Blick-Kurztest Aiways U5 Prime
Dieser Chinese mag keine Winter

Die chinesische Elektromarke Aiways kennt bei uns noch kaum jemand. Wir haben deshalb den ab knapp 45’000 Franken erhältlichen Elektro-Crossover U5 des chinesischen Newcomers einem Test unterzogen.
Publiziert: 14.02.2023 um 19:43 Uhr
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Vor der Fahrt

Wir sind gespannt. Was bietet uns dieser 4,68 Meter lange chinesische Stromer, der optisch ein Mix aus Kombi und SUV ist? Dessen Schokoladenseite die Seiten-, aber sicher nicht die Frontansicht ist. Und der in der Prime-Ausführung ab knapp 45’000 Franken mit seinem 63-kWh-Akkupaket 400 Kilometer Reichweite verspricht. Wir sitzen rein und staunen über die bequemen Ledersitze und das grosszügige Platzangebot. Vor allem der Kofferraum ist mit bis zu 1619 Litern riesig. Das Cockpit hat durch das oben und unten abgeflachte, ovale Lenkrad einen futuristischen Touch. Ein Navi gibts allerdings nicht. Die Chinesen gehen davon aus, dass sowieso jeder sein Smartphone nutzt, um ans Ziel zu kommen. Also binden wir den Handy-Lotsen per Android Auto auf den 12,3-Zoll-Touchscreen ein.

Auf der Strasse

Los gehts. Wir fädeln uns in den Stadtverkehr ein und sind über die Lenkung verblüfft. Keinerlei Response von der Strasse ist zu spüren. Lenken im U5 fühlt sich genauso gefühllos an wie auf einer alten Playstation – völlig synthetisch. Schade. Denn das Fahrwerk des 1,8 Tonnen schweren Chinesen wäre gar nicht schlecht abgestimmt. Auch die Fahrleistungen stimmen. Der 204 PS starke Elektro-Crossover wirkt trotz seines Gewichts erstaunlich leichtfüssig.

Steckbrief Aiways U5 Prime

Antrieb: E-Motor, 204 PS (150 kW), 310 Nm, 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Akku 63 kWh
Fahrleistungen: 0–100 km/h 7,8 s, Spitze 160 km/h
Masse: L/B/H 4,68/1,87/1,70 m, Leergewicht 1845 kg, Kofferraum 496 bis 1619 l
Verbrauch/Reichweite: WLTP 17,0 kWh/100 km, WLTP 400 km, CO₂-Ausstoss 0 g/km, Energie A
Preis: ab 44’990 Fr., Testwagen plus Zweifarben-Option 45’890 Fr (Basismodell: U5 Xcite ab 39'990.–)

Antrieb: E-Motor, 204 PS (150 kW), 310 Nm, 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Akku 63 kWh
Fahrleistungen: 0–100 km/h 7,8 s, Spitze 160 km/h
Masse: L/B/H 4,68/1,87/1,70 m, Leergewicht 1845 kg, Kofferraum 496 bis 1619 l
Verbrauch/Reichweite: WLTP 17,0 kWh/100 km, WLTP 400 km, CO₂-Ausstoss 0 g/km, Energie A
Preis: ab 44’990 Fr., Testwagen plus Zweifarben-Option 45’890 Fr (Basismodell: U5 Xcite ab 39'990.–)

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Das war super

400 Kilometer Reichweite und 9 Grad Aussentemperatur bei vollem Akku zeigt das Display beim Start zu unserer ersten Testwoche an. Und nach diversen Fahrten in der Stadt, über Land und auf der Autobahn zeigt sich: Das ist sogar ziemlich realistisch. Doch dann schlägt das Wetter um und es wird für die zweite Woche kalt, richtig kalt.

4,68 Meter lang ist der chinesische Stromer, der ein Mix aus Kombi und SUV ist.
Foto: Aiways
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Das war schwach

Und jetzt ist es vorbei mit der beruhigenden Reichweite. Schon bei 0 Grad Aussentemperatur schrumpft sie um ein Viertel! Selbst wenn das Fahrzeug bei Minus-Temperaturen im Freien parkiert ist, nimmt die Reichweite ab. Eines Nachts, bei minus 5 Grad, fahren wir auf einer Strecke von 60 zu fahrenden Kilometern mit der beruhigenden Rest-Reichweite von 120 Kilometern los. Trotz klirrender Kälte geraten wir am Steuer des U5 aber bald ins Schwitzen: Die Reichweite schrumpft schneller als Schnee an der Sonne. Am Schluss zittern wir uns mit noch 20 Restkilometern ans Ziel. Warum diese eklatante Akkuschwäche bei Kälte – ob die Chinesen bei der Isolierung des Akkupakets gespart haben?

Das bleibt

Mit Blick auf die Konkurrenz geht der Preis unseres Testwagens U5 Prime von knapp 45'000 Franken in Ordnung. Er ist aber kein Schnäppchen. So startet der VW ID.4 zwar erst ab 52'400 Franken, der Renault Megane E-Tech Electric aber schon ab 40'000 Franken. 400 Kilometer Reichweite sind bei normaler Witterung realistisch und gut. Als nervend empfanden wir das oben abgeflachte Lenkrad und die extrem gefühllose Lenkung. Der Komfort und die vielen Fahrassistenten gefallen – und das versprochene Update dürfte dann wohl auch den kaum vorhandenen DAB-Radioempfang verbessern. Kurz: Im Detail hat Aiways beim U5 noch Luft nach oben, doch die Basis stimmt.

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