Neuer MG HS mit Turbobenziner im Fahrbericht
Mittelklasse-SUV zum Kleinwagen-Tarif

Der neue Mittelklasse-SUV HS zeigt, dass der chinesische Autohersteller MG mit Nachdruck in die umkämpften Volumensegmente möchte – nicht allein elektrisch, sondern vor allem mit guten Preisen. Wir waren im neuen HS mit Turbobenziner und 177 PS auf Probefahrt.
Publiziert: 02.10.2024 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2024 um 13:03 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • MG bietet neuen HS mit Benziner und Plug-in-Hybrid an
  • Basisversion startet bereits ab 25'490 Franken mit solider Ausstattung
  • Plug-in-Hybrid hat eine rein elektrische Reichweite von über 100 Kilometern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Die Neuauflage des HS zeigt, dass die ehemalige britische Marke MG mit Nachdruck in die umkämpften Volumensegmente möchte. Und das nicht nur rein elektrisch.
Foto: MG Motor Deutschland GmbH
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Andreas Engel und Stefan Grundhoff

Die einen kennen MG als britische Marke aus der Vergangenheit. Andere als aufstrebenden Elektroauto-Hersteller aus China. So macht der MG4 in einigen europäischen Märkten schon länger erfolgreich Jagd auf Konkurrenten wie den VW ID.3 – seit Sommer ist MG auch in der Schweiz vertreten. Die meisten Kundinnen und Interessierte verbinden den Neustart des Unternehmens, das längst zum chinesischen Grosskonzern SAIC gehört, insbesondere mit Elektromodellen.

Die Geschichte von MG

MG steht für «Morris Garages». So hiess der britische Autobauer bei seiner Gründung 1923. Mit kleinen, spartanischen Roadstern machte sich die Marke einen Namen, was sie nicht davor bewahrte, nach dem Zweiten Weltkrieg zum wirtschaftlichen Spielball zu werden. Ab 1952 gehörte sie zum Konglomerat British Motor Corporation, 1962 erschien mit dem MGB (Bild) das letzte eigenständige Modell. Ab den 1960ern war MG vor allem das Label für die Topmodelle der Schwestermarken Austin und Morris.

1968 wurde MG Teil von British Leyland Motor Corporation (BLMC) – das letzte Aufbäumen der urbritischen Autoindustrie vor dem endgültigen Niedergang. Im Jahr 1976 wurde der Konzern mangels Erfolg verstaatlicht und MG der Rover-Gruppe zugeschlagen – die wiederum von 1994 bis 2000 zu BMW gehörte. Wegen Erfolglosigkeit verkaufte BMW an einen Investor, der machte Rover selbständig, musste aber 2005 Konkurs anmelden.

Die Namensrechte an Rover gingen an Ford, die Vermögenswerte an die chinesische Nanjing Automobile Corporation. Die wurde 2006 wiederum von Shanghai Automotive Industrial Corporation (SAIC) übernommen, die seither Modelle als MG ausserhalb Chinas anbietet. SAIC ist auch Kooperationspartner von Volkswagen und General Motors für deren China-Geschäft.

MG steht für «Morris Garages». So hiess der britische Autobauer bei seiner Gründung 1923. Mit kleinen, spartanischen Roadstern machte sich die Marke einen Namen, was sie nicht davor bewahrte, nach dem Zweiten Weltkrieg zum wirtschaftlichen Spielball zu werden. Ab 1952 gehörte sie zum Konglomerat British Motor Corporation, 1962 erschien mit dem MGB (Bild) das letzte eigenständige Modell. Ab den 1960ern war MG vor allem das Label für die Topmodelle der Schwestermarken Austin und Morris.

1968 wurde MG Teil von British Leyland Motor Corporation (BLMC) – das letzte Aufbäumen der urbritischen Autoindustrie vor dem endgültigen Niedergang. Im Jahr 1976 wurde der Konzern mangels Erfolg verstaatlicht und MG der Rover-Gruppe zugeschlagen – die wiederum von 1994 bis 2000 zu BMW gehörte. Wegen Erfolglosigkeit verkaufte BMW an einen Investor, der machte Rover selbständig, musste aber 2005 Konkurs anmelden.

Die Namensrechte an Rover gingen an Ford, die Vermögenswerte an die chinesische Nanjing Automobile Corporation. Die wurde 2006 wiederum von Shanghai Automotive Industrial Corporation (SAIC) übernommen, die seither Modelle als MG ausserhalb Chinas anbietet. SAIC ist auch Kooperationspartner von Volkswagen und General Motors für deren China-Geschäft.

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Doch MG kann auch anders. So zeigt die Neuauflage des HS, dass Auto und Fahrzeugklasse wichtiger sind als der Antrieb an sich: Der neue Mittelklasse-Crossover wird wahlweise mit einem 1,5 Liter grossen Vierzylinder-Benziner oder als Plug-in-Hybrid angeboten. Kunden können beim Benziner etwas überraschend nur zwischen Sechsgang-Handschalter oder siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe sowie den Ausstattungslinien «Comfort» und «Luxury» wählen. Keine verschiedenen Leistungsstufen, kein 4x4. Dafür ein Preis, der die Konkurrenz zittern lassen dürfte: ab 25'490 Franken!

Munter bis wolkig

Der 170 PS (125 kW) starke Vierzylinder-Turbo steht dabei rund 1,6 Tonnen Leergewicht gegenüber. Das Aggregat strotzt zwar nicht vor Kraft, doch die 275 Nm maximales Drehmoment sorgen dafür, dass sich der 4,66 Meter lange SUV im Alltag durchaus munter bewegen lässt. Aus dem Stand gehts in 9,6 Sekunden auf Tempo 100 – subjektiv empfinden wir es eher schneller.

Allerdings muss der Fahrer beim Anfahren, Abbiegen und zügigen Beschleunigen gefühlvoll zur Sache gehen, da sonst die Vorderräder permanent um Traktion ringen. Die Spitze von 195 km/h geht genauso in Ordnung wie die komfortable Fahrwerksabstimmung, bei der einzig die etwas starken Wankbewegungen in schnell gefahrenen Kurven negativ auffallen. Und auch der Verbrauch, der sich auf der Testfahrt bei rund acht bis neun Litern pro 100 Kilometer einpendelte, ist für ein modernes Auto zu hoch.

Umfangreiche Ausstattung

Unter Last arbeitet der Motor gut hörbar, sonst gehts im HS aber recht leise zu, wobei besonders das flott schaltende Doppelkupplungsgetriebe überzeugen kann. Und wer schon die 2500 Franken Aufpreis für die Automatik in die Hand nimmt, der wird sich wohl auch für die edlere Ausstattungsvariante «Luxury» entscheiden. Für weitere 2500 Franken und dann gesamthaft 30'490 Franken bietet sie gegenüber der schon solide ausgestatteten Basisvariante Details wie Kunstlederbezüge, elektrisch verstellbare Sitze, Fahrerassistenzpaket, elektrische Heckklappe und Soundsystem.

Die Verarbeitung passt für diesen Preis allemal. Vermissen dürften Fahrer und Insassen allerdings ein optionales Head-up-Display und eine getrennte Klimaregelung nebst Sitzheizung im Fond. Hier gibts allein Luftausströmer und USB-Stecker. Das Platzangebot ist vorne wie hinten mehr als ausreichend, während der Laderaum hinter der elektrischen Heckklappe mindestens 507, maximal 1484 Liter fasst. Zeitgemäss sind die beiden 12,3-Zoll-Displays für Instrumente und Infotainmentsystem, die von einer Schalterleiste mit Direktzugriffstasten ergänzt werden. Das gilt auch für die Fahrerassistenzsysteme, mit denen der MG HS ab Werk ausgestattet ist.

Preis auch beim Plug-in heiss

Wer einen alternativen Antrieb wünscht, wählt die Plug-in-Hybrid-Version, die dank der 21,4 Kilowattstunden grossen Batterie eine rein elektrische Reichweite von mehr als 100 Kilometern bieten soll. Zusammen mit dem 1,5 Liter grossen Verbrenner sorgt das für eine Gesamtreichweite von über 1000 Kilometern – Dieselniveau. Das Plug-in-System, bestehend aus 142 PS (105 kW) leistendem Benziner und 184 PS (135 kW) starker E-Maschine, lässt den Fronttriebler in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen (Spitze 200 km/h). Enttäuschend ist einzig die Ladeleistung von maximal 6,6 kW, mit der die Vollladung mehr als drei Stunden in Anspruch nimmt. Dafür punktet auch der Plug-in-HS beim Preis, der ab 34'990 Franken beginnt. So viel SUV gabs definitiv selten fürs Geld.


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