Elektro-Mustang-SUV und umgebautes Europa-Geschäft
Detroit macht Ford-Schritte

Ford zeigt zur L.A. Motor Show Selbstbewusstsein: Mit dem SUV Mustang Mach-E steigt der Konzern in die Tesla-Jagd ein – und bringt zudem das Europageschäft zurück auf die Erfolgsspur.
Publiziert: 23.11.2019 um 07:49 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2020 um 13:41 Uhr
Andreas Faust

Es war keine gute Woche für Elon Musk (48): Am Donnerstag explodierte ein Starship-Raumtransporter seines Nach-den-Sternen-greifen-Unternehmens SpaceX, mit dem er die Menschheit zum Mars bringen will. Und diese Woche zur Motorshow in Los Angeles (USA) lancierte der US-Autobauer Ford seinen neuen Mustang Mach-E. Dieser Elektro-Crossover macht ab Ende 2020 mit 420 bis 600 Kilometer Reichweite ab 49'560 Franken Musks Standbein Tesla Konkurrenz.

Party in Musks Vorgarten

Ort des Events: Ausgerechnet der kleine Privat-Airport in Hawthorne, Kalifornien, neben dem das SpaceX-Hauptquartier aufragt. Quasi in Musks Vorgarten. Für einen Abend gab hier Detroit, die gute alte «Motor City» und Fords Heimat, den Ton an. Das komplette Management um CEO Jim Hackett (64), Aufsichtsratschef Bill Ford (62) und Europa-Boss Stuart Rowley (52) war aufgelaufen, der Detroit Youth Choir rappte dazu. Hollywood-Star Idris Elba (47) bekannte, sein Geld einst zwei Jahre lang am Ford-Band in England verdient zu haben – wie sein Vater.

Verbindung zum Mustang

Wie ein roter Faden zog sich die Schwärmerei für Fords Marken-Ikone, den vor 55 Jahren lancierten Mustang, durch den Abend. Bill Ford besitzt mit 35 Exemplaren mehr, als er fahren könne. Mancher Ingenieur betonte, selbstverständlich sei das «Pony Car» mit dem galoppierenden Pferd im Emblem sein erstes Auto gewesen. Ein verständlicher, vielleicht leicht überbemühter Versuch, die Begeisterung für den Mustang auf den familientauglichen E-Bruder zu übertragen. Wird jener die Marke Mustang beschädigen, oder genügt künstlicher und für einen Stromer sehr basslastiger Sound, um die Brücke zum bollernden V8 zu schlagen? Abwarten.

Zukunfts-Zugpferd: Der elektrische Mustang Mach-E inmitten vier V8-Mustangs.
Foto: zvg
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Bei Öffnung des Bestellsystems sammelte Ford jedenfalls binnen Minuten alleine in den USA über 1000 Reservierungen. Für eine je nach Händler unterschiedliche Anzahlung lässt sich der Ford-Stromer auch in der Schweiz schon vorbestellen.

Europa-Geschäft umgebaut

Doch noch vor sechs Monaten war Ford vor allem in Europa deutlich gedämpfter unterwegs. Seit April baut Europa-Chef Stuart Rowley radikal um. Das Reset-Programm soll bis 2021 umgesetzt sein. Derzeit diskutiert er den Abbau von rund 5000 Arbeitsplätzen vor allem in Deutschland. Gleichzeitig legt er den Fokus vor allem auf leichte Nutzfahrzeuge, bei denen Ford in Europa sehr gut unterwegs ist.

Und neben dem Geschäft mit klassischen Modellen wie Fiesta und Focus baut er eine Importsparte auf. «Global erfolgsträchtige Modelle wie den Mach-E oder den SUV Explorer, den wir nach Europa bringen, werden wir als Weltautos entwickeln und importieren», so Rowley. Man müsse Skaleneffekte der Stückzahlen nutzen.

Ford stromert mit VW

Auch beim Thema Elektromobilität gehts nun voran. Bis 2021 kommen insgesamt 16 elektrifizierte Modelle: Schwerpunkt zunächst auf den Nutzfahrzeugen und auf milden Hybriden mit 48-Volt-System wie bei den in Kürze kommenden Puma und Kuga. Zudem arbeitet Ford bei der Elektrifizierung mit VW zusammen und wird den Modularen Elektrobaukasten MEB, auf dem etwa VWs ID.3 basiert, nutzen.

E-Mustang als Leuchtturm

War der MEB für den Mach-E keine Option? «Der Mach-E ist ein Leuchtturm-Modell für uns, der Startpunkt unseres Wegs in die Zukunft», sagt Rowley. Gleichzeitig könne seine Plattform die Basis für zahlreiche globale Stromer bilden. «Auf dem MEB werden nur die europäischen Elektromodelle basieren», so Rowley. Im globalen Massstab seien deren Stückzahlen zu klein, um eine eigene Technologie für sie zu entwickeln – und die Kooperation so die bessere Lösung.

Tesla-Chef Elon Musk liess sich von Fords Show offenbar überzeugen. Statt der sonst gegenüber Konkurrenten üblichen Sticheleien twitterte er «Gratulation».

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