Mercedes-AMG GT Black Series: Stärkster AMG aller Zeiten
Orange ist das neue Schwarz

Riesen-Heckflügel, krawalliger Ton und 730 PS: Der neue Mercedes-AMG GT Black Series ist nichts für die Fahrt zum Beck. Aber er macht süchtig.
Publiziert: 07.01.2021 um 08:20 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2021 um 09:26 Uhr
Stefan Grundhoff

Wie, der hat Kontrollschilder? Heckflügel wie eine Biertheke, orange Kriegsbemalung und Spoiler und Schweller lassen den Mercedes-AMG-GT Black Series aussehen, als dürfe man mit ihm nur auf die Rennstrecke. Aber: Die Krönung der AMG-Sportwagenbaureihe darf man tatsächlich auf der Strasse fahren. Wenn man 379'000 Franken übrig hat.

Black, also schwarz, sind hier aber nur die Carbon-Anbauteile. Unter dem Label Black Series lanciert die Mercedes-Sporttochter AMG immer die krassesten Topversionen ihrer Modelle. Mehr geht nicht – der Zweitürer ist der stärkste AMG aller Zeiten!

Zu extrem für die Landstrasse

Doch eines wird nach ein paar Kurven auf dem deutschen Lausitzring schnell klar: Auf der Strasse hat er dennoch eher nichts zu suchen. Nicht, dass man mit ihm nicht auch über Landstrassen oder Autobahnen kacheln könnte; doch ernsthaft: Dafür gibts im Hause Daimler Modelle, die noch mehr Spass machen. Denn dieser bollernde Bolide ist auch ein wenig furchteinflössend; nimmt uns weniger mit seinem Design, sondern mit seiner grandiosen Fahrdynamik ein. Die lässt sich nur auf der Nürburgring-Nordschleife, im Kurvengeschlängel von Laguna Seca oder auf anderen abgesperrten Pisten wirklich ausschöpfen.

Orange ist das neue Schwarz: Der Mercedes-AMG GT Black Series ist das Topmodell der Sportwagen-Baureihe.
Foto: Daimler AG
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Form folgt Funktion: Der alles andere als sehenswerte Zierrat aus ausfahrbaren Spoilern, Luftein- und -auslässen, fetten Michelin-Rennpneus und jeder Menge Hightech, die man erst auf den dritten Blick erkennen kann, hat seinen Sinn. Der vier Liter grosse V8-Doppelturbo-Benziner wurde auf eine flache Kurbelwelle umkonstruiert, die zwar die Laufruhe des Motors etwas aus dem Takt bringt, aber keine Ausgleichsgewichte braucht und daher leichter ist. So liefert der V8 nun 730 PS und ein gewaltiges Drehmoment von 800 Newtonmetern. Dazu gibts ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen, ultrapräzise Lenkung und eine bissige Rennsportbremse. Und extra-dünne Scheiben, wegen des Gewichts.

Einfach lenken – der Rest geht von alleine

Dieser Black-Series-Renner macht süchtig. Und dazu brauchts nicht lang. Aus dem Stand der menschenleeren Boxengasse heraus geht es in 3,2 Sekunden auf Tempo 100, nach neun Sekunden sind Tempo 200 erreicht und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 325 km/h. Auf der holprigen Start- und Zielgeraden zeigt der digitale Tacho nach zwei Runden warmfahren kurz vor dem Einbiegen ins Innenfeld 252 km/h an. «Ich hatte ihn dort auf Tempo 270», grinst Ex-DTM-Pilot Bernd Schneider, der für uns den Instruktor spielt.

Vor allem nimmt die spektakuläre Fahrbarkeit des AMG GT Black Series den Atem. Einfach wenig lenken und auf dem Gas bleiben. Der Rest klappt dann fast von alleine – abgesehen davon, dass Bernd Schneider trotz entspannter Fahrweise schon wieder auf und davon ist und man die Bremspunkte auch nach einigen Runden noch nicht begriffen hat. So spät kann man im Black Series drauftreten.

Mercedes-AMG GT Black Series

Antrieb: 4,0-V8-Biturbo-Benziner, 730 PS (537 kW), 800 Nm@2000/min, 7-Gang-Doppelkupplung, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,2 s, Spitze 325 km/h
Masse: L/B/H = 4,87/2,01/1,28 m, ab 1650 kg, Ladevolumen 350 l
Verbrauch: Werk 12,8 l/100 km, 292 g/km CO2 (WLTP), Energie G
Preis: ab 379'000 Franken

Antrieb: 4,0-V8-Biturbo-Benziner, 730 PS (537 kW), 800 Nm@2000/min, 7-Gang-Doppelkupplung, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,2 s, Spitze 325 km/h
Masse: L/B/H = 4,87/2,01/1,28 m, ab 1650 kg, Ladevolumen 350 l
Verbrauch: Werk 12,8 l/100 km, 292 g/km CO2 (WLTP), Energie G
Preis: ab 379'000 Franken

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Für den irren Anpressdruck bei hohen Tempi sorgen der ausziehbare Frontsplitter sowie der Heckflügel mit aktiver Innenklappe, die sich je nach vorgewähltem Fahrprogramm und Tempo variabel in den Fahrwind reckt. Bei Tempo 250 gibt es durch die zahlreichen Aerodynamikmassnahmen einen Abtrieb von 400 Kilogramm. Wer das elektronische Stabilitätsprogramm ESP unbedingt ausschalten will, kann über einen Drehknopf die Traktionskontrolle variieren, damit die gewaltige Power auch auf den Asphalt kommt. Der GT soll ja nicht völlig durchdrehen.

Wie der ballert, Mann!
2:19
Testfahrt: Mercedes-AMG A 45:Der ballert, Mann!

Helm und Overall wären sinnvoll

Das Gewindefahrwerk des AMG GT Black Series verfügt über adaptive Dämpfer, die je Rad sich auf Fahrsituation, Geschwindigkeit und den Fahrbahnzustand anpassen. Komfort? Ist dennoch nicht die Paradedisziplin, trotz Alcantara-Innenraum.

Fehlen Ihnen noch Helm und feuerfester Rennoverall? Einfach gut verhandeln beim Garagisten. Für den Preis von mindestens 379'000 Franken legt er beides statt Winterpneus und Fussmatten sicher noch obendrauf.

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