Die Strategie bis 2030 der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz
Elektro-Offensive mit 35 neuen Stromern

In den nächsten acht Jahren will die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz 35 neue E-Autos lancieren. Der Markenverbund will dabei auf einheitliche Technik und gleiche Bauteile setzen. So wird der nächste Nissan Micra ein Zwilling des neuen Renault 5.
Publiziert: 01.02.2022 um 11:14 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2022 um 15:10 Uhr
Andreas Faust und Martin A. Bartholdi

Vor einem Jahr hat Renault-Boss Luca de Meo (54) seine Strategie für die französische Marke vorgestellt. Die sogenannte Renaulution besteht unter anderem in einer Elektro-Offensive und der Wiederbelebung von Klassikern wie dem Renault R5 und dem R4.

Jetzt greift dieses Elektro-Offensive auf die ganze Allianz über, die Renault zusammen mit den japanischen Marken Nissan und Mitsubishi bildet. Die gemeinsame Strategie sieht bis 2030 vor, 35 neue Elektromodelle auf den Markt zu bringen. Dafür investieren die drei Marken in den nächsten fünf Jahren 35 Milliarden Euro (rund 36,5 Milliarden Franken).

Strategiewechsel bei Nissan

Um Kosten zu sparen, setzen die drei Allianz-Partner auf einheitliche Technik und gleiche Bauteile. Erstes Resultat dieser Strategie wird der Nachfolger des Nissan Micra. Die Japaner planen einen elektrischen Kleinwagen, der auf der gleichen Plattform aufbauen wird wie der kommende Renault R5. Nur logisch werden beide Modelle im gleichen Werk in Nordfrankreich gebaut, dem Elektro-Industriezentrum «Renault ElectriCity».

Die Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi will in den nächsten acht Jahren 35 neue Elektroautos entwickeln. Im Bild stellt Renault-CEO Luca de Meo die neue Allianz-Strategie vor.
Foto: OLIVIER MARTIN GAMBIER omg.omg@w
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Erste Bilder und Videos des kommenden Micra versprechen einen Cityflitzer mit rundlichen Formen, ähnlich wie bei der Generation ab 2003. Dazu kommen runde LED-Lichter, die etwas an den Mini erinnern. Damit ändert Nissan seine Europa-Strategie. Vor einem halben Jahr hiess es noch, die Japaner würden in Europa lediglich noch SUVs vom kleinen Juke bis zum grossen Stromer Ariya anbieten. Von Kleinwagen war keine Rede.

Nun ist also doch wieder alles anders. Wahrscheinlich brauchen die Japaner den Micra, um ihre hochgesteckten Ziele zu erreichen. Bis 2026 sollen nämlich 75 Prozent aller in Europa verkauften Nissan elektrisch sein und ab 2030 sollen dann nur noch Stromer verkauft werden.

Fünf Elektro-Plattformen

Der neue Micra dürfte allerdings nicht vor 2024 starten, weil erst dann die Produktion des R5 auf der neuen kompakten Elektro-Plattform (CMF-BEV) anläuft. Auf ihr baut auch der neue E-Sportler von Alpine auf (siehe Box). Daneben wird es vier weitere Elektro-Plattformen in der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz geben. Auf der wichtigsten, globalen Plattform (CMF-EV) starten dieses Jahr der Nissan Ariya und der Renault Mégane E-Tech Electric. Allein auf dieser Plattform sollen 15 weitere Elektro-Modelle der Allianz aufbauen und jährlich 1,5 Millionen Stromer gebaut werden.

Alpine wird elektrisch

Im Rahmen der Strategie von Renault und der Allianz mit Nissan und Mitsubishi wird auch die Zukunft von Renaults Sport-Tochter Alpine rein elektrisch. Mit der Elektrifizierung soll in den nächsten Jahren auch der schon seit längerem angekündigte Ausbau des Alpine-Modellangebots kommen. Bis 2026 sind drei elektrische Alpine geplant. Bereits in der Pipeline ist der Nachfolger der aktuellen A110 als Stromer. Danach folgen ein neues Kompaktmodell und ein Crossover. Der rein elektrische Alpine GT X-Over wird ab 2025 im Alpine-Werk in Dieppe (F) produziert.

Diese schemenhafte Silhouette kündigt einen elektrischen Alpine-SUV ab 2025 an.
Alpine

Im Rahmen der Strategie von Renault und der Allianz mit Nissan und Mitsubishi wird auch die Zukunft von Renaults Sport-Tochter Alpine rein elektrisch. Mit der Elektrifizierung soll in den nächsten Jahren auch der schon seit längerem angekündigte Ausbau des Alpine-Modellangebots kommen. Bis 2026 sind drei elektrische Alpine geplant. Bereits in der Pipeline ist der Nachfolger der aktuellen A110 als Stromer. Danach folgen ein neues Kompaktmodell und ein Crossover. Der rein elektrische Alpine GT X-Over wird ab 2025 im Alpine-Werk in Dieppe (F) produziert.

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Dazu kommt die Plattform des Dacia Spring (CMF-AEV), eine Elektro-Plattform für die japanischen Mini-Autos Kei-Cars (KEI-EV) und eine für leichte Nutzfahrzeuge (LCV-EV Family). Diese Plattform ist mit dem Zusatz Family auch für Hochdachkombis ausgelegt und dient als Basis für einen neuen elektrischen Kangoo sowie den Nissan Townstar als Nachfolger des e-NV200.

Wie weiter mit Mitsubishi?

Bei den Kei-Cars wird Mitsubishi die Entwicklung verantworten. Aber auch für Europa wird die Marke entgegen früheren Absichten Neues bringen. So wird es schon nächstes Jahr einen neuen ASX geben, für den sich Mitsubishi bei Renault mit Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Technologien bedienen darf. Damit wird er technisch zum Schwestermodell des Renault Captur.

Zudem steht ein neuer Outlander in den Startlöchern. Er soll auf der gleichen Plattform aufbauen wie von Nissan der Qashqai und der X-Trail sowie der angekündigte Renault Austral. Dazu wollen die Franzosen in Zukunft einen weiteren SUV mit bis zu sieben Sitzen anbieten.

Die grösste Herausforderung der neuen Allianz-Strategie dürfte dabei auf die Designer zukommen. Heute nutzen 60 Prozent der 90 Modelle von Renault, Nissan und Mitsubishi dieselben Plattformen – bis 2026 sollen es 80 Prozent sein. Trotzdem müssen die Marken optisch ihren eigenständigen Charakter bewahren, obwohl zur Senkung der Produktionskosten möglichst viele gleiche Bauteile verwendet werden sollen.

Günstigere Batterien

Ein weiterer Baustein der Allianz-Strategie bis 2030 sind neue Batterien für die Stromer. Nissan und Renault wollen sich in den Kernmärkten auf einen Lieferanten beschränken, um so die Batteriekosten bis 2026 zu halbieren und bis 2028 gar 65 Prozent einzusparen.

Gleichzeitig forscht die Allianz an Feststoff-Batterien. Durch eine bis zu doppelt so hohen Energiedichte wie bei heutigen Lithium-Ionen-Batterien lassen sich höhere Reichweiten erzielen und die Ladezeit auf ein Drittel verkürzen. Dank der neuen Akku-Strategie sollen Elektroautos der Allianz dann gleichviel kosten wie vergleichbare Benzin- und Dieselautos. Die Entwicklung der neuen Feststoffbatterien liegt bei Nissan und die Akkus sollen ab Mitte 2028 serienreif sein.

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