Elektro-Limousine ab 43'900 Franken
So gut fahren die günstigen Polestars

Mit dem Polestar 2 hat Volvos Elektromarke letztes Jahr Teslas Model 3 attackiert. Nun bringen die Schweden neue Einstiegsversionen ab knapp 44'000 Franken auf den Markt. Blick konnte die schicken Stromer bereits testen.
Publiziert: 17.07.2021 um 03:42 Uhr
|
Aktualisiert: 20.07.2021 um 17:13 Uhr
Andreas Engel

Es ist beeindruckend, welchen Wandel Volvos ehemalige Sporttochter Polestar in den letzten Jahren vollzogen hat. Am Genfer Autosalon 2018 verkündeten die Schweden, dass Polestar (dt. Polarstern) ab 2019 als eigenständige Sport- und Elektromarke neben der Mutter Volvo agiere.

Schon damals zeigt Polestar-CEO Thomas Ingenlath (der auch parallel Volvos Chefdesigner bleibt) den ersten grossen Wurf: das exotische Plug-in-Hybrid-Coupé Polestar 1. So dynamisch und stylish der 1er aussieht, so fährt er sich auch (hier der Test des Polestar 1). Einziger Haken am ersten selbständigen Modell: Der Polestar 1 kostete erst 185'000, derzeit noch 165'000 Franken.

Elektrisch zum Erfolg

Das auf 1500 Stück limitierte Erstlingswerk soll Polestar nicht Masse bringen, sondern Aufmerksamkeit. Für den bereits ein Jahr später nach dem Plug-in-Coupé gestarteten, rein elektrischen und mit rund 58'000 Franken auch viel günstigeren Polestar 2. Dieser Start gelang Polestar ebenfalls nach Mass.

Nach der Allrad-Version im letzten Jahr kommen diesen September zwei günstigere Frontantriebsvarianten der Elektro-Limousine Polestar 2 auf den Markt.
Foto: zVg
1/28

Bei ersten Tests der 4,61-Meter-Limousine, die trotz eigenständigen Designs deutlich «Volvo!» sagt, ernten wir viele anerkennende Daumen nach oben und spürten: Polestar könnte zur echten Erfolgsmarke werden! Das sahen auch die Mitglieder der Fachjury so, die ihn zum «Schweizer Auto des Jahres» wählten.

Nun kommen Budget-Polestars

Um den Polestar 2, der ausser Audi A4, BMW 3er oder Mercedes C-Klasse auch Teslas Model 3 das Leben schwerer machen soll, jetzt mehr Kunden preislich zugänglich zu machen, folgen im September zwei günstigere Versionen. War die Limousine bisher als Allradler mit 408 PS (300 kW) und grossem 78-kWh-Akku zu haben, ist er dann je auch mit Frontantrieb und kleinerem 64-kWh- (224 PS/165 kW) oder weiterhin 78-kWh-Akku (231 PS/170 kW) unterwegs.

Optisch gibts keine Abstriche zum AWD-Modell, wie wir in Polestars neuem «Space Center» unterhalb des Zürcher Lindenhofs feststellen. Aussen bleibt es bei der unaufdringlichen, schwedisch coolen Designsprache. Innen bei toll verarbeiteten Holz-, Stoff- und Lederoberflächen. Highlight im Cockpit ist das Google-basierte Infotainment, das sich wie ein Tablet steuern lässt und die Eingabe sowohl über Touch als auch über Sprache exzellent beherrscht.

Nicht ganz derart zackig

Nach gemächlichem Mitschwimmen im Stadtverkehr folgt auf der Landstrasse die Probe aufs Exempel. Macht der Fronttriebler genauso viel Spass wie der Allradler? Erste Erkenntnis: So brachial wie der AWD (0–100 km/h in 4,7 s) treten die Basis-2er zwar nicht an (0–100 km/h in 7,4 s). Auch die Spitze ist mit 160 km/h tiefer als in der Topversion (Spitze 205 km/h). Besonders aus dem Stand muss der Frontmotor erst mal Kraft aufbauen, bis die fast zwei Tonnen Schwedenstahl dann aber leichtfüssig nach vorne ziehen. Doch beim Fahrverhalten bleiben auch die Neuen echte Spassmacher, wenn auch eher auf der sportlich-straffen Seite. Aber sie bügeln Unebenheiten komfortabel genug weg. Die Lenkung kann via Touchscreen leichter oder fester abgestimmt werden.

40 Minuten bis 80 Prozent

Laut Norm kommt der Polestar 2 je nach Akkugrösse zwischen 440 und 540 Kilometer weit. Das sind in der Version mit 78-kWh-Batterie 60 Kilometer mehr als der starke 4x4 (480 km). In der Praxis dürften sich die Werte also zwischen 350 und 500 Kilometern bewegen. Geladen wird mit maximal 116 kW am Schnelllader, was bei leerem Akku einen 40-Minuten-Stopp bedeutet, bis der Akku wieder zu 80 Prozent gefüllt ist. An der dreiphasigen Wallbox zu Hause dauert die Vollladung meist zwischen sieben und acht Stunden.

Preiswerter Edelstromer

Blick aufs Preisschild: Mit kleinerem Akku gehts ab 43'900 Franken los, die Long-Range-Version startet ab 46'900 Franken. Hinzu kommen optional die absolut empfehlenswerten Ausstattungspakete «Plus» und «Pilot», die für 4500 bzw. 3500 Franken Komfort- und Sicherheitsfeatures beinhalten. Zum Vergleich: Die Topversion startet ohne Optionen neu ab 49'900 Franken.

Fazit: Mit neuen Basisvarianten wird die fünftürige Edellimo ab sofort zum ernsthaften Konkurrenten etwa für die E-Modelle des Volkswagen-Konzerns wie Audi Q4 E-Tron, VW ID.3 und ID.4 oder Skoda Enyaq. Gut so, wie wir finden. Konkurrenz belebt schliesslich das Geschäft – auch das elektrische.


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?