Erste Fahrt im Elektro-Bulli VW ID. Buzz
Jöh-Faktor statt Hightech-Coolness

Wenn passionierte Velofahrer einem Auto hinterherschauen: Auf Probefahrt durch Kopenhagen mit VWs neuem Elektro-Bulli ID. Buzz.
Publiziert: 10.09.2022 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2022 um 11:59 Uhr
Andreas Faust

In Kopenhagen sind Autos bloss geduldet. Oft sind in der dänischen Hauptstadt nur 30 km/h erlaubt, das Parkierreglement ist rigide und die Abertausenden Velos in der Innenstadt haben irgendwie immer Vorfahrt – oder nehmen sie sich. Aber für einmal heben die Pedaleure grinsend die Daumen. In jedem anderen Auto wäre man Störfaktor, aber nicht in VWs ID. Buzz.

Schlappe 22 Jahre nach dem allerersten Concept Car startet Anfang 2023 bei uns der legitime Nachfolger des VW-Bulli T1 von 1950. Der eroberte mit Charme und Jöh-Faktor Hippies und Handwerker. Der Buzz solls ihm nachmachen: «Er ist unser Imageträger», sagt der neue VW-Boss Thomas Schäfer (52). Erst recht, weil im Heck kein luftgekühlter Benziner tobt, sondern ein Elektromotor surrt. Auch für Dänen offenbar ein Pluspunkt.

Neben dem Käfer ist er der Kult-VW: Der VW Typ 2 T1, das zweite produzierte VW-Modell und die erste von bis heute sieben Transporter-Generationen. Bloss: Die Nachfolger hatten nie den Jöh-Faktor des Ur-Bulli.
Foto: VW
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Viel Platz, fünf Plätze

Erster Eindruck: Boah, ist der breit! Fast zwei Meter, was für üppig Platz vorne sorgt, aber auch für zweifelnde Blicke: Wo fängt das Auto an? Beim T1 sass man direkt hinter der Front, im ID. Buzz gibts vorm Lenkrad unendliche Weiten und einen Hubbel für die Frontkamera. Zweiter Eindruck: Oh, ist der kurz – 20 Zentimeter kürzer als der aktuelle Verbrenner-Bulli T7 bei zwölf Zentimeter weniger Radstand. Deshalb fehlt eine dritte Sitzreihe. Der Buzz ist nur ein Fünfplätzer und eher Familienvan als Kleinbus wie einst.

In Kopenhagen sind Autos bloss geduldet – Velos haben irgendwie immer Vorfahrt. Nur mit VWs neuem ID. Buzz ist man kein Störfaktor.
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Dafür hat VW im Interieur von der Kritik an den bisherigen Stromern gelernt: Statt des schrägen Fahrschalters am Kombiinstrument gibts einen Wählhebel an der Lenksäule, die Oberflächen sind freundlich bunt und fürs Auffinden des Hartplastiks muss man den Klopftest machen – so proper wirkt innen sonst kein VW-Stromer. Die Sitze mit Recycling-Bezügen sind langstreckentauglich, aber die optionalen Armlehnen zu den Türen hin brauchts eher nicht – sie stören beim Aussteigen.

VW ID. Buzz

Antrieb: Elektromotor, 204 PS (150 kW), 310 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Heckantrieb, Batterie Netto 77 kWh, max. Ladeleistung 11 kW/170 kW (Schnelllader), Reichweite 423 km
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 10,2 s, Spitze 145 km/h (abgeregelt)
Masse: L/B/H 4,71/1,99/1,93 m, ab 2471 kg, Laderaum 1121–2205 l
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 24,6 kWh/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz A
Preis: ab 67'860 Fr.

Antrieb: Elektromotor, 204 PS (150 kW), 310 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Heckantrieb, Batterie Netto 77 kWh, max. Ladeleistung 11 kW/170 kW (Schnelllader), Reichweite 423 km
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 10,2 s, Spitze 145 km/h (abgeregelt)
Masse: L/B/H 4,71/1,99/1,93 m, ab 2471 kg, Laderaum 1121–2205 l
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 24,6 kWh/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz A
Preis: ab 67'860 Fr.

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Die Rückbank lässt sich um 15 Zentimeter längs verschieben und umklappen – dann gibts über zwei Kubikmeter Ladevolumen. Mehr Sitz-Variabilität geht allerdings nicht, weils im Unterboden wegen der Batterie eine Stufe hat. Praktisch ist der verstellbare Ladeboden – als Notbett taugt er aber nicht. Dafür der Buzz zum Zugfahrzeug, dank 1000 Kilogramm Anhängelast (gebremst).

Mehr Ladeleistung als auch schon

Auf der Testrunde gibts ein Déjà-vu: Wenn man morgens mit dem ID.4-Dauertester der Blick-Autoredaktion zum Flughafen gefahren ist, muss man sich nicht gross umstellen. Der ID. Buzz tritt flott an, rekuperiert mit Verve und ist mit rund elf Metern Wendekreis einer der handlicheren, dem Heckantrieb sei dank. Natürlich spürt man seine 2,5 Tonnen Gewicht, aber die 204 PS (150 kW) schieben souverän voran. Ein wenig mehr rauschts um die Seitenspiegel, weil der Buzz höher aufragt als die anderen Elektro-VWs.

5 Fragen an VW-Chef Thomas Schäfer

Rund zwei Jahre leitete Thomas Schäfer (52) die Marke Skoda im VW-Konzern. Seit 1. Juli 2022 ist er neuer CEO der wichtigsten Konzernmarke Volkswagen.

Blick: Wie gehts weiter beim VW ID. Buzz?
Thomas Schäfer: Im kommenden Jahr kommt eine Version mit langem Radstand; ausserdem wirds eine Allrad-Version geben. Der Camper namens California wird aber noch einige Zeit brauchen.

Wie wichtig ist der Elektro-Bulli für die Marke?
Er ist unser Imageträger. Bei Software, Materialhaptik im Innenraum und der Bedienung hatten wir zuletzt Probleme – das alles soll er besser machen. Den nächsten Technik-Schritt werden dann die neuen Generationen von Passat und Tiguan gehen.

Und der Golf?
Den werden wir 2024 umfassend überarbeiten. Ob 2028 eine komplett neue Generation kommt, ist noch offen.

Haben Plug-in-Hybride eine Zukunft?
Ich sehe keine grosse Zukunft für die PHEVs. Künftig müssen sie die hohen Hürden der Abgasnorm Euro 7 erfüllen. Sie dafür fit zu machen, wird ihre Kosten nach oben treiben und sie zu teuer machen. Kleine Elektroautos dürften bald günstiger als PHEVs sein.

Wie viel wird der geplante kleine Stromer ID.2 kosten?
Wir peilen rund 25'000 Franken an. Aber Rohmaterial wird immer teurer – schwer zu sagen, wie sich die Situation bis zum Start in drei oder vier Jahren entwickeln wird.

Rund zwei Jahre leitete Thomas Schäfer (52) die Marke Skoda im VW-Konzern. Seit 1. Juli 2022 ist er neuer CEO der wichtigsten Konzernmarke Volkswagen.

Blick: Wie gehts weiter beim VW ID. Buzz?
Thomas Schäfer: Im kommenden Jahr kommt eine Version mit langem Radstand; ausserdem wirds eine Allrad-Version geben. Der Camper namens California wird aber noch einige Zeit brauchen.

Wie wichtig ist der Elektro-Bulli für die Marke?
Er ist unser Imageträger. Bei Software, Materialhaptik im Innenraum und der Bedienung hatten wir zuletzt Probleme – das alles soll er besser machen. Den nächsten Technik-Schritt werden dann die neuen Generationen von Passat und Tiguan gehen.

Und der Golf?
Den werden wir 2024 umfassend überarbeiten. Ob 2028 eine komplett neue Generation kommt, ist noch offen.

Haben Plug-in-Hybride eine Zukunft?
Ich sehe keine grosse Zukunft für die PHEVs. Künftig müssen sie die hohen Hürden der Abgasnorm Euro 7 erfüllen. Sie dafür fit zu machen, wird ihre Kosten nach oben treiben und sie zu teuer machen. Kleine Elektroautos dürften bald günstiger als PHEVs sein.

Wie viel wird der geplante kleine Stromer ID.2 kosten?
Wir peilen rund 25'000 Franken an. Aber Rohmaterial wird immer teurer – schwer zu sagen, wie sich die Situation bis zum Start in drei oder vier Jahren entwickeln wird.

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Mit normaler Fahrweise schafft man rund 350 Kilometer; dann gehts an die Ladesäule. Als erster VW-Stromer verträgt der ID. Buzz 170 Kilowatt (kW) Ladeleistung, was die Ladezeit von fünf auf 80 Prozent Batteriekapazität auf 30 Minuten drückt. An der 11-Kilowatt-Wallbox dauert die Vollladung rund 7,5 Stunden. Zum Start gibts nur die Kombination aus grossem Akku und 204 PS – weitere Versionen dürften aber folgen.

Thomas Schäfer kündigt auch eine Langversion mit bis zu sieben Plätzen – sprich: dritter Sitzreihe – an. Aber die wird wohl erst 2023 folgen. Mit 67'860 Franken toppt der ID. Buzz alle anderen VW-Stromer beim Basispreis, aber für schwächere Versionen mit weniger Batteriekapazität dürfte der künftig tiefer liegen. Für Optionen wie pilotiertes Fahren, elektrische Schiebetüren, Ambientelicht mit 30 Farben oder Komfortsitze schnürt VW Pakete – wer seine Fahrassistenten up to date mag, dürfte die 70'000-Franken-Marke deutlich reissen.

Aber die aufrechten Daumen am Strassenrand gibts inklusive. Dänen lügen nicht.

Das ist der Büezer-Stromer

VWs ID. Buzz gibts auch als Transporter. Technisch bleibt alles gleich zum Bulli, aber dafür passen zwei Euro-Paletten mit maximal 648 Kilogramm Ladung ins leergeräumte Heck mit 3900 Litern Ladevolumen. Bedienung und Fahrverhalten sind ebenfalls identisch, bloss wirkt das Cockpit karger mit Hartplastik rundum. Dafür gibts aber auch einen Abschlag beim Preis – der Cargo-Buzz startet ab 59'634 Franken inkl. MwSt.

VWs ID. Buzz gibts auch als Transporter. Technisch bleibt alles gleich zum Bulli, aber dafür passen zwei Euro-Paletten mit maximal 648 Kilogramm Ladung ins leergeräumte Heck mit 3900 Litern Ladevolumen. Bedienung und Fahrverhalten sind ebenfalls identisch, bloss wirkt das Cockpit karger mit Hartplastik rundum. Dafür gibts aber auch einen Abschlag beim Preis – der Cargo-Buzz startet ab 59'634 Franken inkl. MwSt.

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