Blick-Check nach EU-Verbrenner-Verbot
Sind E-Autos zu teuer?

Eines der Vorurteile gegen Elektroautos ist ihr hoher Preis. Doch sind Stromer wirklich teurer als gleich grosse Verbrenner-Pendants? Blick hat die Preise verglichen – mit erstaunlichen Ergebnissen.
Publiziert: 10.06.2022 um 05:31 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2022 um 09:55 Uhr
Andreas Engel

Nun ists amtlich: Das EU-Parlament hat diese Woche beschlossen, ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr zuzulassen. Auch wenn der Beschluss noch mit den einzelnen EU-Mitgliedstaaten konkretisiert werden muss, bedeutet er faktisch das Aus für Benziner und Diesel und gleichzeitig des Verbrennungsmotors als Antriebstechnik. Auch mit Naturgas oder synthetischem Sprit betriebene Motoren wären damit in Zukunft nicht mehr erlaubt. Als einziger Antrieb bleibt ab 2035 also nur noch der Elektromotor übrig.

Doch die Skepsis unter Autofahrerinnen und Autofahrern ist nach wie vor gross, auch wenn sogenannte Steckerfahrzeuge (reine Stromer und Plug-in-Hybride) mittlerweile fast 25 Prozent an den Neuwagen in der Schweiz ausmachen. Neben zu geringer Reichweite und zu wenigen Lademöglichkeiten wird oftmals der Preis als Argument gegen Stromer aufgeführt – verglichen mit gleich grossen Benzinern oder Dieseln sei er deutlich höher. Doch stimmt das, sind E-Autos wirklich teurer als vergleichbare Verbrenner? Wir haben vier Modelle unterschiedlicher Segmente in Verbrenner- und Strom-Version miteinander verglichen:

Kleinwagen: Peugeot 208/e-208

Mit 1343 verkauften Exemplaren von Januar bis Mai kommt Peugeots Kleinwagen 208 aktuell auf den fünften Platz der Schweizer Verkaufsrangliste. Die Franzosen bieten ihren Bestseller mit drei verschiedenen Antrieben an: als Benziner, Diesel oder rein elektrisch, alle mit Frontantrieb. Für den fairen Vergleich wählen wir ähnlich motorisierte Varianten: Den 130 PS starken Top-Benziner mit Automat in der Ausstattung «Allure Pack», der ab 31'150 Franken losgeht und den gleich ausgestatteten, leicht stärkeren e-208 (136 PS), der ab 36'000 Franken startet und rein elektrisch bis zu 331 Kilometer zurücklegt.

Das EU-Parlament hat diese Woche beschlossen, ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr zuzulassen.
Foto: Shutterstock
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Kompakter: VW Golf/ID.3

40 Jahre war der VW Golf unangefochten an der Spitze der meistverkauften Autos der Schweiz, bis er 2016 vom Skoda Octavia abgelöst wurde. Doch nach wie vor rangiert der einstige Besteller in nun achter Generation mit 1176 Exemplaren bis Ende Mai auf Platz 9 der Schweizer Verkaufscharts – weit vor dem ID.3, dem rein elektrischen Pendant des Golf. Bei den Preisen nehmen sich beide nicht viel: Der mildhybridisierte Golf mit 150-PS-Benziner, Automat und Frontantrieb in Ausstattung «Style» kommt auf 41'600 Franken, der aktuell nur als «Pro Performance» erhältliche ID.3 mit 204 PS, 58-kWh-Akku für bis zu 417 Kilometer und Heckantrieb auf 44'400 Franken.

SUV: Lexus UX/UX 300e

Bei den boomenden Kompakt-SUVs checken wir den 4,49 Meter langen UX von Toyota-Nobeltochter Lexus, der bei uns als Hybridvariante 250h und als rein elektrischer 300e angeboten wird. Im 250h liefern Benziner und E-Motor zusammen 184 PS, die auf alle vier Räder verteilt werden – für ab 53'800 Franken. Der 300e startet bereits ab 49'900 Franken, leistet mit 204 PS mehr, hat dafür aber nur Frontantrieb. Auch die Reichweite ist mit maximal 305 Kilometern eher mau.

Luxusklasse: Mercedes S-Klasse/EQS

Ob Staatsoberhäupter, Topmanager oder VIPs: Wenn die Mächtigen, Reichen und Schönen im Auto reisen, tun sie das vorzugsweise in einer Mercedes S-Klasse. Keine andere Luxuslimousine verkauft sich weltweit so gut wie das Flaggschiff der Stuttgarter. Seit letztem Jahr hat die S-Klasse aber Konkurrenz im eigenen Hause: Der rein elektrische EQS soll den S als Mercedes-Topmodell beerben. Beim Blick auf die Preise wirds schon jetzt eng für die S-Klasse: Als 286 PS starker S 350 d mit Heckantrieb und Automatikgetriebe gehts aktuell ab 124'900 Franken los. Beim futuristisch gezeichneten EQS mit 292 Elektro-PS, über 600 Kilometer Reichweite und Heckantrieb stehen 700 Franken weniger im Preisblatt: ab 124'200 Franken.

Fazit

Autos in tieferen Preissegmenten sind tatsächlich noch leicht teurer als ihre vergleichbaren Verbrenner-Pendants. Die Unterschiede machen meist aber nur noch wenige Tausend Franken aus. Umso höher die Preise, desto geringer werden die Preisdifferenzen – teilweise sind Stromer heute schon günstiger als vergleichbare Verbrenner, wie das Beispiel Mercedes S-Klasse und EQS belegt. Laut einer aktuellen Studie von Bloomberg New Energy Finance werden PWs und Transporter spätestens ab 2027 in allen Klassen in der Herstellung billiger sein als Verbrenner.

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