Dakar-Rallye 2017
Auf zur Löwenjagd

Heute beginnt mit der «Dakar» der härteste Rallye-Marathon der Welt. Und es dürfte die nächsten zwei Wochen bei den Autos zum heissen Dreikampf zwischen Titelverteidiger Peugeot und den Herausforderern Toyota und Mini kommen.
Publiziert: 02.01.2017 um 01:25 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 23:15 Uhr
Rallye Dakar
Foto: Werk
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Jürg A. Stettler

In Asunción (Paraguay) starten heute Montag 316 Teilnehmer zur weltweit beschwerlichsten Rallye nach La Paz (Bolivien) und weiter bis nach Buenos Aires (Argentinien), wo am 14. Januar die Dakar-Teilnehmer nach zwölf Etappen und nicht weniger als 8823 gefahrenen Kilometern am Ziel erwartet werden. Das Rennen unter die Räder nehmen heuer 73 Autos, 146 Motorräder, 37 Quads, 50 LKWs und erstmals auch zehn sogenannte UTVs (Utility Task Vehicle = Golfwagen ähnliche 4x4-Offroader).

Comeback einer Legende Der Nissan Patrol verewigte sich 1987 in den Geschichtsbüchern der Dakar. Vor drei Jahrzehnten sicherte sich der Japaner den Sieg in der Klasse der Dieselfahrzeuge und schaffte es als erster Diesel unter die Top-Ten der Gesamtwertung. Das einstige Vorzeige-Fahrzeug mit markantem «Fanta Limon»-Aufdruck rostete danach in einer privaten Sammlung bei Girona (E) vor sich. Bis acht Nissan-Arbeiter des europäischen Technikzentrums den legendären Patrol in ihrer Freizeit renovierten und aus dem rostenden, von Ratten angefressen Wrack zum 30-Jahre-Jubiläum wieder einen fahrbaren Dakar-Racer machten.
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Der Gejagte

Nach dem Vorjahreserfolg ist der Wahlschweizer Stéphane Peterhansel auf seinem Peugeot 3008 DKR der grosse Gejagte. Doch seine Rivalen dürften es auch heuer nicht einfach haben, wurde der Werks-Peugeot des 51-Jährigen – nicht zuletzt aufgrund des angepassten Reglements – umfassend erneuert. So musste zwar ein kleinerer Air-Restriktor verbaut werden, dadurch erhält der Dreiliter-V6-Diesel weniger Luft zum Atmen und verliert rund 20 PS. Dafür ist sein Ansprechverhalten jetzt klar besser. «Wir kommen mit einem ganz neuen Wagen zur Dakar – und haben nun als Bonus gar eine Klimaanlage an Bord», verrät Stéphane Peterhansel vor dem Start. Bei bis zu zwölf Stunden Nonstop-Fahrt und 60 Grad Hitze im Cockpit ein nicht zu unterschätzender Komfort. Auch bei Federung und Dämpfern modifizierte Peugeot nochmals einiges, so dass der im Wallis wohnende, zwölffache Dakarsieger zuversichtlich meint: «Unser rundum erneuerte 3008 DKR ist sehr konkurrenzfähig.»

Vorjahressieger Stéphane Peterhansel steht im Fokus. Jeder will dem zwölffachen Dakar-Triumphator die Wüstenkrone abjagen.
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Seine Team-Kollegen

Davon werden auch die weiteren Peugeot-Werksfahrer profitieren. Etwa der unverwüstliche Carlos Sainz (Vater des aktuellen, gleichnamigen F1-Piloten), Cyril Depres oder Rallye-As Sébastien Loeb, der letztes Jahr bei seiner ersten Dakar und einem spektakulären Crash auf der 8. Etappe viel Lehrgeld zahlen musste und deshalb 2017 noch eine Rechnung offen hat. «Ich fühle mich nach einer ganzen Saison im Rallyecross und Rallye-Raid nun klar besser vorbereitet als bei meinem Debüt 2016», verspricht Loeb.

Erste Verfolger sind Peterhansels Teamkollegen Sainz, Depres und Loeb. Alle vier Fahrer haben das Potenzial den Titel für Peugeot zu verteidigen.
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Die Mini-Jäger

Bei Mini sollte neben Jakub Przygonski und Mikko Hirvonen vor allem Bryce Menzies Jagd auf die Löwen machen. Der heute 30-Jährige Amerikaner dominierte seit seinen ersten Starts 2007 die unterschiedlichsten US-Offroadmeisterschaften, gewann dreimal die Baja 500 und stellte im August einen neuen Weltrekord auf, als er mit seinem Truck 115,60 Meter weit flog. Der nette Showsprung hatte nun jedoch schwerwiegende Folgen, denn nur 5 Tage vor dem Dakar-Start musste Menzies wegen einer damals zugezogenen Verletzung Forfait erklären. Seinen Race-Mini erbt der Argentinier Orlando Terranova (jeweils Fünfter 2013 und 2014). Dieser 340-PS-Mini ist leichter geworden und seine Kohlefaser-Verkleidung lässt sich nun schneller entfernen. Ein Vorteil bei Beschädigungen oder beim Service. Zudem lässt sich der komplette Motor nun in weniger als einer Stunde ausbauen!

Mini hat seinen X-Raid-Renner leichter und für die Mechaniker praktischer gemacht. So wollen Przygonski, Hirvonen und Terranova Peugeot unter Druck setzen.
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Das Team der Ex-Sieger

Neben Mini sagt aber auch Toyota den Peugeots mit dem Löwen im Emblem den Kampf an. Trotz erfolgreichen Tests setzt Toyota an der Dakar dabei überraschenderweise nicht auf den rund 600 Kilo leichteren Hilux Evo mit Heckantrieb, sondern nochmals auf eine weiterentwickelte Allradvariante. Mit Nasser Al-Attiyah, dem zweifachen Dakarsieger (2011 und 2015), Nani Roma, Dakarsieger von 2014, und Giniel de Villiers, Dakarsieger von 2009, hat Toyota dafür sehr routinierte Fahrer am Start. «Ich kehre nach Südamerika zurück, um zu gewinnen», macht Al-Attiyah seine Ambitionen klar.

Ein regelrechtes Staraufgebot hat Toyota unter Vertrag. Am Hilux-Steuer nehmen die Ex-Sieger Al-Attiyah, Roma und de Villiers Platz.
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Die Helfer

Doch nicht nur die Erfahrung der Piloten und das Material werden an der diesjährigen Dakar über Sieg und Niederlage entscheiden, sondern auch die navigierenden Beifahrer. Weil die Funktionen der erlaubten GPS-Geräte für das diesjährige Rennen eingeschränkt wurden, werden Routine und Können der Co-Piloten und auch der gute alte Kompass wieder viel wichtiger. Dies wird im Dreikampf zwischen Peugeot, Toyota und Mini um die Rallye-Marathon-Krone für zusätzliche Spannung sorgen.

Zahlen zur Dakar Die 39. Ausgabe der Dakar führt durch drei Länder (Paraguay, Bolivien und Argentinien). Während zwölf Etappen – davon sechs über 3000 m ü. M. – legen die Fahrer total 8823 Kilometer zurück (4093 km sind gezeitete Wertungsprüfungen). 70 TV-Stationen liefern rund 1200 Stunden Bildmaterial in die Wohnzimmer von 190 Ländern. Entlang der Strecke erwarten die Organisatoren nicht weniger als 4,4 Millionen Zuschauer. Für die 316 Rennteilnehmer sorgen über 22'000 Polizisten und Militärs entlang der Strecke für Sicherheit. Und für medizinische Notfälle stehen ein Feldspital, ein Ambulanzjet, sieben Helikopter, zehn Ambulanzen und nicht weniger als 60 Ärzte und Krankenpfleger bereit.
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Zwei Schweizer an der Dakar

Heute starten auch zwei Schweizer zur Dakar 2017. Der Genfer Töffpilot Marco Filippi (40) bricht mit seiner KTM 450 Rallye Replica (Startnummer 134) als Rookie zum Dakar-Abenteuer auf. Und wie im Vorjahr lotst Copilot Steven Griener (34) seinen französischen Toyota-Fahrer Marco Piana (Nummer 390) durch die Spezialwertungen. Infos zum aktuellen Renngeschehen und dem Abschneiden der Schweizer gibts unter www.dakar.com.

Der Schweizer Marco Filippi nimmt mit dem Motorrad an der Dakar teil.
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Sein Landsmann Steven Griener ist Co-Pilot von Toyota-Fahrer Marco Piana.
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