Winter-Ratgeber: Elektroautos reagieren anders
Diese vier Tipps halten dich im Winter in der Spur

Jeder fünfte verkaufte Neuwagen surrt in er Schweiz elektrisch. Aber wie fahre ich mit dem Stromer sicher durch den Winter? Mit unseren vier Tipps hängst du an der Ladesäule und nicht am Abschlepphaken.
Publiziert: 25.11.2023 um 16:02 Uhr
Martin A. Bartholdi

Fast jeder dritte verkaufte Neuwagen wird in der Schweiz 2023 zumindest teilelektrisch angetrieben. Jeder Fünfte rollt gar rein elektrisch aus den Showrooms. Kundinnen und Kunden, die erstmals mit Strom statt Sprit fahren, merken sofort: Ein E-Auto fährt anders als ein Verbrenner. Einerseits verzögert es stärker, wenn man vom Gas geht, weil die Rekuperation einsetzt und Energie zurückgewinnt. Andererseits beschleunigt ein Stromer meist deutlich flotter, weil das volle Drehmoment sofort verfügbar ist. Beides beeinflusst auch das Fahren auf Schnee und Eis. Damit dein Elektroauto im Winter nur an der Ladesäule hängt und nicht plötzlich am Abschlepphaken, hat BMW-Fahrinstruktor und Produkttrainer Saladin Karl (45) vier Tipps, die du beachten solltest:

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Langsam angehen

Frischer Schnee auf der Strasse? Dann solltest du die Fahrt langsam angehen. Wenn schon beim normalen Beschleunigen das hohe Drehmoment des Elektroautos sofort die Räder zum Durchdrehen bringt, dann ist Vorsicht geboten. Achte auf die Kontrollleuchten: Eine orange mit dem Bild eines schleudernden Autos verrät, dass das elektronische Stabilitätsprogramm ESC das Auto einbremsen muss, damit die Pneus wieder Grip haben. Mit sanftem Gasfuss weiterfahren und am besten Tipp 2 beherzigen.

2

Richtiger Fahrmodus

«Eco ist der beste Fahrmodus für den Winter», sagt Karl: «Die Motorleistung wird gedrosselt und das Gaspedal reagiert sanfter.» Manche Modelle verfügen auch über einen echten Schneemodus, der ebenfalls die Power reduziert. Das hilft nicht nur beim Anfahren, sondern auch beim Beschleunigen aus Kurven. Wichtig bei einem Fahrzeug mit Heckantrieb: Zu viel Gas lässt das Heck ausbrechen – trotz allen Assistenten lässt sich die Physik nicht austricksen. Stromer mit ihrer starken Beschleunigung können gar häufiger ins Schleudern geraten. Aber haben die meisten Autos nicht ohnehin Frontantrieb? Bei Verbrennern stimmts, doch mit der Elektrifizierung sind einige Hersteller zum Heckantrieb zurückgekehrt. Wie zum Beispiel VW bei den ID.-Modellen.

Im Rahmen eines BMW Winterfahrtrainings in Samedan GR...
Foto: BMW Schweiz
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3

Nicht zu viel rekuperieren

Die Rekuperation hilft auf Schnee und Eis. Das Auto wird sofort langsamer, wenn wir vom Gas gehen und bleibt stabiler als beim klassischen Bremsen. Dadurch bleibt in Extremsituationen mehr Zeit zum Reagieren. Aber die Technik agiert flinker, sagt Instruktor Karl: «Elektromotoren reagieren schneller auf Inputs, sei es vom Gaspedal oder von den Regelsystemen.» Das ist in Extremsituationen ein Sicherheitsgewinn. Denn je unmittelbarer das Auto rekuperiert, desto schneller bauen wir Tempo ab und behalten die Kontrolle über das Auto.

Aber: Manche Elektroautos verfügen über eine vorwählbare Rekuperation. Liegt die höchste Stufe bei Eis und Schnee an, kann das schlagartige Abbremsen dich überraschen und das Auto aus der Spur bringen. Deshalb lässt sich zum Beispiel bei Kia und Hyundai im Schnee-Fahrmodus nie die höchste Rekuperationsstufe wählen.

4

Physik beachten

Alle Fahrmodi und Assistenzsysteme können die Physik nicht überlisten – auch nicht bei einem Elektroauto. Selbst auf trockener Strasse tendieren diese zum Schieben Richtung Kurvenaussenseite – nicht nur, wenn du zu schnell in die Kurve fährst, sondern auch schon wegen des hohen Gewichts aufgrund der schweren Batterie. Das nennt sich Untersteuern: Du lenkst, aber das Auto fährt dennoch geradeaus. Deshalb mit dem Elektroauto bei Schnee und Eis langsamer in die Kurve rollen, als du es vom Auto mit Verbrenner gewohnt bist. Immerhin hat das hohe Gewicht der Stromer aber auch einen Vorteil: mehr Grip.

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