autobahnbaustelle das Tempo-80-Schild verpasst. Doch so unzuverlässig und nervig wie die Systeme momentan sind, dürfte ein Grossteil der Autofahrenden gleich beim Starten auf den Abschaltknopf drücken. Und schon ist der beabsichtigte Sicherheitszuwachs dahin.

Was aber bleibt, sind Autohersteller, die ihre Fahrzeuge mit ISA-konformen Systemen von Anbietern wie Google oder TomTom ausrüsten müssen. Diese sind in Fahrzeugen vorinstalliert und während der ersten sieben Jahre kostenlos. Danach sei es die Entscheidung der Hersteller, für die Dienste Geld zu verlangen. Gut möglich also, dass aus den neuen Vorschriften in Zukunft auch Profit geschlagen wird. Die Kosten dürften dann wohl auf die Konsumenten abgewälzt werden.

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