Das meint BLICK zum neuen Model Y
Auf einmal fährt Tesla hinterher

Einst war Tesla ein gehypter E-Auto-Pionier, der die etablierten Autobauer gehörig unter Druck setzte. Mit dem neuen Model Y sind die Amis vom Gejagten zum Jäger geworden.
Publiziert: 15.03.2019 um 16:25 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2020 um 14:24 Uhr
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Büsst Tesla gerade seine Vorreiter-Rolle in der Elektro-Mobilität ein? Die Kalifornier um den exzentrischen CEO Elon Musk schafften, was vorher so nur dem verstorbenen Apple-Boss Steve Jobs mit seinem iPhone gelungen war: einen Medienhype um jedes neue Produkt, der die Jünger rund um den Globus in Wallung versetzte. Man erinnere sich nur an die Tausenden Menschen, die vor den Showrooms Schlange standen – bloss um 1000 Dollar Vorauszahlung für das Model 3 zu leisten. Und dann jahrelang auf ihr E-Auto zu warten.

Konkurrenz hat aufgeholt

Nun hat Tesla also das Model Y vorgestellt – ein Mittelklasse-SUV mit bis zu sieben Sitzen, von dem im Herbst 2020 die ersten Modelle ausgeliefert werden sollen. In Europa solls gar erst Anfang 2021 so weit sein! Vor sieben Jahren brachte Tesla als E-Auto-Pionier mit dem damals einzigartigen Model S die etablierten Hersteller so richtig in Zugzwang. Aber sollte in zwei Jahren der Model Y tatsächlich pünktlich auf unsere Strassen rollen, wird er ein Elektro-SUV unter vielen sein.

Schliesslich hat die einst düpierte Konkurrenz längst ihre Hausaufgaben gemacht: Der I-Pace von Jaguar etwa ist seit letztem Herbst auf dem Markt, die Auslieferung des 4,90 Meter langen E-Tron von Audi hat soeben begonnen. Und schon im Sommer rollt mit dem Mercedes EQC ein weiterer Wettbewerber heran. Auch BMW und VW haben entsprechende Fahrzeuge im Köcher und starten 2020 die Aufholjagd. Und längst gibt es vielversprechende Elektro-Startups aus China, die heute so sexy erscheinen wie einst Tesla.

Tesla hat den Kompakt-SUV Model Y vorgestellt. Er soll bis zu 480 Kilometer weit stromern und sieben Personen Platz bieten.
Foto: Werk
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Model Y fehlt Esprit

Mit dem Design des Model S hatte Tesla einen grossen Wurf gelandet. Doch dem Model Y fehlt es an Esprit und Eigenständigkeit, und die Konkurrenz ist nicht weniger ansehnlich. Bleibt noch der Preis: Rund 40 000 Franken soll der Elektro-SUV in der Basisausführung kosten. Verglichen mit der europäischen Konkurrenz wäre das ein Schnäppchen-Preis.

Wie man jetzt aber beim Mittelklasse-Modell Model 3 sehen konnte, lassen die Sparversionen auf sich warten. Die ersten Modelle, die nun in die Schweiz geliefert wurden, kosten die Besitzer zwischen 60'000 und 71'000 Franken – dann allerdings auch mit 4x4 und grossem Akkupaket. Wers günstiger will, muss noch länger warten.

Tesla ist nicht mehr einzigartig

Klar dürfte auch das neue Model Y wieder zum weltweiten Verkaufshit werden. Aber nur, wenn es Musk gelingt, diesmal pünktlich mit den Auslieferungen zu beginnen, und nicht wie beim Model 3 Jahre hinter dem eigentlichen Zeitplan hinterherzuhinken. Denn bis jetzt war Tesla weitestgehend konkurrenzlos – das ist heute definitiv nicht mehr der Fall.

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