Für Verbrenner und Stromer: 7 Tipps bei Feuer im Auto
E-Autos brennen nicht häufiger

Nein, es wird nicht explodieren: Brennt ein Verbrennerauto, bleibt genug Zeit, Menschen und Gepäck in Sicherheit zu bringen. Und Stromer sind nicht gefährdeter als andere Fahrzeuge. Diese sieben Tipps solltest du beherzigen.
Publiziert: 28.07.2023 um 05:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2024 um 10:31 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Gefühlt brennen Autos häufig ab. Und weil dann jedes in den Schlagzeilen landet, scheint die Zahl der Fahrzeugbrände sogar von Jahr zu Jahr zu steigen. Aber: Nein, die Zahl der Autobrände nimmt nicht zu – da sind sich Experten einig. Zwar fehlen exakte Gesamtzahlen, aber einzelne Autoversicherer vermerken gar einen Rückgang. Gesamt brennen geschätzt etwa 7000 Autos im Jahr aus. Tönt nach viel, aber zum Vergleich: Autounfälle mit Personenschaden gibt es jährlich 10'000 mehr.

Nur nehmen wir die spektakulären Brände im Onlinezeitalter stärker wahr – und geändert haben sich auch die Ursachen. Nicht der einst häufige Vergaserbrand oder durch Wartungsmängel verursachter Austritt von Benzin oder Öl (z.B. Tropfen auf heisse Teile), sondern mit Abstand die Elektrik ist Hauptverursacher. Nach einem Crash ist Feuer selten. Auch hier gibt es keine exakten Zahlen, aber Experten sagen: Sie machen ein Prozent der Unfälle aus.

Keine Explosion in Sicht

Wenn das Auto brennt, schnell weg, ehe es explodiert? Das ist Unsinn. Die Feuerbälle à la Hollywood gibt es nur im Film. Zwar wird nach Bränden oft von Explosionen berichtet, aber meist handelt es sich dabei um die knallenden Pneus. Also keine Panik: Autos brennen vergleichsweise langsam ab. Ehe die Flammen vom Motorraum das Interieur erreichen, vergehen meist fünf bis acht Minuten und dann noch mal mehrere Minuten bis zu einem Vollbrand.

Der Eindruck trügt: Moderne Autos brennen nicht häufiger, im Onlinezeitalter bekommt man es nur viel öfter zu sehen.
Foto: KAPO SG
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Es bleibt also genug Zeit, Insassen und Gepäck zu retten – denn genau das unterbleibt aus Angst vor einer Explosion heute oft. Mit Feuerlöscher kann man mit etwas Glück das Auto vor Totalschaden bewahren. Falls nicht, kann selbst die Feuerwehr das Ausbrennen meist nicht mehr verhindern. Aber wenn bei einem Unfall der Benzintank beschädigt wurde? In diesem sehr seltenen Fall erfolgt die Brandausbreitung zwar sehr schnell, aber es explodiert nichts.

Höheres Risiko beim Stromer?

Elektroautos brennen übrigens nicht häufiger, sondern statistisch gesehen sogar seltener. Ein brennender Akku ist zwar für die Feuerwehr schwierig, aber zu Brandbeginn gilt im E-Auto für Insassen dasselbe wie bei allen Autos: Vor allem Kunststoff und Dämmmaterial werden leichter Raub der Flammen, und davon wird in Verbrennern wie Stromern gleich viel eingebaut. In sehr seltenen Fällen kann allerdings ein Dominoeffekt in der Batterie eintreten, wenn alle Abschaltmechanismen im Akku versagen: Dann entzündet eine Batteriezelle jeweils die nächste. Um ein Wiederentzünden aufgrund chemischer Reaktionen zu verhindern, solllte ein gelöschtes E-Auto von der Feuerwehr daher über 24 Stunden danach beobachtet werden.

Erdgastanks übrigens fackeln bei einem Brand ihren Inhalt kontrolliert ab, sobald die Flammen den Tank erreichen, und ebenso die Wasserstoff-Tanks von Autos mit Brennstoffzelle. Eine Explosion gibt es also auch hier nicht.

7 Tipps für den Brandfall

  • Feuerlöscher und Schutzhandschuhe kosten wenig und helfen viel. Ein Ein-Kilo-Löscher ist zu schnell leer, zwei Kilo Pulver sollten es mindestens sein. Montage vorne am Sitz oder im Kofferraum. Nicht lose im Innenraum, sonst wird er beim Crash zum Geschoss. Vorab mit der Bedienung vertraut machen und Löscher laut Herstellervorgaben regelmässig warten lassen.
  • Wenn es brennt: Warnblinker an, rechts ran. Ruhe bewahren! Möglichst nicht auf der Spur oder nahe Gebäuden halten. Zündung aus, Schlüssel stecken lassen. Haubenöffner ziehen.
  • Fahrzeug absichern (Pannendreieck), dann in etwas Entfernung – der Rauch ist giftig! – in Sicherheit bringen (hinter der Leitplanke). Feuerwehr alarmieren (Notruf 118 oder 112). Auch beim Unfall geht Absicherung vor Erster Hilfe und diese vor Notruf. Unfallopfer aus dem Fahrzeug zu retten ist bei Feuer ratsamer als ein oft erfolgloser Löschversuch.
  • Falls Feuerlöscher vorhanden: Handschuhe anziehen, Haube mit Vorsicht öffnen (mit dem Arm Gesicht schützen). Zwei Kilo Löschpulver reichen nur für etwa zehn Sekunden! Daher mit kurzen Pulverstössen arbeiten. Flammen von unten (z.B. Feuer unter dem Auto) nach oben löschen. Löscher nicht ganz leeren, sondern für Rückzündungen Reserve behalten.
  • Sonderfall Elektroauto: Beim Notruf darauf hinweisen. Keine Löschversuche mit Wasser! Abstand zu orangen Kabeln halten. Brennt der Akku, sind Löschversuche aussichtslos. Wer die Feuerwehr unterstützen will, sollte besonders im Elektroauto eine Rettungskarte (gibt es beim Hersteller) mit Hinweisen für die Retter mitführen (hinter der Sonnenblende).
  • Weit genug vom brennenden Auto entfernen: Der Rauch ist sehr giftig, die entstehende Hitze enorm. Im Zweifel bedenken: Ein Auto ist ein Auto, die Teilkasko zahlt den Schaden.
  • Zu guter Letzt: Wer einen Feuerlöscher an Bord hat, sollte bitte seine Hilfe anbieten.

Übrigens: Gerade bei Fahrzeugbränden gibt es viele Fälle von versuchtem Versicherungsbetrug – der von Experten aber meist spielend aufgedeckt wird.

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