Comeback in Europa mit dem Karma GSe-6
Fisker lässt nicht locker

Vor mehr als zehn Jahren sollte der Fisker Karma als Plug-in-Hybrid die Autowelt erobern. Doch er entpuppte sich als Rohrkrepierer. Jetzt will der Karma – inzwischen ohne Designer Henrik Fisker – erneut nach Europa kommen. Auch als reines Elektroauto.
Publiziert: 05.03.2021 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2021 um 18:02 Uhr
Stefan Grundhoff

Dem dänischen Designer Henrik Fisker (57) trauten wir einst mindestens so viel zu wie Elon Musk (49) und Tesla – oder gar noch mehr. Denn Fiskers Karma kam 2008 auf den Markt, als Musks Tesla Roadster noch kaum über seinen Prototypenstatus herausgekommen war. Fisker, bis dato als Hersteller exklusiver Sportwagen in Kleinstserie bekannt, wollte die sportliche Limousinenlandschaft mit seinem Fahrzeug so richtig aufmischen. Damals waren viertürige Coupés gross im Trend. Und die knapp fünf Meter lange Luxuslimousine mit den weichen Formen, dem BMW-Z8-Gesicht (ebenfalls von Fisker) und dem schmucken Hinterteil wollte nicht nur gefallen, sondern sich dank fortschrittlicher Plug-in-Hybrid-Technik auch zum umweltfreundlichen Statement der Schönen und Reichen machen.

Fisker kombinierte im Karma einen kräftigen Zweiliter-Vierzylinder von BMW mit einem E-Motor. Das im Fahrzeugboden verbaute Hybridmodul mit Lithium-Ionen-Technik liess sich in der eigenen Garage aufladen und bot eine rein elektrische Reichweite von rund 80 Kilometern. Auch die Fahrleistungen des Karma durften sich sehen lassen: 0–100 km/h in sechs Sekunden, über 200 km/h Spitze. Zu Preisen ab 80’000 Dollar sollten ab 2009 mindestens 15'000 Fahrzeuge jährlich entstehen.

Fisker warf das Handtuch

Doch im Gegensatz zu Musk und Tesla gingen Fisker erst die Kunden und dann das Geld aus. Der Karma kämpfte mit Qualitätsproblemen – es gab Bilder von in Flammen aufgehenden Fahrzeugen in Texas (USA). Bald ging Fiskers Batterie-Zulieferer pleite, und die Suche nach chinesischen Investoren verlief harzig. Letztlich trennte sich Firmengründer Henrik Fisker von seinem Top-Management und warf mitten in den Verhandlungen mit den chinesischen Interessenten den Bettel hin. Und so dümpelte der Karma ohne Fisker jahrelang ohne nennenswerte Erfolge vor sich hin.

Designer und Markengründer Henrik Fisker ist zwar längst entnervt aus dem Projekt ausgestiegen, ...
Foto: Herbie Schmidt
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Mittlerweile haben die chinesischen Amis neben dem in die Jahre gekommenen Karma Revero auch den Karma GT und den GS6 im Programm – alle mit der alten Fisker-Karosserie. Und der Karma GS6 soll nun bald auch nach Europa kommen und die Kunden nicht nur mit dem bekannten eleganten Design, sondern auch mit einem Verbrauch von 3,4 Litern und einer Reichweite von fast 580 Kilometern ködern. Rein elektrisch liegen dank des 28-kWh-Akkus mehr als 100 Kilometer drin, bevor der Range Extender eingreift. Die Technik stammt vom Karma Revero, dessen 400 kW (536 PS) starker E-Motor von einem BMW-Dreizylinder mit 228 PS als Range-Extender mit Energie versorgt wird. Das maximale Drehmoment von 746 Nm sorgt für mächtig Schub.

Karma wird rein elektrisch

Neben dem Karma GS6 mit dem erwähnten Plug-in-Hybridantrieb ist für Europa ab diesem Jahr auch eine zusätzliche, rein elektrische Variante mit bis zu 110 kWh grossem Akku geplant. Damit wären dann Reichweiten von gegen 500 Kilometer ohne Nachladen möglich. In Amerika kostet der GSe-6 mit Plug-in-Hybridantrieb 83'900 und die später im Jahr erhältliche rein elektrische Variante 79'900 Dollar. Die Preise für Europa stehen derzeit noch nicht fest. Und es bleibt abzuwarten, ob der vermeintliche Rohrkrepierer Fisker Karma doch noch zum Erfolg wird.

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