Erste Fahrt im McLaren 765LT
Die Show muss weitergehen

Sportwagenbauer McLaren wurde von der Corona-Krise übel erwischt. Das hindert die Engländer aber nicht daran, mit dem 765LT ein neues, brachiales Topmodell auf die Strasse zu stellen. SonntagsBlick wagte sich mit dem Boliden auf die Rennstrecke.
Publiziert: 04.10.2020 um 15:19 Uhr
|
Aktualisiert: 18.02.2021 um 16:15 Uhr
Wolfgang Gomoll und Andreas Engel

Rennsport-Fans wissen: Die Rechts-links-Kombination vor dem berüchtigten «Club Corner» in Silverstone (GB) ist der Schlüssel für eine schnelle Runde. Auf diese Schlüsselstelle rasen wir gerade im neuen 765LT (für Longtail) zu – dem neuen Topmodell im momentan kriselnden McLaren-Stall (siehe Box). Wir bremsen scharf, der Sportwagen bleibt stoisch ruhig, wir zirkeln – links, rechts, dann wieder aufs Gas. Wir nutzen die Breite der Strecke und feuern mit Vollgas ab auf die Start-Ziel-Gerade – so muss sich F1-Weltmeister Lewis Hamilton bei seinem Heim-GP fühlen!

McLaren verkauft Hauptquartier

Die Corona-Krise geht auch an Sportwagenbauer und F1-Rennstall McLaren nicht spurlos vorbei. Um den Einbruch der Verkäufe und anderer Einnahmequellen abzufedern, steht seit diesem Monat der durch seine besondere Architektur bekannte Gebäudekomplex im englischen Woking zum Verkauf. Das Vorhaben soll laut Medienberichten mehr als 200 Millionen Pfund, rund 240 Millionen Franken, in die leeren Kassen spülen. Bereits im Mai hatte McLaren angekündigt, insgesamt 1200 der 4000 Arbeitsplätze zu streichen. Immerhin: Die Briten wollen die Gebäude nicht räumen, sondern nach dem Verkauf zur Miete weiter nutzen.

Zvg

Die Corona-Krise geht auch an Sportwagenbauer und F1-Rennstall McLaren nicht spurlos vorbei. Um den Einbruch der Verkäufe und anderer Einnahmequellen abzufedern, steht seit diesem Monat der durch seine besondere Architektur bekannte Gebäudekomplex im englischen Woking zum Verkauf. Das Vorhaben soll laut Medienberichten mehr als 200 Millionen Pfund, rund 240 Millionen Franken, in die leeren Kassen spülen. Bereits im Mai hatte McLaren angekündigt, insgesamt 1200 der 4000 Arbeitsplätze zu streichen. Immerhin: Die Briten wollen die Gebäude nicht räumen, sondern nach dem Verkauf zur Miete weiter nutzen.

Mehr

Agilität rauf, Gewicht runter

Dieser kurze Streckenabschnitt bietet alles, um die gesteigerte Agilität des neuen 765LT gegenüber seinem Bruder 720S (hier gehts zum Test des 720S Spider) auszuloten. Da wäre zum einen die Bremsanlage, die aus McLarens Rennboliden Senna stammt und die 1229 Kilo des 765LT von 200 auf 0 km/h nach 108 Metern zum Stehen bringt. Apropos Gewicht: Auch hier setzten die Ingenieure an und sparten dank leichteren Rädern (–22 kg), neuen Rennsitzen (–18 kg), mehr Karbon und neuer Titan-Auspuffanlage insgesamt 86 Kilo gegenüber dem 720S ein.

Und natürlich wäre da die Leistungssteigerung um 45 auf 765 PS (800 Nm) – wie bereits der Name verrät. Die Power aus dem Vierliter-V8-Biturbo wird über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe auf die fetten 20-Zoll-Hinterräder gewuchtet. Die kürzere Übersetzung des Getriebes im Vergleich zum 720S sorgt aber nicht für einen schnelleren Sprint auf Tempo 100, wofür der 765LT ebenfalls nur 2,8 Sekunden benötigt.

Mit dem 765LT hat der britische Sportwagenbauer McLaren ab sofort ein neues Topmodell im Angebot.
Foto: zVg
1/24

Wie ein F1-Bolide

So bleibt auch die Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h quasi überschaubar – der weniger starke 720S ist in dieser Disziplin 11 km/h schneller. Doch beim 765LT gehts schliesslich um Agilität und nicht um Längsdynamik. Der Schlüssel dazu ist die verbesserte Aerodynamik: Vorne ist der 765LT um fünf Millimeter tiefer und leicht angestellt, womit die Silhouette der eines F1-Boliden ähnelt. Ausserdem besitzt er ein um neun Millimeter längeres Heck als der 720S, eine neue Stossstange, einen grösseren Heckspoiler, optimierte Seitenschweller und einen breiteren und längeren Diffusor. Macht in der Summe 25 Prozent mehr Abtrieb.

Neben den speziell mit Pirelli entwickelten und extra griffigen Reifen sind wir über die vier mittig platzierten Auspuffrohre am Heck besonders entzückt: Wird das Gaspedal mehrmals schnell nacheinander betätigt, werden die Endrohre zu krawallmachenden Flammenwerfern! Bei aller Effizienz und allen aerodynamischen Feinheiten will man zu einem Preis des auf 765 Stück limitierten Topmodells ab 372'290 Franken schliesslich auch noch etwas Show fürs Geld bekommen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?