Garagengewerbe zeigt seine Innovationskraft
Schluss mit der Verbrenner-Nostalgie

Schweizer Innovationen treiben die Automobilindustrie an. Wie auch hiesige Garagenbetriebe von dieser Innovationskraft profitieren und wie sie den Mobilitätwandel meistern, erläutert Autoexpertin Helena Wisbert am 18. «Tag der Schweizer Garagen» vor Rekordkulisse.
Publiziert: 21.01.2024 um 16:22 Uhr
Am Dienstag ging in Bern der Tag der Schweizer Garagen 2024 mit einem neuen Teilnehmerrekord über die Bühne. Über 900 geladene Gäste versammelten sich im Berner Kursaal.
Foto: © Peter Fuchs / UPSA
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Jürg A. Stettler

«Das Auto hat einen grossen Stellenwert und wird diesen auch behalten», hält Bundesrat Albert Rösti (56) zum Auftakt des Tag der Schweizer Garagen des Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) in Bern fest. Er unterstreicht damit vor über 900 Teilnehmenden (neuer Rekord) an der grössten Fachtagung der Schweizer Autobranche die Bedeutung des Autos als Wohlstandstreiber. Jeder achte Arbeitsplatz ist hierzulande direkt oder indirekt vom Auto abhängig.

Doch sich ändernde Rahmenbedingungen innerhalb und ausserhalb der Autobranche fordern das Gewerbe. «Wandel ist Fortschritt und Fortschritt entsteht durch Innovation», macht Thomas Hurter (60), AGVS-Zentralpräsident, deutlich: «Innovation ist daher der Schlüssel zum Erfolg.» Daran knüpft Helena Wisbert (41) an, Direktorin am renommierten CAR Center Automotive Research in Duisburg (D). Für sie sind Elektroautos einer der wichtigsten Innovationstreiber. Und die stammen weltweit primär aus China.

China auf dem Vormarsch

Dominiert wird der E-Markt vom chinesischen Hersteller BYD und Pionier Tesla. «Tesla schafft das mit Model Y und 3, mit nur zwei Modellen; beides Weltautos, bei denen Skaleneffekte helfen, Kosten zu senken», so Wisbert. Vorteil für BYD: Das Unternehmen kommt aus der Batterieherstellung, denn «die Batterie ist mit rund 40 Prozent des Preises immer noch das teuerste Teil eines E-Autos. Und in Zukunft gilt es, sich über Batterien zu differenzieren».

Auch um Kosten zu drücken, ist sie überzeugt, wird es bald unterschiedliche Batteriearten geben. «Zum einen gehts in Richtung sehr hohe Reichweiten und superschnelles Laden fürs Premiumsegment, zum anderen Richtung tiefer Preis und ebensolche Reichweite.» Zur in der Schweiz noch vorherrschenden Zurückhaltung gegenüber chinesischen Autos – nur 21 Prozent würden ein E-Auto aus China kaufen – meint die CAR-Direktorin: «Diese Akzeptanz wird genauso wie der Bekanntheitsgrad der chinesischen Marken steigen.»

E-Auto-Kosten sinken

Dies vor allem, weil E-Autos aus China preiswerter sind. Doch: «Bis 2030 werden Verbrenner bei der Herstellung günstiger bleiben. Auch wenn Hersteller versuchen, mit Kooperationen Kosten zu senken.» Für die Akzeptanz bei der Kundschaft müssten E-Autos in Europa trotzdem bereits 2027 gleich teuer sein wie Verbrenner, was einen enormen Margendruck für Hersteller, Importeure und letztlich auch Garagisten bedeutet.

Die Chinesen würden sich in Europa zwar nicht komplett durchsetzen, aber sie seien gekommen, um zu bleiben. Was ebenfalls Einfluss auf die Verkaufskanäle habe, ob Online, Pop-up-Stores oder klassischer Autohandel. «Hier wird viel ausprobiert. Und viel Geld verbrannt. Aber auch in Zukunft wird der physische Autoverkauf noch von grosser Bedeutung sein», so Helena Wisbert. Damit macht die profunde Kennerin der weltweiten Autobranche Schweizer Garagistinnen und Garagisten wieder Mut. Sie mahnt aber gleichzeitig, nicht der Verbrenner-Nostalgie zu verfallen, da alle Trends hin zur E-Mobilität gehen – dem Innovationstreiber für die Mobilität der Zukunft.

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