Mini wird chinesisch
So fährt der neue Elektro-Mini SE

Für den nächsten Elektro-Mini stammen Akku und Motor vom chinesischen Kooperationspartner Great Wall. Die Abstimmung lag aber bei Mini – betont Mutter BMW. Und die scheint zu passen, wie unsere erste Mitfahrt in einem Prototypen zeigt.
Publiziert: 28.03.2022 um 11:12 Uhr
Wolfgang Gomoll

Mini legt für die nächste Modellgeneration einen ziemlich anspruchsvollen Stunt hin. Obwohl die vollelektrischen Varianten und jene mit Verbrennungsmotor optisch weitgehend identisch aussehen, stehen sie auf zwei völlig unterschiedlichen Plattformen. Während die konventionell angetriebenen Versionen auf einer BMW-Architektur basieren, sind Komponenten der Elektro-Versionen das Resultat aus der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Autobauer Great Wall.

Allerdings ist es beim Mini nicht wie beim nächsten Smart, der komplett chinesisch wird und auch auf einer Geely-Plattform basiert. Great Wall fungiert im Grunde wie einst Magna beim BMW X3 lediglich als Zulieferer – so wird für den Mini der Antriebsstrang (Batterie samt Elektromotor) bei den Chinesen eingekauft. Das überrascht insofern, als BMW all das ebenfalls im Sortiment hätte. Da aber jedem E-Auto ein genau kalkuliertes Geschäftsmodell zugrunde liegt und der Mini Cooper SE auch in China seine Abnehmer finden soll, dürfte der Preis bei dieser Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt haben.

Gemeinsame Entwicklung

Zudem findet in China, wo BMW-Ingenieure am Werk sind, grundlegende Entwicklungsarbeit statt. Aber die gesamte Abstimmung der Hard- und Software liegt in den Händen der Techniker im Münchner Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ). Dass BMW auch beim elektrischen Mini alle Fäden in der Hand behalten will, ergibt noch mehr Sinn, wenn man die Modellpläne der Stromer-Minis kennt: Neben dem Dreitürer wird es einen fünftürigen Crossover geben, dessen Format an den ersten Countryman erinnert, dazu kommt noch ein echter batterieelektrischer Countryman.

Mini spannt für die nächste elektrische Modellgeneration mit dem chinesischen Allianzpartner Great Wall zusammen.
Foto: Bernhard Filser
1/16

Wir fahren jetzt im Prototyp eines Elektro-Dreitürers mit, von dem ab Serienstart im Frühling 2023 zwei Varianten geplant sind: Cooper E mit 184 PS (135 kW), 40-kWh-Akku und 300 Kilometer Reichweite sowie Cooper SE mit 224 PS (165 kW), 50-kWh-Akku und 400 Kilometer Reichweite. Der Neue ist nur unwesentlich kürzer als das aktuelle Modell. Die Überhänge (vor allem hinten) sind um etwa drei Zentimeter geschrumpft, die Spur um rund vier Zentimeter breiter und der Radstand ist um rund drei Zentimeter gewachsen. Das führt zu einer wesentlich ausgeglicheneren Achslastverteilung als die 60:40 Prozent (vorne zu hinten) beim aktuellen Cooper SE. Dazu kommt der tiefere Schwerpunkt durch die rein elektrische Architektur und trotz mehr Reichweite weniger Gewicht.

Stabiler und geräumiger

Diese Details machen sich beim Fahren sofort bemerkbar. Im Vergleich zum aktuellen Modell lenkt der Vorderwagen deutlich flotter ein und das Heck unterstützt dieses Vorhaben aktiv. Auch technisch legen die Ingenieure noch eine Schippe drauf und verbessern die aus dem 1er-BMW und dem BMW i3s bekannte Radschlupfbegrenzung (ARB), indem diese präziser anspricht und das Durchdrehen der Räder noch feiner regelt. Das wird auf dem vereisten nordschwedischen See besonders deutlich: Der Mini Cooper SE agiert sehr neutral. Auch beim Komfort spürt man Fortschritte. Der Mini Cooper federt harmonischer als der aktuelle Elektro-Mini. Der grössere Radstand macht nicht nur das Fahrverhalten stabiler und beherrschbarer, sondern verschafft den Passagieren im Fond mehr Platz.

Ein Raumwunder wird aber auch der neue Mini nicht. Womit wir beim Innenraum wären. Auch da wird sich einiges ändern. Allerdings war das Interieur unseres Prototypen noch getarnt und übersät mit dicken Kabeln und Schaltern für den Testbetrieb. Dennoch zeichnete sich das bekannte runde Display ab – wir vermuten mal, dass der runde Monitor die gesamte Fläche nutzen wird. Auch das dem aktuellen Modell nachempfundene Instrumenten-Display hinter dem Lenkrad wirkt wie nachträglich angebracht – und könnte bis zum Serienstart also wieder verschwinden. Bleiben wir also gespannt auf die inneren Werte des ab Frühling 2023 auf den Markt kommenden neuen Mini-Stromers.


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?