Vergleichstest: Rolls-Royce Ghost vs Bentley Flying Spur
Die Royals unter den Autos

In Sachen Luxusautos führt kein Weg an England vorbei. Königinnen und Könige reisen gerne komfortabel. Genau das bieten Rolls-Royce und Bentley mit ihren Limousinen Ghost und Flying Spur. BLICK wagt den Vergleich.
Publiziert: 18.07.2020 um 01:39 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2021 um 18:15 Uhr
Stefan Grundhoff und Wolfgang Gomoll

Fragt man Leute auf der Strasse nach ihrem Traumauto, fallen meist Namen wie Ferrari, Porsche, Lamborghini oder Aston Martin. Die Sportwagen sind sozusagen die Hollywood-Stars unter den Autos. Doch wie in Promi-Magazinen hat auf der Strasse nicht nur Hollywood-Klatsch Platz, sondern auch der erlauchte Adel.

Die Auto-Royals stammen passenderweise grösstenteils aus der bekanntesten Monarchie der Welt, aus Grossbritannien. So kommt aus Crewe die Luxuslimousine Flying Spur von Bentley, und in Goodwood ist der Ghost von Rolls-Royce zu Hause. Majestätische Kutschen, die nicht durch den pubertären Krach auffallen, den Sportwagenfans Motorensound nennen, sondern durch Understatement und schlichte Eleganz.

Entspannt geniessen

Der Rolls-Royce Ghost ist der ältere der beiden Luxusschiffe. Die Technik unterm erlauchten Blech stammt noch vom alten 7er (2008–2015) der Muttermarke BMW. Der Ghost wird diesen Winter zwar abgelöst, aber das dürfte wohl kaum jemandem auffallen. Sein Design ist elegant und im besten Sinne zeitlos.

Die Luxus-Limousinen von Rolls-Royce (l.) und Bentley sind die Royals unter den Autos.
Foto: Stefan Grundhoff
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Ebenso zeitlos und einer Queen würdig zeigt sich der Innenraum: Edelstes Leder mit aufwendig bearbeiteten Hölzern und Teppiche, in denen die eigenen Füsse schier versinken. Dafür ist Rolls-Royce seit mehr als einem Jahrhundert bekannt. Der Reisekomfort ist vorne wie hinten grandios. Doppelglas, unsichtbare Dämmstoffe zuhauf und eine Verarbeitung, die Massstäbe setzt, lassen uns die Aussenwelt vergessen.

Ausgelassen feiern

Der Bentley Flying Spur ist dagegen eher der junge Wilde. Seit diesem Jahr frisch auf dem Markt ist er technisch mit dem Porsche Panamera verwandt. Das lässt schon erahnen, dass der Junge aus Crewe einen völlig anderen Charakter hat als der Ghost. Sein Auftritt ist optisch leicht verspielter, aber immer noch sehr elegant.

Der sinnschmeichelnde Innenraum ist nicht derart abgehoben und von der Aussenwelt entkoppelt wie beim Rolls-Royce. Wir sitzen vorne wie hinten tiefer als im Ghost, wirken enger mit dem Auto verbunden und geniessen jeden Kilometer auf die typische Bentley-Art. Dazu wagt der Flying Spur einen dezenten Schritt in die Moderne: Animierte Anzeigen, Touchscreen und Vernetzung machen ihn zu einem Auto der Neuzeit.

Das Königreich in Zahlen

Beim Antrieb geben sich beide mit zwölf Zylindern keine Blösse. Rolls-Royce setzt beim Ghost auf einen V12 mit 6,6 Litern Hubraum und zwei Turbos. Resultat: 570 PS (420 kW) und 780 Nm. Das maximale Drehmoment liegt schon ab niedrigen 1500 Touren an, womit der Ghost für einen 2,5 Tonnen Kollos äusserst flink in die Gänge kommt. Bentley setzt dagegen traditionsgemäss auf einen W12-Motor. Er kommt auf sechs Liter Hubraum, hat aber ebenfalls zwei Turbos. Resultat: 635 PS (467 kW) und 900 Nm. Da wird der 2,4 Tonnen schwere Flying Spur fast zum Fliegengewicht.

Bei diesem Power-Vorteil gegenüber dem Rolls-Royce ist es kein Wunder, dass der Flying Spur bei den Fahrleistungen dem Ghost nicht den Hauch einer Chance lässt. 333 zu 250 km/h heissts beim Topspeed zugunsten des Flying Spur. Beim Sprint auf Tempo 100 nimmt er dem Rolls eine ganze Sekunde ab: 3,8 zu 4,8 Sekunden. Die Erklärung ist nicht nur im Leistungsvorteil zu finden, sondern auch beim Antrieb. Während der Bentley auf 4x4 setzt, hat der Rolls Heckantrieb.

Zudem hat der Flying Spur mit der Acht-Stufen-Doppelkupplungsautomatik von Porsche auch das sportlichere Getriebe. Auch wenn die Bentley-Ingenieure es sehr fein abgestimmt haben – die Acht-Gang-Wandlerautomatik im Ghost spielt in einer anderen Komfort-Liga! Sie arbeitet so dezent im Hintergrund, als würde sie gar nicht schalten. Passend dazu gleitet der Rolls mit komfortabler Luftfederung über alles hinweg, was sich ihm in den Weg stellt. Rasante Kurven sind dagegen nicht so seins. Hier trumpft der Flying Spur mit seiner präzisen Lenkung und der exzellenten Fahrwerksabstimmung auf.

Downsizing mit 550 PS
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Fazit

Der rund 303'000 Franken teure Ghost ist der zeitlos grandiose Gleiter mit Luxus im Überfluss und dem unvergleichlichen Rolls-Royce-Charme. Der Bentley Flying Spur ab vergleichsweise günstigen 240'000 Franken ist bei aller Eleganz und seinem grossen Reisekomfort sportlicher und deutlich fahraktiver. Er ist das modernere Auto, dem die Porsche-Gene einen spürbaren Technikvorteil geben, wohingegen der Rolls-Royce Ghost schon heute ein Klassiker von morgen ist.

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