Erste Fahrt im Lynk & Co 01
So fährt der chinesische SUV im Abo

Der Plug-in Hybrid-SUV Lynk & Co 01 soll Europa mit einem innovativen Abo-Modell im Sturm erobern. Auf der Strasse schlägt sich der Teilzeitstromer ziemlich gut, wie eine erste Testfahrt zeigt. Doch der SUV hat auch kleine Schwächen.
Publiziert: 17.04.2021 um 05:05 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2021 um 10:17 Uhr
Wolfgang Gomoll

Kennen Sie Lynk & Co? Schon letztes Jahr hatte Blick über den chinesisch-schwedischen Newcomer berichtet. Die Macher von Lynk & Co um den ehemaligen GM-Manager Alain Visser (hier im Interview) versprechen nicht weniger als eine «stressfreie und leicht zugängliche Mobilität».

Die Idee hinter Lynk & Co ist das Teilen von Autos. Eigentlich nichts Neues: In der Schweiz tummeln sich etliche Anbieter von Auto-Abos wie Carvolution, Carify oder Clyde. Und auch Hersteller wie Cadillac oder Volvo haben ähnliche Angebote. Bloss: Noch trägt dieses Geschäftsmodell keine grossen Früchte. Mercedes und BMW haben ihre Car-Sharing-Ableger bereits wieder zusammengepackt.

Lynk ist das Auto zum Teilen

Lynk & Co will mit folgendem Konzept auf die Überholspur: Entweder kauft man Autos wie den jetzt startenden Lynk & Co 01 für 42'000 Euro (ca. 46'000 Fr.) oder schliesst ein monatlich kündbares Abo für 500 Euro (550 Fr.) im Monat ab – definitive Schweizer Preise liegen noch nicht vor. Enthalten im Abo-Preis sind 1250 Kilometer sowie Service und Versicherung. Wer mehr fährt, zahlt pro Mehr-Kilometer 15 Cent (17 Rp.). Fährt man weniger, werden die Bonus-Kilometer auf den nächsten Monat übertragen. Der Kniff des Lynk-&-Co-Modells ist, dass man das Auto auf Wunsch mit dritten Personen teilen kann und dadurch die Kosten wieder reinholt. Auch für Firmen und Studenten-WGs eine Überlegung wert.

Das erste in Europa erhältliche Modell von Lynk & Co, der 01, soll Nutzern eine «stressfreie und leicht zugängliche Mobilität» ermöglichen.
Foto: zVg
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Innen gibts Volvo-Qualität

Aber die cleverste Geschäftsidee hilft nichts, wenn das Auto nichts taugt. Wir konnten nun erstmals am Steuer des Lynk & Co 01 Platz nehmen. Optisch legt der 4,54 Meter lange SUV einen coolen Auftritt hin, und auch der Blick auf den 12,7 Zoll grossen Touchscreen sowie 12,3-Zoll-Instrumente macht Laune.

Alles vielleicht etwas gar flippig getrimmt, aber ansehnlich und hochwertig wie der von Volvo übernommene Schaltknüppel des Siebengang-Doppelkupplungs-Automaten oder diverse Knöpfe in den Türen. Volvo? Ja! Lynk & Co ist ebenfalls eine Tochter des chinesischen Autobauers Geely und damit eine Volvo-Schwester.

Feedback auf Knopfdruck

Die Bedienung des Infotainments ist aber nicht immer selbsterklärend. Bei einem Abo-Auto, das verschiedene Menschen nutzen, kann es schon nerven, wenn man erst eine Weile suchen muss, um eine Funktion zu finden. Immerhin kann das Smartphone per Apple CarPlay und Android Auto drahtlos verbunden werden.

Eine klasse Idee ist der Feedback-Knopf im Dachhimmel. Da können die Fahrer Verbesserungsvorschläge machen, die von Lynk & Co gesammelt werden. Auch bei Assistenten bietet der China-SUV viel: adaptiver Tempomat, Stauassistent, Querverkehrs-Warner, Spurhalter oder Toter-Winkel-Warner – alles in Serie.

Der Sitzkomfort geht in Ordnung. Die Sitze bieten guten Seitenhalt, nur die Beinauflage könnte länger sein. Platz ist eh kein Thema: Auch in der zweiten Reihe kann man es sich bequem machen. Legt man die Lehnen der Rückbank um, wächst der Laderaum von 466 auf 1213 Liter. Nicht übermässig viel, aber genug.

Antrieb top, Fahrwerk mässig

Der Lynk & Co 01 teilt sich die Plattform mit Volvos XC40 und Polestars 2 und profitiert von Synergie-Effekten. In der Stadt gibt sich die Kombination aus 132 kW (180 PS) starkem Dreizylinder-Benziner und Elektromotor mit 60 kW (82 PS) dank gesamt 192 kW (261 PS) und maximal 425 Nm Drehmoment keine Blösse.

Allerdings könnte das straff abgestimmte Fahrwerk etwas harmonischer agieren. Wenn man zudem mal alles aus dem Antriebsstrang heraus kitzelt, bekommen die Antriebsräder schon mal Traktionsprobleme. Die Bremse fühlt sich synthetisch an und lässt sich erst nach einer Eingewöhnungszeit vernünftig dosieren.

69 Kilometer elektrisch

Drei Fahrmodi stehen zur Auswahl: «Hybrid», «Pure» (rein elektrisch) oder «Power», wobei sich sofort der etwas knurrige Dreizylinder meldet. Ein Sportler ist der 1879 Kilo schwere Plug-in-SUV logischerweise nicht. Aber mit 8,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h (und einer Spitze von 210 km/h) gut dabei.

Die 17,6-kWh-Batterie (14,1 kWh netto) soll den Lynk & Co 01 gemäss WLTP-Zyklus 69 Kilometer weit elektrisch surren lassen. Ist man nur in der Stadt unterwegs, sollen es 81 Kilometer sein – bei uns waren es auf der Fahrt 77. Den Verbrauch gibt Lynk & Co mit 1,2 l/100 km an – ein Plug-in-Fabelwert aufgrund des Messzyklus. Bei der Testfahrt standen am Schluss 4,0 l/100 km im Display: Zwar mehr als dreimal so hoch, aber dennoch ein guter Wert.

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