Monterey Car Week in Kalifornien
Ein Paradies für jeden Autofan

Bei uns haben klassische Automessen wie die IAA oder der Genfer Autosalon Mühe, Aussteller und Publikum zu finden. In Kalifornien sieht das anders aus. Die Monterey Car Week begeistert mit ihren vielen Events auch dieses Jahr ein grosses Publikum.
Publiziert: 22.08.2021 um 15:41 Uhr
Stefan Grundhoff

Warum klappt so was bei uns nicht? Letzte Woche pilgerten Zehntausende von Autofans an die US-Pazifikküste, um dem Auto und allem, was damit zusammenhängt, zu huldigen. Die jährlich stattfindende Monterey Car Week im Dreieck Laguna Seca, Monterey und Pebble Beach ist eine Veranstaltung wie keine andere. Ein Fest für die automobilen Sinne – selbst in diesem Corona-Jahr.

Zahl und Bandbreite der Monterey-Veranstaltungen sind gewaltig. Da enthüllen Lamborghini, Audi, Bugatti, Aston Martin oder Bentley ihre neuesten Kreationen. Mercedes gewährt seinen besten Kunden hinter verschlossenen Türen einen exklusiven Ausblick auf den kommenden SL. Pininfarina und Rimac präsentieren ihre soeben fertig gewordenen, eng verwandten und je über 1900 PS starken Elektro-Raketen – und freuen sich über den einen oder anderen Verkauf ihrer millionenteuren Fahrzeuge. Und nur ein paar Meilen weiter reihen sich Fans italienischer Sportwagen zum Concorso auf, campieren VW-Bulli-Freunde auf einer Wiese vor den Toren Montereys oder geben sich Hobbyschrauber mit ihren schrägsten Klapperkisten ein Stelldichein am Rathaus von Seaside.

Überdimensionales Familienfest

Die Monterey Car Week ist also keine langweilige Automesse für ein spezielles Fachpublikum. Sie ist vielmehr die offene Messe des dritten Jahrtausends – ein überdimensionales Familienfest, bei dem für jeden Autofan etwas dabei ist: BMW 2002 oder Mercedes 560 SEL gibts bei «Legends of Autobahn» ebenso zu bewundern wie brüllende Rennboliden auf der nahe gelegenen Rennstrecke von Laguna Seca, die mit atemberaubendem Speed den berühmt-berüchtigten Corkscrew-Corner herunterdonnern.

Warum klappt so was bei uns nicht? Letzte Woche pilgerten Zehntausende von Autofans an die US-Pazifikküste ...
Foto: ZVG.
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Selbst schwerreiche Grössen der internationalen Finanzwelt sind am Schlusstag auf dem legendären Golfplatz von Pebble Beach beeindruckt, als das exklusive Vorkriegsfahrzeug Mercedes 540 K Autobahn Kurier aus der Keller Kollektion von 1938 den Concours d’Elegance gewinnt. Gefallen haben dürften den feinen Damen und Herren aus der Upper Class, aber auch den vielen Rennsportfans die attraktiven Sonderausstellungen zu 50 Jahre Porsche 917, 50 Jahre Carrera Panamericana oder ein halbes Jahrhundert Lamborghini Countach. Da passte perfekt dazu, dass Lamborghini-CEO Stephan Winkelmann gleich noch eine Neuauflage des Countach enthüllte: 112 Modelle werden gebaut und für deutlich mehr als zwei Millionen Franken pro Stück verkauft – und dennoch ist der neue Countach gerade mal halb so teuer wie der neue Bugatti Bolide. Oder hat nur einen Bruchteil des Werts der vielen ausgestellten Porsche-917-Rennwagen.

Tickets von gratis bis 1000 Dollar

Waren es einst nur klassische Oldtimer, die im Rampenlicht der Monterey Car Week rund um die Halbinsel von Pebble Beach standen, nutzen längst viele Autohersteller die Bühne, um auch ihre neuesten Modelle zu präsentieren. Viele Events kosten das Publikum keinen Cent Eintritt. Andere Veranstaltungen sind dagegen so exklusiv, dass die Tickets schnell mal 1000 Dollar kosten – und die Wartelisten dennoch endlos lang sind. Doch die Stimmung im bunt gemischten Publikum ist überall gleichermassen einzigartig – interessiert, entspannt und so autoverliebt, wie es wohl nur in den USA sein darf. Da freuen sich millionenschwere Sammler über die skurrilen Klapperkisten von Bastlern, diskutieren angeregt mit deren Besitzern und lassen diese auch schon mal in einem der ihren exklusiven Preziosen Platz nehmen und eine Runde drehen.

Und während am Abend die einfacheren Besucher wieder nach Hause fahren, treffen sich die Reichen und Schönen dieser Welt bei Auktionen von RM Sotheby’s, Goodings oder Mecum, um sich einen der wertvollen Klassiker aus über hundert Jahren Automobilgeschichte unter den Nagel zu reissen.

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