Kriminelle Hackerangriffe
Wer lenkt unsere Autos?

Über hundert Computer sind in modernen Autos verbaut. Und über jeden können Hacker die Kontrolle übernehmen. Wie schützen wir uns vor solchen Attacken?
Publiziert: 03.08.2018 um 16:11 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:38 Uhr
Martin A. Bartholdi

Autos fahren selbständig, stürzen sich aus Parkhäusern und nehmen keine Rücksicht auf Insassen oder Fussgänger. Diese Szene aus dem Hollywood-Blockbuster «Fast and Furious 8» ist nicht nur ein Fantasie-Szenario! Den Beweis lieferten vor drei Jahren die US-IT-Sicherheitsexperten Charlie Miller und Chris Valasek, als sie einen Jeep Cherokee übers Mobilfunk-Modul des On-Board-Multimediasystems «hackten» und ihn Beschleunigen und gar Stoppen konnten.

Hersteller steht in der Pflicht

Wie können wir uns vor solchen kriminellen Hackerattacken schützen? Praktisch gar nicht, lautet die ernüchternde Antwort des Chaos Computer Club Zürich (CCCZH). «Wir wissen nicht mal, was unser Smartphone alles kann. Und im Auto sind Programmierung und Zusammenhänge noch viel komplexer», weiss Sprecher Hernani Marques (33). Den effektivsten Schutz sehen die CCCZH-Mitglieder deshalb nicht bei der Programmierung, sondern bei der Produkthaftpflicht. Marques: «So liegt die Verantwortung nicht beim überforderten Kunden, sondern beim Hersteller.» Die Folge: die Hersteller investieren mehr in die Computersicherheit, um die Hürde für kriminelle Angriffe zu erhöhen.

Continental nimmt Verantwortung wahr

Wie zum Beispiel Autozulieferer Continental: Dieser rüstet ab sofort alle Steuergeräte mit Sicherheitsprogrammen der Software-Unternehmen Argus Cyber Security und Elektrobit aus. «In vernetzten Autos ist die moderne Cyber-Sicherheit inzwischen ein so grundlegendes Element wie die Bremse», begründet Continental-Strategiechef Werner Köstler. Im Fokus stehen das durch die Vernetzung mit dem Smartphone besonders anfällige Multimediasystem, das interne Netzwerk des Fahrzeugs und die Telematik, die unter anderem den adaptiven Tempomaten steuert und so Zugriff auf Gas und Bremse hat.

Symbolbild: Ein krimineller Hacker kontrolliert ein autonomes Auto vom Sofa aus.
Foto: wired.com
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Vier Augen sehen mehr als zwei

Auch der Chaos Computer Club Zürich würde dort ansetzen: «Es braucht eine starke und sichere Trennung zwischen den mit der Aussenwelt vernetzten Computern und jenen, die das Auto lenken.» Dazu schlägt der CCCZH vor, der Staat oder eine unabhängige Regulierungsbehörde sollten Einsicht in den Software-Code der Hersteller erhalten. Marques: «Je mehr Leute Einblick erhalten, desto mehr Fehler und Lücken werden gefunden». Und die Wahrscheinlichkeit wäre kleiner, dass die Hersteller ein Hintertürchen einbauen…

Chaos Computer Club Zürich

Dem Zürcher Ableger des Schweizer Chaos Computer Clubs gehts in erster Linie um den Spass am Gerät. Gleichzeitig wirft er auch einen kritischen Blick auf die Digitalisierung der Gesellschaft. Es geht darum, die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten. Deshalb sind nicht nur Hacker und Technikbegeisterte willkommen, sondern auch gesellschaftlich engagierte Personen. Jeden Mittwoch ab 19 Uhr trifft sich der Chaos Computer Club Zürich in seinem Hackerspace an der Röschibachstrasse in Zürich. Der so genannte Chaostreff ist für alle offen.

Dem Zürcher Ableger des Schweizer Chaos Computer Clubs gehts in erster Linie um den Spass am Gerät. Gleichzeitig wirft er auch einen kritischen Blick auf die Digitalisierung der Gesellschaft. Es geht darum, die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten. Deshalb sind nicht nur Hacker und Technikbegeisterte willkommen, sondern auch gesellschaftlich engagierte Personen. Jeden Mittwoch ab 19 Uhr trifft sich der Chaos Computer Club Zürich in seinem Hackerspace an der Röschibachstrasse in Zürich. Der so genannte Chaostreff ist für alle offen.

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