Neuwagenzulassungen 2024 unter der Lupe
VW nur noch dank Mietwagen an der Spitze

Obwohl es auf dem Neuwagenmarkt zuletzt ein Zulassungsplus von rund zehn Prozent gab, verlief das erste Trimester des Schweizer Autojahres 2024 nicht besonders erfreulich, wie die Marktanalyse von Auto-Consultant Guido Biffiger zeigt.
Publiziert: 04.06.2024 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2024 um 16:14 Uhr
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Mit Marktanteilen im zweistelligen Bereich war VW jahrzehntelang die unangefochtene Nummer 1 auf dem Schweizer Neuwagenmarkt. Doch in jüngster Zeit schwächelt die Marke Volkswagen in unserem Land – und letzten Herbst wurde es gar erstmals eng, was die Leaderposition in der Neuwagen-Zulassungsstatisik betrifft.

Stürzt BMW 2024 VW vom Thron?

Hielt sich VW bis Ende 2023 noch ganz an der Spitze, tut sich die Marke in diesem Jahr schwer. Die bis Ende April 2024 neu eingelösten 7260 Fahrzeuge bedeuten einen Rückgang von 9,1 Prozent gegenüber der gleichen Periode im Vorjahr. Trotz populären Modellen wie VW Tiguan, Polo, Golf oder der neuen ID.-Elektrofamilie wird der langjährige Marktleader VW von BMW und Skoda, die in diesem Jahr bislang beide zulegen konnten (BMW +12,3 %, Skoda +7,9 %), hart bedrängt (siehe grosse Tabelle). BMW war im Januar und Februar dieses Jahres gar bereits kurzzeitig die Nummer 1 auf dem Schweizer Markt.

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Aber nicht nur bei VW stockt der Absatz. Generell ist festzustellen, dass Neuzulassungen von Autos mit Alternativantrieben zurzeit stagnieren. So konnten Neuwagen mit Mild- oder Plug-in-Hybridantrieb ihre Marktanteile nur unwesentlich steigern – lediglich vollhybride Modelle legten mit einem Plus von 2,6 Prozent spürbarer zu und erreichen jetzt einen Marktanteil von zwölf Prozent.

Die ersten vier Monate 2024 verzeichnete man in der Schweiz ein leichtes Plus von 0,9 Prozent PW-Neuzulassungen gegenüber Vorjahr.
Foto: Zvg
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E-Auto-Absatz geht zurück

Markant zurück, um 3,1 Prozent Marktanteil, gingen in den ersten vier Verkaufsmonaten dieses Jahres dagegen die Neuzulassungen reiner Elektroautos – auch wenn ihr aktueller Marktanteil mit jetzt 17,7 Prozent noch immer deutlich über dem europäischen Durchschnitt von zwölf Prozent liegt. Als Ursache sieht Auto-Consultant Guido Biffiger unter anderem der von der Politik zu schnell geplante und eingeleitete Wechsel zum reinen Elektroantrieb. «Die Reichweitenangst, umständliches Ladehandling und die beschränkte Zahl öffentlicher Stromtankstellen, die gestiegenen Strompreise und die generell unsichere Situation der Stromverfügbarkeit lassen viele Konsumenten beim Kauf eines reinen Elektroautos zurzeit zögern», sieht Guido Biffiger Gründe für die aktuell rückläufigen E-Autozahlen. Dazu komme, dass es in unserem Land bis auf wenige Ausnahmen keine staatlichen Subventionen beim Kauf von Neuwagen mit Alternativantrieb gab, «und sich der Bund auch eher passiv verhält, was zum Beispiel die Einführung des klimaneutralen Diesels HVO 100 der finnischen Firma Neste betrifft.»

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Das Geschäft mit Luxusboliden läuft wie geschmiert

Kommt der Neuwagen-Gesamtmarkt in der Schweiz aktuell nicht so recht vom Fleck, explodieren dagegen die Zulassungszahlen für sogenannte Hypercars und Luxusschlitten. Wurden im ersten Trimester 2023 noch 60 solcher Nobelfahrzeuge neu eingelöst, hat sich deren Zahl von Januar bis Ende April 2024 mit 135 Neuzulassungen mehr als verdoppelt. Im Gegensatz zu Otto Normalverbraucher scheint die Kohle bei den Superreichen aktuell also locker zu sitzen.

Besonders gefragt waren die ersten vier Monate dieses Jahres die Ferrari-Modelle Purosagne (40 Stück) und SF90 Stradale (23). Selbst der Marktanteil rein elektrischer Luxusautos ist aktuell dank 16 neu eingelöster Lotus Eletre, 13 Lucid Air und sechs Rolls-Royce Spectre mit 18,5 Prozent höher als beim Gesamtmarkt. Zudem wurden erstmals dieses Jahr sechs Mercedes AMG One, vier Lamborghini Revuelto, zwei Königsegg Jesko und ein Pagani Utopia offiziell in der Schweiz zugelassen.

Dieses Jahr wurde der erste Pagani Utopia offiziell in der Schweiz eingelöst.
Pagani

Kommt der Neuwagen-Gesamtmarkt in der Schweiz aktuell nicht so recht vom Fleck, explodieren dagegen die Zulassungszahlen für sogenannte Hypercars und Luxusschlitten. Wurden im ersten Trimester 2023 noch 60 solcher Nobelfahrzeuge neu eingelöst, hat sich deren Zahl von Januar bis Ende April 2024 mit 135 Neuzulassungen mehr als verdoppelt. Im Gegensatz zu Otto Normalverbraucher scheint die Kohle bei den Superreichen aktuell also locker zu sitzen.

Besonders gefragt waren die ersten vier Monate dieses Jahres die Ferrari-Modelle Purosagne (40 Stück) und SF90 Stradale (23). Selbst der Marktanteil rein elektrischer Luxusautos ist aktuell dank 16 neu eingelöster Lotus Eletre, 13 Lucid Air und sechs Rolls-Royce Spectre mit 18,5 Prozent höher als beim Gesamtmarkt. Zudem wurden erstmals dieses Jahr sechs Mercedes AMG One, vier Lamborghini Revuelto, zwei Königsegg Jesko und ein Pagani Utopia offiziell in der Schweiz zugelassen.

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Umsturz bei Mietwagen

Was dem Walliser Experten mit seiner Firma GFB Consulting bei seiner Analyse der Zulassungszahlen 2024 ebenfalls aufgefallen ist: Die Mietwagenzulassungen haben im ersten Trimester mit 4735 Neuimmatrikulationen um satte 52,6 Prozent zugelegt und erreichen mit 6,1 Prozent langsam wieder die Marktanteilswerte wie vor der Corona-Pandemie (2018 und 2019 rund 6,5 %). Zudem interessant: Der aktuelle Mietwagenmarkt wird einerseits geprägt durch neue Player wie Volvo, Honda oder Nissan – und andererseits kam es zu deutlichen Verschiebungen in der Hitliste gegenüber dem Vorjahr. 

So liegt der letztjährige Bestseller Audi aktuell nur noch auf Platz 15, dafür rückte Mitsubishi von Platz 12 auf Rang 6 vor und VW machte einen Sprung von Rang 10 ganz an die Spitze (siehe Tabelle Mietwagen). Und nur dank der bislang 500 neu zugelassenen VW-Mietautos kann VW in der Schweiz aktuell noch die Spitze in der Bestseller-Markenhitparade vor BMW halten. Zudem entlarven die höheren Mietwagenzulassungen auch, dass das leichte Wachstum des Neuwagen-Gesamtmarktes im ersten Trimester 2024 von 0,9 Prozent nicht auf ein gesteigertes Interesse von Privatkunden, sondern vor allem auf das wieder in Fahrt gekommene Mietwagenbusiness zurückzuführen ist.

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