Nachfrage massiv gestiegen
USA kommen auf den Diesel-Geschmack

In Europa stehen die Diesel momentan massiv unter Druck. Das sieht in anderen Regionen der Welt anders aus. Bestes Beispiel sind die USA, wo die Nachfrage nach Dieselmotoren gerade bei Massenmodellen immer grösser wird.
Publiziert: 20.02.2019 um 05:27 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2021 um 22:36 Uhr
Stefan Grundhoff

Wer meint, dass die USA eine Nation von Hybrid- und Elektrofanatikern ist, irrt gewaltig. Überproportional hoch sind die Anteile elektrifizierter Fahrzeuge allenfalls in Bundesstaaten wie Kalifornien, New York oder Florida. Der überwiegende Teil der Zulassungen sind aber Fahrzeuge mit konventionellem Benzinmotor. Dabei ist ein neuer Trend auszumachen, den es zumindest in einigen Bundesstaaten bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren gab: Die USA finden wieder Gefallen am Diesel!

Immer erfolgreicher

Hatten die Amis die Technik über Jahrzehnte verschmäht – VW scheiterte mit seiner Selbstzünder-Offensive in den 2000er-Jahren grandios – und diese allein in Trucks und den mächtigen Heavy-Duty-Pick-ups verbaut, so scheinen sie nunmehr auf den Geschmack zu kommen. Der Dodge Ram machte es vor Jahren vor, Massenmodelle wie der Ford F-150 oder der Chevrolet Silverado machten es nach: Die Bestseller auf dem US-Markt werden neben den bekannten Benzinmotoren mit sechs und acht Zylindern mittlerweile auch mit drehmomentstarken Dieseltriebwerken angeboten – mit steigendem Erfolg.

Obwohl der amerikanische PW-Absatz im vergangenen Jahr nur um 0,5 Prozent anstieg, wurden insgesamt 50'000 Dieselautos mehr verkauft – insbesondere bei Pick-ups und grossen SUVs. «Bei den meistverkauften Fahrzeugen in Amerika nehmen die verfügbaren Dieseloptionen weiter zu, gerade bei den grossen Pick-ups», sagt Allen Schaeffer, Geschäftsführer des nationalen Diesel Technology Forum. «Die jüngsten Ankündigungen von General Motors, Ram und Ford signalisieren, dass sich dieser Trend bis 2020 und darüber hinaus fortsetzen wird.»

Chevrolet Silverado mit 2,7-Liter-Diesel: Die Nachfrage steigt.
Foto: Werk
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Diesel vor Hybriden und E-Autos

Bei leichten Nutzfahrzeugen erreichte der Verkauf von Dieselfahrzeugen mit über 500'000 Einheiten (gut drei Prozent des gesamten Fahrzeugabsatzes) einen Höchstwert. Dabei lag der Anteil deutlich über dem der Hybridfahrzeuge, die rund zwei Prozent des Gesamtumsatzes ausmachten. Auf dem gleichen Niveau lag mit einem Verkaufsanteil von ebenfalls rund zwei Prozent die Zahl von sogenannten NEVs (New Emission Vehicles: Plug-in-Hybride und E-Autos).

Bei PW waren die ohnehin geringen Dieselanteile in den Jahren 2016 und 2017 weiter zurückgegangen. Im vergangenen Jahr gings aber von einem tiefen Niveau wieder um neun Prozent aufwärts. Am beliebtesten sind die Selbstzünder allerdings bei mittleren und grossen Pick-ups. «Immer mehr Pick-up-Käufer entscheiden sich für grössere Fahrzeuge, und hier scheint der Diesel zu brillieren», erklärt Alan Baum, Autoindustrie-Analyst aus Michigan: «2019 wird ein wichtiges Jahr für den Diesel in den USA. Wir gehen davon aus, dass weitere Produkte zu den Händlern kommen werden.»

Geringer Verbrauch, hohes Drehmoment

Derzeit sind in Amerika gut 40 Dieselmodelle von zehn Herstellern zu haben. Das Angebot reicht von leichten und schweren Pick-ups bis zu Crossovern und Limousinen. So wurde die effiziente Selbstzündertechnik, welche die Europäer einst so liebten, nicht nur bei neuen Pick-ups wie dem Jeep Gladiator, dem Dodge Ram 2500/3500 oder dem Chevrolet Silverado eingeführt, sondern auch beim neuen Mazda 3 Skyactiv D, der dem bereits eingeführten Mazda CX-5 Diesel folgt. Noch jung im Markt sind Modelle wie der Chevrolet Colorado, der GMC Terrain oder der Nissan Titan XD 5.0, die insbesondere auf einen geringen Verbrauch und maximales Drehmoment setzen.

Das kommt bei den Kunden zunehmend gut an, gerade wenn die Spritpreise in den USA wieder mal steigen. Ein durchschnittlicher Pick-up-Besitzer spart nach Analysen des Diesel-Forums pro Jahr rund 200 Gallonen Sprit (ca. 760 Liter), während sich die Reichweite um 200 Kilometer pro Tankfüllung verlängert. «Es ist keine Überraschung, dass gerade Autokäufer, die nach grösseren Fahrzeugen suchen, sich für den Diesel entscheiden», meint Alan Schaeffer.

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