Fahrbericht: BMW M8 Gran Coupé Competition
Fast so heilig wie die Kühe in Indien

Ab sofort ergänzt BMW die sportliche 8er-Reihe mit dem M8 Gran Coupé. Unsere erste Testfahrt zeigt: Der Sport-GT brilliert nicht nur mit Fahrdynamik, sondern lässt sich auch auf längeren Strecken sehr entspannt bewegen.
Publiziert: 04.04.2020 um 09:37 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2021 um 17:43 Uhr
Wolfgang Gomoll

Was soll diese Modellvariante? Das fragten wir uns, als BMW sein M8 Gran Coupé ankündigte. Doch Gran Coupés sind in München fast so heilig wie die Kühe in Indien. Zudem muss BMW fett motorisierten viertürigen Rivalen wie dem Porsche Panamera Turbo SE oder Audi RS7 Paroli bieten. Der grösste Unterschied zum normalen M8 Coupé sind beim M8 Gran Coupé denn auch die zwei hinteren Türen. Diese schwingen weit auf und ermöglichen ein bequemes Einsteigen. Selbst für Beine von grossgewachsenen Passagieren hats dank dem Radstand von 3,03 Metern viel Platz – aber bei der Kopffreiheit wirds schnell knapp.

Deshalb setzen wir uns lieber dahin, wo man bei einem BMW M auch hingehört: links vorne ans Lenkrad. Der Sitz mit seinen riesigen Wangen fixiert uns beim Kurventanz ausgezeichnet, bietet aber auch für längere Fahrten exzellenten Komfort. Startknopf gedrückt: Bollernd erwacht der aus dem M5 bekannte V8-Biturbo mit seinen – in der Competition-Variante – 625 PS (460 kW) und 750 Nm zum Leben.

Vom Allradler bis zum Hecktriebler

Das Cockpit ist eine grosse Spielwiese. Via «M-Mode»-Knopf definiert man das Jagdrevier des schnellen Bayern: Strasse, Sport oder Rennstrecke. Grundsätzlich werden die Assistenzsysteme aktiviert oder abgeschaltet, wobei sich im Track-Modus selbst der Infotainment-Bildschirm abschaltet. Über einen zusätzlichen Knopf regelt man die Feineinstellung von Dämpfern, Lenkung, Bremse, Motor und Allradantrieb – zur Freude von M-Traditionalisten ist selbst eine reine Hecktriebler-Konfiguration möglich. Am Ganghebel kann man zusätzlich die Schaltcharakteristik der 8-Gang-Steptronic einstellen.

Ab sofort ergänzt BMW die sportliche 8er-Reihe mit dem M8 Cran Coupé.
Foto: DANIEL KRAUS
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Vom Gentleman bis zum Spitzensportler

Los gehts. Schon nach wenigen Kilometern wird klar: Im Comfort-Modus gibt das M8 Gran Coupé den Asphalt-Gentleman, dennoch fährt man bereits Kreise um die meisten anderen Fahrzeuge. «Bei der Entwicklung lag unser Fokus auf der Symbiose zwischen Komfort und Sportlichkeit», verrät Projektleiter Christian Müller. Wir finden: Erfüllt! Der Vorderwagen springt beim Einlenken förmlich in die Kurve rein und durcheilt diese wie auf Schienen.

«Wir haben am Vorderwagen die Steifigkeit massiv erhöht und die Anbindung ans Fahrwerk optimiert» bestätigt Müller unseren Eindruck. Nur bei schnell gefahrenen Kurven mit engen Radien kann das Gran Coupé sein Gewicht von 1980 Kilo nicht ganz verbergen und schiebt mit der Front nach aussen. Aber: Wer auf Sieg fährt, wählt sowieso Sport oder Sport Plus. Dann hängt der Motor noch gieriger am Gas und lässt das Heck manchmal beim Herausbeschleunigen leicht zucken.

Von 199'000 bis 219'000 Franken

Wer nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs ist, dem reicht die Comfort-Einstellung locker. Egal in welcher Konfiguration – das 5,01 Meter lange M8 Gran Coupé Competition macht gerade auf Landstrassen viel Spass und übertrifft die schon recht agilen Brüder der 8er-Baureihe in allen Bereichen. Die Fahrleistungen sind denn auch nicht ganz ohne: 0-100 km/h in 3,2 Sekunden, 305 km/h Spitze (wenn man den M-Sportler freischalten lässt). Nicht ganz ohne ist aber auch der Preis: Ab 199'000 bzw. 219'000 Franken (Competition).

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