Das sind die neuen Apple-CarPlay-Features
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Apple bricht Tabu:Das sind die neuen Apple-CarPlay-Features

Neues CarPlay bricht Tabu
Bald ist jedes Auto ein Apple Car

Kommt das Apple-Auto oder nicht? Diese Frage ist vielleicht schon bald überflüssig. Mit der neuen Version der Smartphone-Integration CarPlay übernimmt der Technologie-Konzern zusagen die Kontrolle im Auto.
Publiziert: 13.06.2022 um 04:16 Uhr
|
Aktualisiert: 13.06.2022 um 10:49 Uhr
Martin A. Bartholdi

Apple hat in den letzten 20 Jahren unser Leben massgeblich verändert. Der iPod revolutionierte unsere Art, Musik zu hören. Das iPhone brachte uns das Internet aufs Handy. Und mit CarPlay drängt der Techkonzern auch immer mehr ins Auto, das für Tech-Konzerne eine wichtige Quelle von Nutzerdaten ist.

Mit der Smartphone-Integration haben die Auto-Hersteller den zentralen Bildschirm in der Mittelkonsole für Apple (und via AndroidAuto auch für Google) freigegeben. Statt dass Hersteller wie BMW, Ford, oder VW dort ihr eigenes Infotainment zeigen, lassen sie Apple die bekannte iPhone-Umgebung inklusiver verschiedener Apps darstellen.

Die Grenze...

Dabei gibt es aber eine klare Grenze. Apple wie auch Android-Anbieter Google hatten nur Zugriff auf das Infotainment. Fahrzeugrelevante Daten wie Geschwindigkeit, Drehzahl, Kilometerstand oder Tankanzeige waren für die Techkonzerne tabu. Das höchste der Gefühle: Die Navigation über Apple CarPlay oder AndroidAuto kann im Head-up-Display anstehende Richtungswechsel anzeigen. Aber die digitalen Instrumente bleiben fest in Herstellerhand und nur sie können das Design der Instrumente bestimmen. Bis jetzt!

Bald ist jedes Auto ein Apple Car: Heute ist Apple CarPlay noch auf das Infotainmentsystem des Fahrzeugs beschränkt.
Foto: APPLE
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... verschwindet

Apple hat an seiner hauseigenen Entwicklerkonferenz die nächste Version von CarPlay vorgestellt. Diese soll in Zukunft auf allen Bildschirmen im Fahrzeug verfügbar sein. Sprich: Auch die digitalen Instrumente kommen von Apple. In einem Video wurden zahlreiche verschieden Designs von klassischen Rundinstrumenten über stark reduzierte Darstellung bis zu praktischen Navigations-Darstellung gezeigt. Wobei sich alles noch in unzähligen Farben weiter individualisieren lässt.

Dass die Hersteller diese wichtige Schnittstelle zwischen Fahrer und Auto einem Techkonzern öffnen, kommt einem Tabu-Bruch gleich. Der Polestar 2 hatte als erstes Fahrzeug ein erweitertes AndroidAuto als Infotainment integriert, aber auf die digitalen Instrumente erhielt Google damals keinen Zugriff. Nun hat Apple aber das Vertrauen von namhaften Herstellern gewonnen. Das neue CarPlay wird ab Ende 2023 in Fahrzeugen von Audi, Ford, Honda, Land Rover, Mercedes, Nissan, Polestar, Porsche, Renault und Volvo sowie den in Europa nicht mehr oder noch nie vertretenen Marken Acura, Infiniti und Lincoln erhältlich sein.

In den entsprechenden Autos lässt sich dann auch die Klimaanlage über Apple CarPlay steuern. Das ist bisher nicht möglich. Durchaus vorstellbar, dass davon auch weitere Funktionen wie Massagesitze oder die Ambientebeleuchtung einbezogen werden.

Auch für Apple gibts Regeln

Daneben gibts aber auch klassische Tech-Neuerungen bei CarPlay. So sind in Zukunft sogenannten Widgets möglich, wie es sie schon auf Smartphones gibt. Dabei handelt es sich um Vorschau-Ansichten oder abgespeckte App-Inhalte auf dem Startbildschirm. Ein Beispiel dafür sind anstehende Termine, die auch direkt bearbeitet werden können. Die Widgets sollen sich frei auf den Screens im Auto positionieren lassen.

Eine Ausnahme dürfte aber der Instrumenten-Cluster hinter dem Lenkrad bleiben. Hier sind gemäss dem Video von Apple auch bei CarPlay immer die wichtigsten Informationen wie Geschwindigkeit, Tankanzeige, ausgewählter Gang und Öltemperatur ersichtlich. Hier setzen Sicherheitsaspekte und gesetzliche Vorschriften dem technischen Spieltrieb Grenzen.

Erst der Anfang?

Noch begnügt sich Apple damit, durch eine Spiegelung des Smartphones das Fahrzeug-Infotainment und bald weitere Systeme zu überlagern. Es ist aber durchaus möglich, dass der Tech-Konzern künftig gleich das ganze System stellen will (siehe Box). Dann gäbe es nicht das eine Apple-Car, sondern Audis, Jaguars oder Renaults könnten dann alle Apple Cars sein. Denn auch wenn Design für den Apfel-Konzern wichtig ist, definiert sich das Apple Car noch viel mehr durch die Software.

«Langfristig könnte Apple die Software von Autos ganz übernehmen»

Nachgefragt bei Lorenz Keller (43), dem Experten des Ringier-Gadgetportals daskannwas.ch:

Blick: Wieso will ein Tech-Konzern wie Apple auf die Klima-Anlage zugreifen oder die Geschwindigkeit wissen?

Lorenz Keller: Apples Stärke ist bei allen Produkten von iPhone bis Apple Watch die starke Verzahnung von Soft- und Hardware. Normalerweise will der US-Konzern alles selber herstellen und damit auch kontrollieren. Solange Apple selber keine Autos baut, ist das beim Auto nicht möglich. Trotzdem muss ja das Smartphone als zentrales Element des digitalen Lebens der meisten Leute möglichst eng in ein Fahrzeug integriert werden. Das funktioniert nur, wenn eben CarPlay nicht einfach wie eine zusätzliche App auf dem Auto ist, sondern das zentrale System, das alles steuern kann.

Wie tief dringt Apple damit in die Daten-Domäne der Autohersteller vor?

Die wichtigen Informationen sammeln die Techhersteller sowieso schon, Google noch mehr wie Apple. Nämlich etwa, wohin man fährt und wie oft, zu welchen Zeiten, und so weiter. Allerdings ist es natürlich schon so, dass die Autohersteller Gefahr laufen, zu reinen Hardware-Lieferanten zu werden, die dann womöglich plötzlich Anforderungen für CarPlay erfüllen müssen.

Wie wichtig ist es für Apple, namhafte Hersteller als Partner gefunden zu haben?

Die Autoindustrie und Apple haben gemeinsame Konkurrenten: Tesla etwa, die bei der Software auch stark sind und selber alles kontrollieren wollen. Oder auch chinesische Brands, die zum Teil noch viel stärker in der digitalen Welt verwurzelt sind wie die klassischen Autohersteller aus Europa, den USA oder auch Japan und Korea.

Wird der Tech-Konzern noch weitergehen?

Ich kann mir vorstellen, dass Apple die Software von Modellen ganz übernehmen will. Sprich, dass man bei der Bestellung wählen kann, ob man einen Audi oder BMW mit dem Herstellersystem oder CarPlay haben möchte – und dann das Auto so im Apple-Universum integriert ist wie iPhone, iPad oder ein Mac. Ich denke, dass Apple auch der Überzeugung ist, dass sie die Software im Auto besser machen können als die Autohersteller selber – die ja auch das Thema lange verschlafen haben.

Was könnte das für das Apple-Auto bedeuten, das Gerüchten zu folgen ja kommen soll?

Ich erachte es als unwahrscheinlich, dass das in den nächsten Jahren überhaupt kommt. Bereits in den letzten Jahren ging es nur mit kleinen Schritten vorwärts. Das Ziel dürfte sein, dass die Autos möglichst eng in die Apple-Welt integriert werden, damit es keinen Grund gibt, etwas anderes zu nutzen.

Shane Wilkinson

Nachgefragt bei Lorenz Keller (43), dem Experten des Ringier-Gadgetportals daskannwas.ch:

Blick: Wieso will ein Tech-Konzern wie Apple auf die Klima-Anlage zugreifen oder die Geschwindigkeit wissen?

Lorenz Keller: Apples Stärke ist bei allen Produkten von iPhone bis Apple Watch die starke Verzahnung von Soft- und Hardware. Normalerweise will der US-Konzern alles selber herstellen und damit auch kontrollieren. Solange Apple selber keine Autos baut, ist das beim Auto nicht möglich. Trotzdem muss ja das Smartphone als zentrales Element des digitalen Lebens der meisten Leute möglichst eng in ein Fahrzeug integriert werden. Das funktioniert nur, wenn eben CarPlay nicht einfach wie eine zusätzliche App auf dem Auto ist, sondern das zentrale System, das alles steuern kann.

Wie tief dringt Apple damit in die Daten-Domäne der Autohersteller vor?

Die wichtigen Informationen sammeln die Techhersteller sowieso schon, Google noch mehr wie Apple. Nämlich etwa, wohin man fährt und wie oft, zu welchen Zeiten, und so weiter. Allerdings ist es natürlich schon so, dass die Autohersteller Gefahr laufen, zu reinen Hardware-Lieferanten zu werden, die dann womöglich plötzlich Anforderungen für CarPlay erfüllen müssen.

Wie wichtig ist es für Apple, namhafte Hersteller als Partner gefunden zu haben?

Die Autoindustrie und Apple haben gemeinsame Konkurrenten: Tesla etwa, die bei der Software auch stark sind und selber alles kontrollieren wollen. Oder auch chinesische Brands, die zum Teil noch viel stärker in der digitalen Welt verwurzelt sind wie die klassischen Autohersteller aus Europa, den USA oder auch Japan und Korea.

Wird der Tech-Konzern noch weitergehen?

Ich kann mir vorstellen, dass Apple die Software von Modellen ganz übernehmen will. Sprich, dass man bei der Bestellung wählen kann, ob man einen Audi oder BMW mit dem Herstellersystem oder CarPlay haben möchte – und dann das Auto so im Apple-Universum integriert ist wie iPhone, iPad oder ein Mac. Ich denke, dass Apple auch der Überzeugung ist, dass sie die Software im Auto besser machen können als die Autohersteller selber – die ja auch das Thema lange verschlafen haben.

Was könnte das für das Apple-Auto bedeuten, das Gerüchten zu folgen ja kommen soll?

Ich erachte es als unwahrscheinlich, dass das in den nächsten Jahren überhaupt kommt. Bereits in den letzten Jahren ging es nur mit kleinen Schritten vorwärts. Das Ziel dürfte sein, dass die Autos möglichst eng in die Apple-Welt integriert werden, damit es keinen Grund gibt, etwas anderes zu nutzen.

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