Purer Fahrspass!
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Porsche 911 Speedster:Purer Fahrspass!

Erste Fahrt im Porsche 911 Speedster
Laut kreischender Abschied

Mit dem limitierten Speedster schickt Porsche den letzten 911er in Rente. Gleichzeitig ist das 351'000-Franken-Sammlerstück eine Ode an den vom Aussterben bedrohten, klassischen Saugmotor.
Publiziert: 20.05.2019 um 01:55 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2020 um 18:55 Uhr
Martin A. Bartholdi

Unter der Hülle dieses puristisch offenen Porsche-Zweisitzers schlummert ein vom Aussterben bedrohter Antriebs-Dinosaurier: der Saugmotor. Dieser Name bezieht sich auf die Luft, die der Motor für die Verbrennung direkt ansaugt – während ein Turbomotor sie zuerst verdichtet. Sauger haben allerdings einen grossen Nachteil: Für viel Leistung brauchen sie viel Hubraum, was zu einem hohen Verbrauch führt. In Zeiten von scharfen CO2-Grenzwerten ist das selbst bei Sportwagen nicht mehr tragbar. So läuft der Turbo dem Sauger heuer den Rang ab, weil er dieselbe Leistung bei weniger Verbrauch bietet.

Die Fakten

Das macht den Speedster nicht nur wegen seiner limitierten Auflage zur schützenswerten Art. Porsches offener Zweisitzer basiert auf dem (noch) aktuellen 911 GT3 der Baureihe 991 (der neue 911er Carrera mit Turbo ist schon ein 992) inklusive Vierliter-Sechszylinder-Boxer im Heck und Sechsgang-Handschaltung. Die Zahlen im Speedster: 510 PS, 470 Nm, 0 bis 100 km/h in 4,0 Sekunden und 310 km/h Spitze. Als Abschiedsmodell der Baureihe 991 beweist er auf eindrückliche Art, wie viel Fahrfreude ein Sauger bieten kann.

Das Fahren

Das fängt beim ersten Tritt aufs Gaspedal an: Ohne Verzögerung spricht der Boxer an – egal in welchem Gang und bei welcher Drehzahl! Schon bei 2000 Touren beschleunigt der 1,5 Tonnen schwere Speedster locker aus der Kurve – und lässt sich auf der Gerade danach gerne bis über 9000 Touren drehen. Dabei kreischt er mit einmaligem Sauger-Sound, der sich offen besonders geniessen lässt. Trotz zweier ökologisch korrekter Partikelfilter, die sonst oft klangdämpfend wirken.

Der neue 911 Speedster ist quasi ein Eigen-Jubiläumsgeschenk zu Porsches 70. Geburtstag im letzten Jahr.
Foto: Werk
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Der Traum

Dieser Boxer ist wohl einer der besten Sauger überhaupt und zeigt andererseits, wieso die «normalen» 911er inzwischen auf Turbopower setzen: Er zeigt sich gewohnt durstig. 13,8 Liter im Schnitt gibt Porsche an, und auch wenn Sauger-Werkswerte realitätsnäher sind als jene von Turbos, dürfte es bei artgerechter Haltung mehr werden. Doch was kümmerts jene, der mindestens 351'000 Franken für eines der 1948 (angelehnt an das Geburtsjahr des 356er, auf dem der erste Speedster basierte) Cabrios bezahlen können? Ein Traumwagen in jeder Hinsicht, der als Sammlerstück zudem garantiert an Wert gewinnt – und ein gebührender Abschied für die letzte 911er-Generation.

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