Volkswagen und die Hybridpläne
Mit Power mehr saubere Autos verkaufen

VW startet dieses Jahr eine Plug-in-Hybrid-Offensive. Um die elektrifizierten Modelle den Kunden schmackhaft zu machen, werden sie teilweise die stärkste Antriebsvariante sein!
Publiziert: 11.04.2020 um 16:23 Uhr
Wolfgang Gomoll

Diesen Sommer will VW die Elektro-Offensive mit dem ID.3 starten. Mit ihm will Konzernboss Herbert Diess den Wolfsburger Autobauer ins gelobte Stromer-Land führen. Doch auch Volkswagen setzt nicht nur auf reine Elektroautos. Ebenso wichtig in der Elektro-Strategie sind Plug-in-Hybrid-Modelle.

Allein in diesem Jahr will VW neben dem Passat Variant GTE sechs weitere PHEV-Fahrzeuge auf den Markt bringen: darunter den Golf e-Hybrid mit vermutlich 204 PS (150 kW) und den stärkeren Golf GTE mit 244 PS (180 kW). Ausserdem werden auch der Arteon und der Arteon Shooting Brake elektrifiziert. Gut möglich, dass diese beiden Modelle ebenfalls in verschiedenen Leistungsstufen angeboten werden. Bei den SUVs kommen der Touareg R PHEV und der Tiguan PHEV.

Immer beliebter

In Deutschland ist der Anteil GTEs beim Passat in einem Jahr von drei auf 15 Prozent gestiegen, und auch in der Schweiz ist der Anteil mit der Überarbeitung des Passats letztes Jahr von einem eher kleinen Anteil auf rund zehn Prozent gestiegen. Das macht den VW-Strategen Mut, dass sich die Plug-in-Hybride auch in den anderen Baureihen durchsetzen. Dazu kommt, dass die GTE-Kunden die meiste Zeit rein elektrisch fahren können. Der Passat bietet 54 Kilometer Reichweite, während der VW-Kunde durchschnittlich nur 42 Kilometer pro Tag zurücklegt.

Seit VW den Passat letztes Jahr überarbeitet hat, ist der Plug-in-Hybrid-Anteil in der Schweiz auf rund zehn Prozent gestiegen.
Foto: werk
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Mit Speck fängt man Mäuse

Für die Schweiz noch wichtiger: Die GTE-Modelle sollen, wie beispielsweise beim Touareg Hybrid R mit 462 PS (340 kW), die stärkste Motorisierung im Angebot sein. Gerade in der Schweiz wird oftmals der stärkste Antrieb verkauft. Porsche erzielt mit dieser Strategie schon gute Plug-in-Hybrid-Verkaufszahlen bei Panamera und Cayenne. Und je mehr Stecker-Autos verkauft werden, desto besser ist der Flottenverbrauch und desto tiefer sind allfällige Strafzahlungen. Der Volkswagen-Konzern ist zuversichtlich, einer CO2-Busse ganz entgehen zu können.

Die Grenzen der Plug-in-Technik

VW entwickelte ein sehr kompaktes Parallelhybridmodul. Elektromotor, Trennkupplung und Doppelkupplungsgetriebe befinden sich in einem Gehäuse, und deshalb lässt es sich bei längs- und querverbauten Motoren verwenden. Der modulare Baukasten für querverbaute Motoren (MQB) hat allerdings seine Grenzen. Deshalb werden vorerst nicht alle VW-Modelle als Plug-in-Hybrid erhältlich sein: «Die PHEV-Technik benötigt ein Mindestmass an Bauraum, daher ist der Golf die Untergrenze», macht Plug-in-Projektleiter Kai Philipp klar.

Das schränkt auch die elektrische Reichweite ein. Diese dürfte in nächster Zeit nicht dramatisch grösser werden, weil der Platz für grössere Akkus nicht vorhanden ist. Mehr Reichweite lässt sich nur durch eine höhere Energiedichte des Akkus, bessere Batteriezellen, effizientere Elektromotoren und bessere Software erreichen. Aber gerade bei der Energiedichte, mit der die Hersteller zuletzt viel neue Reichweite gewinnen konnten, flacht die Optimierungskurve ab.

Wie stehts um den Diesel-Hybrid?

VW wird vorerst nur Benzinmotoren mit Elektromotoren kombinieren. Die Kosten für die Abgasnachbehandlung würden sich mit denen für die Plug-in-Hybridtechnik addieren und Diesel-Hybride sehr teuer machen. Mit mehr Stückzahlen würden auch die Preise fallen. Doch dafür müssten die Autos auch in China verkauft werden, allerdings setzen die dortigen Kunden fast ausschliesslich auf Benziner.

Doch der Verbrennungsmotor ist eigentlich Nebensache. Denn schlussendlich haben die Plug-in-Hybride bei VW eine pädagogische Aufgabe: Sie sollen den Kunden die E-Mobilität schmackhaft machen und sie das erste Mal elektrisch fahren lassen. Das soll die Lust auf mehr wecken.

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