Autokauf im Internet statt im Showroom
Coronavirus befeuert den Online-Autohandel

Die Auto-Showrooms sind geschlossen. Doch wer sich jetzt für einen Neuwagen interessiert, kann trotz bundesrätlich verordnetem Lockdown ein Auto kaufen – dem Internet sei Dank. Viele Auto-Importeure und -Händler verlagern ihre Verkaufsräume ins Netz.
Publiziert: 28.03.2020 um 01:03 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2021 um 15:48 Uhr
Raoul Schwinnen

Das Coronavirus legt unser Land lahm und zwingt uns, in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Viele werden von existenziellen Zukunftsängsten geplagt. Und dennoch geht das Leben, wenn auch stark eingeschränkt, weiter. Man versucht sich zu arrangieren und neu auszurichten – etwa mit Homeoffice und Telefon- oder Skype-Konferenzen. Das Internet und die Digitalisierung machen es möglich, dass wir nicht komplett in der Isolation verschwinden.

Das macht sich nun auch die Autobranche zunutze. Obwohl das Coronavirus derzeit die komplette Autoproduktion in Europa und Amerika lahmlegt und alle Verkaufsräume geschlossen sind (nur Werkstätten sind geöffnet), versucht die Branche den Handel aufrechtzuerhalten. Die Neuwagen-Verkaufsräume werden dazu kurzerhand ins Internet verlegt. So steigen beispielsweise die Garagenbetriebe der Amag mit einer neu entwickelten Website in den Onlinehandel ein.

Über 6000 Autos zur Wahl

Ein Verkaufsportal für die Amag-Marken Audi, Bentley, Seat, Skoda, VW und VW-Nutzfahrzeuge bietet den Kunden unter www.amag.ch ein neues Einkaufserlebnis – inklusive persönlicher Online-Beratung, Autokauf und Eintausch, Versicherungen und Finanzierungsmöglichkeiten. Konkret präsentiert der grösste Auto-Showroom der Schweiz online über 6000 Autos, die auf Bildern detailliert angeschaut und gekauft werden können. Tauchen Fragen auf, kann der Kunde über die integrierte Chat-Funktion einen Berater zuschalten. Natürlich lässt sich ein altes Auto auch verkaufen oder eintauschen. Selbst der Abschluss einer Versicherung oder eines Leasingvertrags zur Finanzierung ist online möglich. Auf Wunsch wird das übers Internet gekaufte Auto direkt beim Kunden abgeliefert. Bequemer gehts nicht.

Wegen des Coronavirus sind die Auto-Showrooms zwar geschlossen.
Foto: Keystone
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Kein direktes Zahlungsprozedere

Allerdings: So einfach, wie man heute einen Laptop im Internet kauft – auswählen, virtuell in den Warenkorb legen und per Kreditkarte bezahlen –, funktioniert der Internet-Autokauf bei der Amag dann doch nicht. Man sucht sich das gewünschte Fahrzeug aus und drückt dann auf den «Jetzt kaufen»-Button. Anschliessend muss man sich registrieren lassen und Mailadresse und Passwort angeben. Neben der Amag bieten aber viele weitere Importeure, so auch die Emil Frey Gruppe, ähnliche Möglichkeiten im Netz. Auch dort kann man sich unter www.emilfrey.ch über neue Fahrzeuge informieren – und bei Kaufinteresse per Chat-Button Kontakt mit dem Verkaufsberater aufnehmen. Und der Schweizer Detaillist Otto's bietet schon seit 14 Jahren unter www.ottoscars.ch Fahrzeuge per Website an. Auch dort gibts Fotos von den ausgeschriebenen Neu- und Gebrauchtwagen. Bei Kaufinteresse hinterlegt man online die Telefonnummer.

Corona-Spende bei Onlinekauf

Auto Kunz aus Wohlen AG nimmt bislang für sich in Anspruch, das grösste Online-Fahrzeugangebot zu haben. Kunz lässt all seine angebotenen Fahrzeuge im hauseigenen Studio fotografieren; verkauft werden sie unter www.autokunz.ch. Beratung gibts vom Verkäufer per Videotelefonie. Während der Corona-Krise spendet CEO Roger Kunz pro Auto, das bis Ende April 2020 bei ihm online gekauft wird, 300 Franken an den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) zu Gunsten der Corona-Forschung. Wie viele Autos er bereits digital verkauft hat, will Kunz nicht verraten.

Viele werden derzeit sicher andere Sorgen haben als den Kauf eines neuen Autos. Andererseits: Wer nach einem Unfall oder Defekt plötzlich auf ein neues Auto angewiesen ist, kann auf den Online-Handel ausweichen. Auch wenn dabei das emotionale Erlebnis, das Auto anzufassen, zu riechen und vor allem auch Probe zu fahren, fehlt.

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