Erste Fahrt im neuen Lexus RX450h+
Nächster Anlauf gegen die deutschen Rivalen

Der Lexus RX 450h+ soll den Plug-in-Hybridversionen des BMW X5, Audi Q7 und Mercedes GLE Konkurrenz machen. Wie stehen die Erfolgsaussichten?
Publiziert: 14.09.2022 um 11:33 Uhr
Wolfgang Gomoll

Der Hybrid-Pionier Toyota liess sich lange Zeit, bis auch er endlich Plug-in-Hybride anbot. Doch jetzt folgt ein Modell nach dem anderen – der Lexus 450h+ ist nach dem Toyota Prius und dem RAV4 der dritte Plug-in aus dem Konzern. Allen gemeinsam: dieselbe GA-K-Plattform. Das bedeutet: Eine 18,1-kWh-Batterie (netto), die eine rein elektrische WLTP-Reichweite von bis zu 65 Kilometern ermöglicht. Bei unserer Testfahrt schaffte das System 61 Kilometer. «Wir gehen mit der Batterie sorgfältiger um als unsere Konkurrenten. Denn die Akkus sollen so lange halten wie das Auto», erklärt Lexus-Techniker Paul Williamsen. So fällt zum Beispiel der tatsächliche Ladezustand der Akkus nie unter 20 Prozent.

Der Antriebsstrang bei der inzwischen fünften RX-Generation setzt sich beim Lexus RX450h+ aus einem 2,5-Liter-Vierzylinder mit 182 PS, einem 185 PS starken E-Motor vorn und einem weiteren E-Motor mit 54 PS hinten zusammen. Dies ergibt eine Systemleistung von 309 PS (227 kW). Damit ist man mehr als ausreichend motorisiert: In 6,5 Sekunden wird Tempo 100 erreich, bei 200 km/h Spitze regelt die Elektronik ab.

Moderater Verbrauch

Beim stufenlosen CVT-Getriebe gaben die japanischen Ingenieure ihr Bestes, um dessen dynamikhemmende Marotten auszutreiben. Das ist auch ganz ordentlich gelungen. Der 2240 Kilogramm schwere Crossover reagiert spontan auf Gaspedalbefehle. Einzig bei einem herzhaften Tritt aufs Gas kann das Getriebe seine Herkunft nicht ganz verleugnen. Wer kein Freund des CVT-Gummiband-Effekts ist, kann den Getriebehebel auf «S» stellen und dann manuell über Lenkradwippen durch sechs Stufen schalten.

Der neue Lexus RX450h+ will den Plug-in-Hybridversionen der deutschen Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes Konkurrenz machen.
Foto: ZVG.
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Rein elektrisch ist der Lexus RX 450h+ bis zu 130 km/h schnell – in der Schweiz also für alle Fahrsituationen ausreichend. Das kann man von der Ladegeschwindigkeit nicht behaupten. Mit maximal 6,6 kW dauert es rund 2,5 Stunden, bis die leeren Akkus wieder voll sind. Lexus gibt einen WLTP-Verbrauch von 1,2 l/100 km an. Für eine realitätsnähere Angabe überliessen wir bei unserer Testfahrt dem System jeweils die Wahl der optimalsten Antriebsart und kamen so auf einen Durchschnittsverbrauch von 6,1 Liter. Was in Anbetracht von über zwei Tonnen Gewicht, 309 PS Leistung und 4x4 nicht schlecht ist.

Komfortables Fahrwerk

Der automatisch zuschaltbare 4x4 sorgt bei Bedarf für zusätzliche Traktion. Die adaptiven Dämpfer und die optionalen 21-Zoll-Reifen hauchen dem RX eine Portion Dynamik ein, ohne den Komfort zu vernachlässigen. Im Gegenteil: Das Fahrwerk macht einen ausgewogenen Eindruck, bügelt lange Asphaltwellen genauso gut weg wie schnell aufeinanderfolgende Querfugen. Ein Resultat der Kombination aus sechs Zentimeter längerem Radstand und um 4,5 Zentimeter breiterer Spur hinten. Ein weiterer Grund dürfte die deutlich höhere Verwindungssteifigkeit der Karosserie sein.

Das Infotainment mit dem 14 Zoll (ca. 36 cm) grossen Touchscreen stammt vom kleineren Lexus-Bruder NX. Die Folge: Jetzt gibts auch im RX deutlich weniger Bedienelemente, Knöpfe und Tasten als bisher. Die Symbole auf dem Touchscreen sind dagegen eindeutig und wer sich einmal auf die Logik einlässt und etwas Zeit investiert, kommt gut damit zurecht. Dennoch erreicht das Infotainment nicht ganz die Anmutung und die Funktionsvielfalt der deutschen Premium-Konkurrenz. Eine gute Idee ist aber, dass im Head-up-Display die Funktionen der beiden grossen Bedienelemente links und rechts am Lenkrad angezeigt werden.

Neue Assistenten

Dass die Japaner zudem ein Herz für Nicht-Digital-Natives haben, zeigen die zwei USB-A-Anschlüsse vorne sowie je zwei weitere USB-C-Varianten vorne und hinten sowie eine in der Konsolenbox. Bei den Assistenten legt Lexus ebenfalls nach. Sicherheit wird bei den Japanern traditionell grossgeschrieben. Also überwacht der Assistent jetzt auch das Öffnen der Türen und warnt, wenn sich ein Fahrradfahrer oder ein anderes Vehikel von hinten nähert.

Optisch unterscheidet sich RX-Nummer fünf deutlich von seinen Vorgängern. Der Kühlergrill ist noch mächtiger, die A-Säule weiter nach hinten versetzt – und dank des längeren Radstands gibts vor allem für die Fondpassagiere noch mehr Platz.

Bleibt zum Schluss die Frage: Schafft es die fünfte Generation des Lexus RX, am Thron der deutschen Premium-Platzhirsche zu rütteln? Unseres Erachtens stehen die Chancen dazu besser als auch schon. Doch die bislang gemachten Erfahrungen lassen die Japaner bescheidene Ziele formulieren. Lexus will in Europa pro Jahr nur 12’000 RX verkaufen – die Hälfte dieser Kunden soll allerdings von Fremdmarken kommen. In der Schweiz steht der Plug-in-Hybrid-SUV ab Januar bei den Händlern, die Preise sind noch nicht bekannt.

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