Kanton stellt Bedingungen
Neuer Rettungsvorschlag für Genfer Autosalon

Ein erstes Finanz-Rettungspaket der Genfer Regierung schlugen die Organisatoren der Geneva International Motor Show (GIMS) aus. Nun macht der Kanton einen neuen Vorschlag. Ist er akzeptabel?
Publiziert: 09.06.2020 um 02:47 Uhr
Raoul Schwinnen

Nach der kurzfristigen Absage des Genfer Autosalons 2020 durch den Bundesrat steckt die organisierende Geneva International Motor Show (GIMS) in Zahlungsschwierigkeiten. Obwohl viele Rechnungen beglichen werden konnten, bleiben Forderungen offen. Und der Autosalon hat kein Geld mehr.

Deshalb versprach der Kanton Genf nach einem Hilferuf der GIMS ein Darlehen in Höhe von 16,8 Millionen Franken. Knüpfte aber nicht ganz uneigennützig Forderungen an dieses Hilfspaket. So sollte die GIMS künftig die Organisation des Autosalons an den Messeveranstalter Palexpo SA abtreten und zudem garantieren, dass der Autosalon auch kommendes Jahr stattfinden wird.

Genfer Regierung will Salon 2021

Dazu muss man wissen: Die Palexpo SA mit ihren Messehallen beim Flughafengelände gehört zu 80 Prozent dem Kanton Genf. Deshalb hat die Regierung ein grosses Interesse, die grösste Publikumsmesse der Schweiz in Genf zu halten und auch nächstes Jahr durchzuführen – immerhin gehts um einen Umsatz von rund 250 Millionen Franken. Die GIMS-Organisatoren betrachteten das Angebot der Genfer Regierung mit den verbindlichen Auflagen aber als Versuch einer unfreundlichen Übernahme, verzichteten auf eine solche staatliche Finanzspritze und begründeten es offiziell damit, dass die gestellten Bedingungen im Widerspruch zu den Statuten der GIMS-Stiftung stünden.

Nach der kurzfristigen Absage der Geneva International Motor Show durch den Bundesrat steckt die organisierende GIMS in Zahlungsschwierigkeiten.
Foto: Getty Images
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Aussteller wollen erst 2022 wieder

Vor allem der Fakt, dass die Regierung auf der Durchführung des Autosalons 2021 beharrt, stösst vielerseits auf Unverständnis. Viele Aussteller wie zum Beispiel die Amag sagen klar, dass sie 2021 nicht nach Genf zum Autosalon kämen. «Neben der allgemeinen Wirtschaftskrise wissen wir nicht, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt. Kommt im Winter eine zweite Welle? Wieder eine kurzfristige Salon-Absage können wir uns nicht leisten», sagt etwa Amag-CEO Morten Hannesbo. Er fände es viel besser, sich auf eine nächste Austragung 2022 zu konzentrieren. Vielleicht auch in Absprache mit der IAA in München. Mit einer jährlich alternierend in München und Genf stattfindenden Messe könnten der Amag-CEO und viele weitere Aussteller wohl durchaus leben.

Skepsis gegenüber dem zweiten Angebot

Als Reaktion auf die negative Rückmeldung der GIMS zur geplanten Finanzhilfe machte der Kanton Genf letzten Freitagabend ein zweites Angebot – stellt weiterhin 16,8 Millionen Franken in Aussicht, diesmal ohne verbindliche Forderungen. Zumindest auf den ersten Blick. François Launaz, Präsident des Importeursverbands Auto Schweiz und starker Vertreter der GIMS-Organisation, bleibt aber skeptisch. Er meint zum neusten Regierungsvorschlag: «Der Kanton Genf beharrt nach wie vor auf einer Durchführung der Ausgabe 2021. Auch wenn dies nicht explizit im Vorschlag steht. Die dazugehörige Verordnung soll aber so ausgestaltet werden, dass dies eine zwingende Bedingung für die Auszahlung des Kredits wäre.» Launaz weiss zudem, dass bis zum 30. August das Referendum ergriffen werden könnte, daher bliebe alles bis Ende August in der Schwebe. «Und die Zeit, um bis März 2021 den Salon auf die Beine zu stellen, ist eigentlich heute schon zu knapp.»

Geringe Chancen für zweiten Vorschlag

Launaz macht keinen Hehl daraus, was er vom neuerlichen Rettungspaket der Genfer Regierung hält – nichts. «Deshalb», so der Auto-Schweiz-Präsident und das GIMS-Stiftungsratsmitglied, «muss die GIMS-Stiftung ihre Suche nach anderen Finanzierungsquellen fortsetzen. Und wird dies auch tun!» Diplomatischer äussert sich der neue GIMS-Direktor Sandro Mesquita: «Wir freuen uns, dass unsere Position vom Genfer Grossrat verstanden wurde und nun ein zweiter Vorschlag eingegangen ist. Denn die in der ersten Fassung des Gesetzesentwurfs beabsichtigte Änderung der Führungsstruktur war weder ein Mehrwert noch eine Erfolgsgarantie für die GIMS, ganz im Gegenteil.» Doch wie gehts jetzt weiter? Mesquita: «Als Nächstes werden wir die Bedingungen des Darlehens mit dem Staatsrat besprechen. Dann muss das Darlehen formell vom GIMS-Stiftungsrat genehmigt werden.»

Kostensenkungen, Angst vor zweiten Welle

Wie für Hannesbo scheint aber auch für Mesquita klar, dass es im nächsten Jahr wohl wieder keinen Autosalon in Genf geben wird. «Wir haben von der Mehrheit der Hersteller und Importeure sehr deutliche Signale erhalten, dass für sie eine Teilnahme 2021 aus zwei Gründen nicht in Frage kommt. Erstens, weil die Industrie von einer grossen Krise betroffen ist, die zu umfangreichen Kostensenkungsprogrammen führt. Zweitens, weil die gesundheitliche Situation aufgrund der Corona-Pandemie für den Beginn des nächsten Jahres sehr unsicher bleibt und man keine zweite Absage riskieren will.»

Definitiv entscheiden, ob es 2021 und/oder 2022 einen Autosalon in Genf geben wird, will der GIMS-Stiftungsrat bis Ende dieses Monats.

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