Basel, Bern, Winterthur und Zürich stellen sich gegen Bundesrats-Vorschlag
Städte sind gegen Velo-Helmpflicht für Kinder

Die Städte Basel, Bern, Winterthur und Zürich wollen keine Velohelmpflicht für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren. Sie lehnen die Pläne des Bundesrats deshalb ab. Stattdessen fordern sie eine bessere Veloinfrastruktur.
Publiziert: 08.01.2022 um 12:40 Uhr

Die Schweizer Grossstädte Basel, Bern, Winterthur und Zürich lehnen den Bundesrats-Vorschlag einer Velo-Helmpflicht für 12- bis 16-Jährige ab. Das Velo sei ein «unkompliziertes Verkehrsmittel», schreiben die Städte in einer gemeinsamen Medienmitteilung. Mit der Einführung einer Helmpflicht würde dieser Vorteil verloren gehen.

Der Bundesrat regt eine Velohelmpflicht für 12- bis 16-Jährige im Rahmen der Revision des Strassenverkehrsrechts an. Am 10. Januar soll die zuständige Kommission des Nationalrates mit der Beratung der Revision beginnen. Dies als Reaktion darauf, dass immer mehr jugendliche Velofahrerinnen und Velofahrer schwer verunfallen. So hatte sich von 2019 auf 2020 die Zahl der im Stadtverkehr tödlich verunglückten Velofahrer nahezu verdoppelt.

Helmpflicht halte vom Velofahren ab

Mit der Helmpflicht befürchten die vier Städte, dass gerade die Jugendlichen, die tendenziell immer weniger Velo fahren, dies noch seltener tun würden. Statt der Einführung einer generellen Helmpflicht sollte der Fokus nach Ansicht der vier Grossstädte besser auf dem Ausbau einer sicheren und attraktiven Veloinfrastruktur liegen. Veloförderung sei dann effektiv, «wenn die Hürden für die Benutzung des Velos im Alltag niedrig sind». Dazu müssten in erster Linie Gefahrenstellen beseitigt und Velowege für alle Altersgruppen attraktiv und sicher sein.

Dieser Effekt sei wissenschaftlich erwiesen und lasse sich etwa in nordeuropäischen Städten beobachten, heisst es in der Mitteilung. Dort seien Velohelme kaum verbreitet. Eine generelle Helmpflicht würden nur Länder mit schwacher Velonutzung kennen, wobei die Sicherheit für Velofahrende aber nicht verbessert worden sei.

Die Schweizer Grossstädte Basel, Bern, Winterthur und Zürich lehnen den Bundesrats-Vorschlag einer Velo-Helmpflicht für 12- bis 16-Jährige ab.
Foto: Keystone
1/8

Velo-Helmpflicht global kaum verbreitet

Der Schweizerische Städteverband hatte sich bereits gegen die Einführung der Helmpflicht ausgesprochen. Die Städte Basel, Bern, Winterthur und Zürich wiederholen diese Haltung nun nochmals – sie weisen aber darauf hin, dass sie das freiwillige Tragen eines Helmes ausdrücklich unterstützen. Es stehe ausser Frage, dass ein Velohelm schütze und die individuelle Sicherheit erhöhe.

Eine Helmpflicht für alle Velofahrer gilt derzeit nur in Australien, Finnland, Malta und Südafrika; für Kinder sind Helme in derzeit nur zwölf Ländern weltweit obligatorisch. In der Schweiz müssen nur Fahrerinnen schneller E-Bikes über 25 km/h bis 45 km/h verpflichtend mit Helm unterwegs sein. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?