So tankte die Schweiz im Jahr 2022
Mehr Schnelllader, weniger Sprit

Trotz Elektromobilität verbrennen die allermeisten Autos noch Diesel und Benzin. Eine Statistik der Gemeinschaft der Importeure von Brenn- und Treibstoffen Avenergy Suisse zeigt, wie die Schweiz 2022 getankt hat.
Publiziert: 04.03.2023 um 07:20 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2023 um 16:51 Uhr
Kim Hüppin

Etwa 1,5 Prozent der Schweizer Motorfahrzeuge sind schon rein elektrisch unterwegs. Doch trotz der deutlichen Zuwächse der Stromer unter den Neuwagen – im letzten Jahr rund 18 Prozent – heisst das auch: Fast 95 Prozent der 6,3 Mio. Fahrzeuge im Land, darunter rund 4,7 Mio. Autos, verbrennen weiterhin Benzin und Diesel. Jetzt hat der Verband der Schweizer Mineralöl-Importeure Avenergy Suisse errechnet, wie viel Treibstoff im letzten Jahr durch die Motoren rann.

Insgesamt 6,09 Milliarden Liter Treibstoff, sprich Diesel und Benzin, wurden im motorisierten Strassenverkehr verbrannt. Das sind 1,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Dabei fiel das Minus unterschiedlich aus: Der Benzinkonsum sank um 2,4 Prozent, jener von Diesel um nur 1,3 Prozent. Dabei ist der Marktanteil von Dieselfahrzeugen an den Neuwagenverkäufen seit 2015 – dem Jahr des VW-Dieselskandals – von 42,4 auf nur noch 12,4 Prozent im Jahr 2022 gesunken. Bei Nutzfahrzeugen herrscht er allerdings weiterhin vor.

Tankstellenland Schweiz

Ebenfalls überraschend: Roland Bilang, Geschäftsführer von Avenergy Suisse, führt den Rückgang nicht auf die Zunahme von Elektrofahrzeugen, sondern auf die Preissituation im Treibstoffmarkt im Zuge des Ukraine-Krieges zurück. Italien, Frankreich und Deutschland hätten Mitte 2022 die Treibstoffsteuern gesenkt zur Entlastung der Konsumenten: «Vor allem Touristen und Pendler zogen es vor, ihre Fahrzeuge im Ausland zu betanken. Die inländischen Tankstellen in Grenznähe hatten teilweise existenzbedrohende Umsatzeinbussen», so Bilang. Im landesweiten Durchschnitt verharrte der Absatz schlussendlich ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres.

Insgesamt 6,09 Milliarden Liter Treibstoff, sprich Diesel und Benzin, wurden letztes Jahr verbraucht. Das sind 1,8 Prozent weniger zum Vorjahr.
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Das Tankstellennetz der Schweiz ist dicht – Tendenz jedoch sinkend. Im Jahr 2012 verzeichnete Avenergy noch 3595 Tankstellen. Zehn Jahre später sind es mit 3314 fast acht Prozent weniger. Das Netz der Wasserstofftankstellen wurde von acht im Vorjahr auf neue elf ausgebaut. Unverändert blieben die Flüssiggas- und Erdgas-Tankstellen mit 58 bzw. 102 Standorten.

Rekordjahr 2022

Die Fahrerinnen und Fahrer der 1,5 Prozent Elektroautos im PW-Bestand profitierten von einem Ausbau der Ladeinfrastruktur: Die Zahl der Schnellladestationen ist mit einem Plus von 58 Standorten um über 50 Prozent gestiegen. Dabei ist das Laden von Elektroautos längst auch Teil der Strategie der Anbieter von Treibstoffen. So hat erst kürzlich die Shell (Switzerland) AG den grössten Schweizer Ladesäulenbetreiber Evpass übernommen – mit rund 3000 Ladepunkten in 33 Prozent aller Schweizer Gemeinden.

Gleichzeitig toppte das letzte Jahr aber auch das bisherige Spritpreis-Rekordjahr 2012. Diesel kostete im Durchschnitt 2,18 Franken pro Liter und Benzin im Schnitt 2 Franken pro Liter. Die Zwei-Franken-Marke wurde beim Benzin zum ersten Mal überschritten, während dies beim Diesel im Jahr 2008 mit 2,03 Franken je Liter bereits einmal der Fall war.

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