Techniktrends an der transport-CH/aftermarket-CH
Auch Nutzfahrzeuge werden grün und sexy

Bei Personenwagen scheint sich die E-Mobilität durchzusetzen. Und bei Nutzfahrzeugen? Die transport-CH/aftermarket-CH zeigt ab heute bis Samstag in Bern, dass die gewünschte Verwendung des Fahrzeugs künftig dessen Antriebsart bestimmt.
Publiziert: 11.11.2021 um 11:53 Uhr
Jürg A. Stettler und Raoul Schwinnen

Die Mitglieder des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands (Astag) verpflichteten sich im Frühling freiwillig, die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 gegenüber 1990 um 50 Prozent zu senken. Möglich machen es verschiedenste «saubere» Antriebsvarianten. Denn der Wandel bei der Antriebstechnik ist nicht nur bei den Personenwagen, sondern auch bei den Nutzfahrzeugen längst im Gange. Bei den Brummis kommt freilich erschwerend hinzu, dass sie nicht nur grün sein sollen, sondern sich ihr Einsatz trotzdem wirtschaftlich rechnen muss. Deshalb entscheidet künftig vor allem der Einsatzzweck des Nutzfahrzeugs über dessen Antriebsart.

transport-CH: Die wichtigsten Fakten

In acht Hallen auf dem Freigelände und am TestDrive werden an der transport-CH/aftermarket-CH in Bern (Bernexpo) über 250 Aussteller auf rund 60'000 Quadratmetern rund 700 Marken präsentieren. Die beiden Leitmessen für die Nutzfahrzeug- und Autobranche sind vom Mittwoch bis Samstag, 10. bis 13. November 2021, je von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt 22 Franken, für Studenten, Lehrlinge, Soldaten in Uniform sowie AHV- und IV-Bezüger 15 Franken. Kinder bis 16 Jahre in Begleitung Erwachsener haben gratis Zutritt. Aufgrund der aktuellen Bestimmungen des Bundes erhalten Besucher nur mit gültigem Covid-Zertifikat plus ID oder Pass Zutritt zum Messegelände. Aussteller/Besucher können sich für 47 Franken vor Ort testen lassen. Eine Anmeldung wird empfohlen. Weitere Infos: www.transport-ch.com

Schweizer Nutzfahrzeugsalon: Mit der transport-CH und der aftermarket-CH finden erstmals zwei Leitmessen unter einem Dach statt.
ZVG.

In acht Hallen auf dem Freigelände und am TestDrive werden an der transport-CH/aftermarket-CH in Bern (Bernexpo) über 250 Aussteller auf rund 60'000 Quadratmetern rund 700 Marken präsentieren. Die beiden Leitmessen für die Nutzfahrzeug- und Autobranche sind vom Mittwoch bis Samstag, 10. bis 13. November 2021, je von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt 22 Franken, für Studenten, Lehrlinge, Soldaten in Uniform sowie AHV- und IV-Bezüger 15 Franken. Kinder bis 16 Jahre in Begleitung Erwachsener haben gratis Zutritt. Aufgrund der aktuellen Bestimmungen des Bundes erhalten Besucher nur mit gültigem Covid-Zertifikat plus ID oder Pass Zutritt zum Messegelände. Aussteller/Besucher können sich für 47 Franken vor Ort testen lassen. Eine Anmeldung wird empfohlen. Weitere Infos: www.transport-ch.com

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Batterieelektrisch

Anders als bei den PWs hat bei den LKWs der batterieelektrische Antrieb noch einen schweren Stand. Zwar gibts mit Futuricum aus Winterthur ZH und Force One aus Beckenried NW gar Schweizer Firmen, die Elektro-LKWs entwickeln und herstellen. Doch je grösser die Reichweite dieser E-Brummies sein muss, desto schwerer wird ihre Batterie an Bord, was sich negativ auf die Nutzlast auswirkt. Lithium-Ionen-Akkus wiegen für 200 bis 500 Kilometer elektrische Reichweite zwischen 2,3 und 5,4 Tonnen! Und je grösser die Akkus, desto länger die Ladezeit – ausser man nutzt die teureren DC-Ladestationen.

Elektrisch mit Wasserstoff

Deshalb forschen diverse Hersteller am Wasserstoffantrieb. Die Schweiz nimmt bei diesen Wasserstoff-LKWs mit Brennstoffzelle eine Vorreiterrolle ein. Denn mittlerweile haben bei uns 46 LKWs des Hyundai Xcient Fuel Cell mehr als 1,7 Millionen Kilometer zurückgelegt und dadurch gegenüber vergleichbaren Diesel-LKWs über 1000 Tonnen CO₂ eingespart. Bis 2025 sollen europaweit 1600 solcher Trucks unterwegs sein, die Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O₂) mittels Brennstoffzelle an Bord in elektrische Energie für den Antrieb umwandeln und nur Wasserdampf ausstossen. Das Problem dieser Antriebstechnik: Wasserstoff-LKWs sind aktuell noch rund 30 Prozent teurer als Diesel-Brummis, bieten gleichzeitig weniger Nutzlast, und auch das Tankstellennetz ist noch beschränkt.

Der batterieelektrische Antrieb hat bei LKWs noch einen schweren Stand. Obwohl zum Beispiel mit der Force One aus Beckenried auch Schweizer Firmen die Nase vorn haben.
Foto: ZVG.
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Erd-, Flüssig- oder Biogas

Eine weitere Option zur sofortigen CO₂-Reduktion sind deshalb Gas-Antriebe. Schon der Einsatz von Erdgas (CNG) oder Flüssig-Erdgas (LNG) bringt rund 20 Prozent weniger CO₂. Nutzt man Biogas, wie zum Beispiel der Detailhändler Lidl in Bern, ist der LKW praktisch CO₂-neutral unterwegs. Volvo, Scania und Iveco bieten bereits diverse CNG- und LNG-Modelle mit bis zu 1600 Kilometern Reichweite an. Iveco setzt gar einen S-Way mit LNG-Antrieb als Pace-Truck in der European Truck Racing Championship ein.

E-Fuels und Biodiesel

Noch vielversprechender ist das im Rennsport ebenfalls bereits verwendete, synthetisch hergestellte HVO (Hydrogenated Vegetable Oils – hydriertes Pflanzenöl). Diese E-Fuels oder auch Biodiesel ermöglichen, den seit Jahrzehnten weiterentwickelten und optimierten Verbrenner und damit ganze LKW-Flotten rasch CO₂-arm zu nutzen. Und weil CEO Daniel Schöni vom gleichnamigen Logistikspezialisten als erstes Schweizer Transportunternehmen bis 2023 national komplett CO₂-neutral unterwegs sein will, gehören deshalb seit 2021 zehn LKWs, die mit 100 Prozent Biodiesel unterwegs sind, zur Flotte. Doch auch Schöni hat sich noch nicht definitiv entschieden, welche alternative Antriebslösung schlussendlich seine Flotte antreiben wird. Es dürften wohl, je nach Verwendungszweck seiner LKWs, verschiedene sein.

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