Rimac Nevera
Wir fuhren das stärkste E-Auto der Welt

Aus der Studie Rimac C-Two wird ab Herbst der Rimac Nevera. Blick darf exklusiv ans Steuer des 1912 PS starken kroatischen Super-Elektroboliden mit seinen 412 km/h Spitze.
Publiziert: 06.06.2021 um 04:33 Uhr
Stefan Grundhoff

Nevera: So heisst ein überraschend aufkommender Sturm, der mit Windspitzen von über 200 km/h über die kroatische Küste fegt. Nevera heisst aber auch der als Studie C-Two bereits für Aufsehen sorgende Elektro-Supersportwagen des kroatischen Autobauers Mate Rimac (34). Der Nevera wird ab Herbst in Zagreb produziert und die Supersportwagen-Welt zünftig durcheinanderwirbeln.

Die fast unheimlich anmutenden Leistungsdaten der Studie C-Two gelten auch für das Serienmodell Nevera: Dank vier E-Motoren spurtet der 1408 kW (1912 PS) starke und bis zu 412 km/h schnelle Zweisitzer in 1,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Mit dem während vier Jahren entwickelten Elektrosportler lässt der zuletzt oft auch als europäischer Elon Musk bezeichnete Mate Rimac die etablierten Sportwagenhersteller Ferrari, Lamborghini, Porsche und Co. alt aussehen.

Sprint auf der Landebahn

Exklusiv darf Blick nun diesen Elektrosturm auf der Landebahn des Flughafens Zadar an der kroatischen Küste erstmals fahren. Angespannt und leicht nervös erhalten wir im erstaunlich bequemen Fahrersitz von Chef-Testfahrer Miroslav Zrncevic letzte Anweisungen: «Einfach den linken Fuss auf die Bremse, Vollgas geben, und dann die Bremse lösen – schon spurtet der Nevera los.» Gesagt, getan: Ich halte das Gaspedal gedrückt, löse die Bremse und – ab gehts!

Einsteigen bitte – in den mit 1912 PS wohl stärksten Elektro-Supersportwagen der Welt.
Foto: KL-Photo
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Atem weg, Magen hoch

Der Sprint des knapp 2,2 Tonnen schweren Allradlers ist im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubend. Der Hypersportler schiesst über die Startbahn wie die oft zitierte Kanonenkugel – dabei schnürt es mir den Atem ab, der Mageninhalt drängt bedrohlich hoch. Knapp vor der 300-km/h-Grenze kommt das Ende der Startbahn in Sicht. Ich trete voll in die Bremse. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass im Beifahrer-Display die Rekuperations-Leistung der Vollbremsung mit knapp 300 Kilowatt anzeigt. Wow, war das ein Ritt! Ich wende, um nochmals die mehr als 2000 Nm zu geniessen. Schlupf auf dem rauen Asphalt? Kaum spürbar.

Rimac Nevera

Antrieb 4 Elektro-Motoren, total 1914 PS (1407 kW), 2360 Nm, 1-Gang-Automat, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h in 1,9 s, Spitze 412 km/h
Akku 120 kWh
Reichweite 490 km (WLTP)
Leergewicht 2300 kg
Preis netto 2000000 Franken

Antrieb 4 Elektro-Motoren, total 1914 PS (1407 kW), 2360 Nm, 1-Gang-Automat, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h in 1,9 s, Spitze 412 km/h
Akku 120 kWh
Reichweite 490 km (WLTP)
Leergewicht 2300 kg
Preis netto 2000000 Franken

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Anschliessend geht es mit dem Prototyp der Vorserie auf die Landstrasse. Dort verhält sich der Nevera wie ein ganz normaler Sportwagen – zumindest fast. Die Karosserie ist steifer als bei einem Le-Mans-LMP1-Rennwagen, der Komfort aber erstaunlich gross. Jedes Detail wurde von Rimac selbst entwickelt und gefertigt: Displays, Schalter, Bedienelemente, Sitze, selbst der coole Schlüssel. «Das war nötig, für 150 Fahrzeuge hätte niemand Schalter oder Schlüssel gefertigt», erklärt Mate Rimac. Und für den Traumwagen will er nichts von der Stange.

150 Stück werden gebaut

Coronabedingt ist es auf den Landstrassen entlang der Küste noch leer. Ein kleiner Zwischenspurt liegt immer mal wieder drin. Links und rechts fliegen karge Landschaften vorbei, ehe wir mit angemessenem Tempo 50 durch viele nahezu menschenleere Ortschaften «schleichen». Dass die Beschleunigung des Nevera vehement ist, wissen wir ja jetzt. Je nach gewähltem Fahrprogramm reckt sich dabei im Rückspiegel teils ein mächtiger Flügel in den kroatischen Himmel, der für Anpressdruck beim Beschleunigen oder Unterstützung beim Bremsen sorgt.

Wirklich überraschend ist aber neben der gewaltigen Beschleunigung und dem spielend einfachen Handling auch das zickenfreie Alltagsverhalten. Obwohl das Vorserien-Auto bei Lenkungsrückmeldung, Bremsen und Fahrwerk Feinabstimmungs-Bedarf verrät, fährt sich der wohl schnellste Elektro-Zweisitzer der Welt schon jetzt weniger divenhaft als vergleichbare exotische Kleinstserien-Modelle.

Und so darf Mate Rimac durchaus zuversichtlich sein, dass er die in den nächsten drei Jahren je 50 produzieren Nevera zum Stückpreis von netto zwei Millionen Euro in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in den USA und in Europa auch tatsächlich allesamt an die Frau beziehungsweise den Mann bringen wird.

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