Erste Fahrt im neuen ID.7
Das ist VWs neues Elektro-Flaggschiff

VW geht den nächsten Schritt: Der kommende ID.7 kommt mit mehr Leistung, oberklassig viel Platz und vielen Verbesserungen gegenüber den aktuellen Elektromodellen der Marke. Blick kurvte schon im getarnten Prototypen.
Publiziert: 13.04.2023 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2023 um 11:08 Uhr

Ab jetzt muss jedes neue Modell sitzen. Das ist das Credo von VW-CEO Thomas Schäfer (53). Unter seiner Ägide solls Probleme wie bei den letzten VW-Neulancierungen nicht mehr geben. Schluss mit Verzögerungen, Software-Problemen, erst per Update nachgelieferten Funktionen und den oft sehr kargen Interieurs vor allem in den Stromern ID.3 und ID.4. Vielleicht der Grund, warum sich die VW-Entwickler für die Prototypen des kommenden Elektro-Flaggschiffs namens ID.7 eine spezielle Tarnung ausgedacht haben.

Denn der in 40 Schichten aufgetragene Lack lässt sich unter Strom setzen und dann leuchten 22 Bereiche der Karosserie im Wechsel auf. Schliesst man eine Soundanlage an, wird der Oberklasse-Stromer zu einer rollenden Lichtorgel. Soviel Aufwand, nur um das endgültige Design des ID.7, das noch niemand ausserhalb VWs kennt, zu verbergen. Eins ist aber klar: Der ID.7 kommt noch im Look von ID.3 und Co. – die von Schäfer mit der Studie ID.2all angestossene neue Designlinie startet erst 2025.

Aussen Mittel-, drinnen Oberklasse

Aber wichtiger ist ja: Wie fährt er denn nun, der ID.7? Wir durften schon eine Runde im Prototypen drehen. Eine gute Sitzposition ist schnell gefunden. Das Cockpit mit 15-Zoll-Infotainmentbildschirm und einem schmalen Anzeigescreen für die Instrumente ist typisch für die VW-Stromer. Allerdings wurde die Kundenkritik an der Hartplastikwüste der ersten ID.3 gehört: Der obere Bereich der Armaturentafel ist mit Leder überzogen, die Luftausströmer der intelligenten Klimaanlage sind kaum zu erkennen. Mit 4,97 Meter ist der ID.7 aussen nur knapp 20 Zentimeter länger als ein aktueller VW Passat. Aber drinnen wirkt er geradezu oberklassig. Auch hinten sitzt man mit mehr als 1,85 Metern Grösse entspannt, Beinfreiheit ist bei einem Radstand von 2,97 Metern ohnehin kein Thema. So kann sich der ID.7 gegenüber Hyundais neuem Ioniq 6 sehen lassen.

Jetzt kommt auch ein VW-Stromer in der Grösse des Passats: Blick drehte eine erste Runde in einem Prototyp des neuen VW ID.7.
Foto: Zvg
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Los gehts: Das serienmässige Head-up-Display versorgt uns per Augmented Reality mit den wichtigen Informationen, ohne dass wir den Blick von der Strasse nehmen müssten. Schon nach wenigen Kilometern ist klar: Mit dieser komfortablen Abstimmung wird der ID.7 zum Elektro-Passat. Selbst im Sport-Fahrmodus filtern die Dämpfer Unebenheiten ziemlich zuverlässig weg, allerdings wippt dann die Karosserie ganz leicht nach. Selbst wenn man die Dämpfer im Individualmodus auf maximale Härte dreht, muss man keine Angst um die Bandscheiben haben. Mit dem ID.7 fällt das Kilometerfressen auf der Langstrecke leicht.

Endlich mehr Leistung

Allerdings könnten die Unterschiede der Fahrprogramme Eco, Comfort und Sport deutlicher ausgeprägt sein. Die geschwindigkeitsabhängige Lenkung ist nicht allzu sportlich ausgelegt, meldet aber zuverlässig zurück. Der Luftwiderstand ist mit einem Koeffizienten von 0,23 zwar sehr gut, aber die sehr flach stehenden A-Säulen stehen beim Einlenken im Blickfeld herum. Dafür gehts im Innenraum des ID.7 so ruhig zu, sodass man Unterhaltungen auch bei hohem Tempo leise führen kann.

Rückt VW mit dem ID.7 nun näher an den Elektropionier Tesla heran? Ein Stück weit: Die gesamte Antriebsplattform wurde weiterentwickelt. Bisher lag mit Heckantrieb bei 204 PS (150 kW) das Leistungslimit; wir sind mit der neuen Top-Maschine mit 286 PS (210 kW) und einem Drehmoment von 545 Newtonmetern unterwegs. Bei der Rekuperation bietet der VW nur eine Stufe, indem man den Lenkrad-Automatikhebel auf B dreht. Noch nicht angetan sind wir von der Bremse, die einen exakteren Druckpunkt haben könnte für bessere Dosierbarkeit.

Bis zu 700 Kilometer Reichweite

Bei den Akkus kommen Varianten: Im Herbst startet der ID.7 mit netto 77 Kilowattstunden (kWh) Kapazität, später kommt die S-Variante mit netto 85 kWh. Wir waren mit der kleinen Batterie unterwegs und hatten bei Ende der Testfahrt noch 42 Prozent in der Batterie und 193 Kilometer Restreichweite – hochgerechnet sollten also 460 Kilometer im Alltag drinliegen. Verbrauchswerte rückt VW noch nicht heraus, aber theoretisch sollten die Norm-Reichweiten bei 615, bzw. 700 Kilometern liegen. Der ID.7 lädt mit maximal 170 kW, die S-Versionen schaffen nominell bis zu 200 kW Ladeleistung.

Ein Schritt nach vorne macht auch das Infotainment mit eingängigerer Bedienung und Direktzugiff per Symbol auf Navigation, Assistenzsysteme und Fahrzeugdaten. Allerdings sind die Kacheln recht klein, sodass man immer kurz nach unten schauen muss, um die richtige Aktion zu starten. Allerdings blieben die Rinnen, in denen man per Fingerwisch zum Beispiel die Lautstärke regelt.

Los gehts mit dem ID.7 im Herbst, die Preise stehen allerdings noch nicht fest. In den Kofferraum passen übrigens 532 Liter Gepäck. Aber dabei dürfte es nicht bleiben: Denn in der VW-Pipeline soll auch noch ein Tourer genannter ID.7-Kombi stecken.

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