Fiat 600e im Blick-Test
So fährt sich der grosse Bruder des Elektro-500ers

Fiat baut mit dem 600e seinen zweiten Stromer ins Sortiment ein. Der Elektro-Crossover bietet mehr Platz und Reichweite als der kleinere 500e und soll unsere Strassen nicht nur sauberer, sondern auch ein bisschen bunter machen. Wieso? Blick erklärts!
Publiziert: 04.02.2024 um 13:02 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

«Die Welt braucht keine grauen Autos mehr», sagt Fiat-CEO Olivier François (62) im neuen Werbespot zum soeben gestarteten 600e. François steigt in einen grauen Wagen, der per Kran hochgehoben und in einen Topf mit oranger Farbe getaucht wird. Der eben noch mausgraue Mini-SUV strahlt neu in knalligem rot-orange – eine klasse Markting-Idee! Dass wir bei der Fahrveranstaltung in der Nähe von Solothurn unter den roten, orangen und blauen 600e aber auch einen grauen Testwagen entdecken, wundert uns dann umso mehr. Fiat-Pressesprecher Rafael Künzle erklärt: «Diese Lackierung ist tatsächlich nicht grau, sondern nennt sich Sand!» Im Sonnenlicht sieht es auch für uns eher nach beige als nach grau aus. Bei Wind und Wetter gleicht die Farbe aber stark dem gräulichen Himmel. Ganz ohne Grautöne scheint es zukünftig also auch bei Fiat nicht zu gehen.

Vor der Fahrt

Optisch wirkt der Seicento wie ein grösserer Cinquecento – Fiat bleibt auch beim 600e seinem ikonischen Design treu. Der 4,17 Meter kurze Crossover reiht sich im B-Segment ein, bietet fünf Plätze und 360 bis 1231 Liter Stauraum. Im Innern finden wir ein aufgeräumtes Cockpit mit 7-Zoll-Display im Kombiinstrument. Einen 10,25 Zoll grossen Touchscreen gibts in der Mitte fürs Infotainment. Die Topausstattung «La Prima» beinhaltet bequeme Ledersitze und einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz mit Massagefunktion. In der Basisausstattung «Red» gibts Stoffsitze und serienmässig eine rote Aussenlackierung.

Fiat 600e

Antrieb Elektromotor, 156 PS (115 kW), 260 Nm, Frontantrieb, Akku netto 51 kWh, Laden AC/DC 11/100 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 9,0 s, Spitze 150 km/h, Reichweite WLTP 406 km
Masse L/B/H 4,17/1,78/1,52 m, Gewicht 1520 kg, Laderaum 360–1230 l
Umwelt WLTP 15,2 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preise Einstiegsversion «RED» ab 38'190 Franken, «La Prima» ab 44'190 Franken.

zvg

Antrieb Elektromotor, 156 PS (115 kW), 260 Nm, Frontantrieb, Akku netto 51 kWh, Laden AC/DC 11/100 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 9,0 s, Spitze 150 km/h, Reichweite WLTP 406 km
Masse L/B/H 4,17/1,78/1,52 m, Gewicht 1520 kg, Laderaum 360–1230 l
Umwelt WLTP 15,2 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preise Einstiegsversion «RED» ab 38'190 Franken, «La Prima» ab 44'190 Franken.

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Auf der Strasse

Abfahrt im – nicht grauen – sondern sandfarbenen 600e. Über Bluetooth lässt sich das Handy verbinden und mit Apple Carplay oder Android Auto im Infotainment benutzen. Bei der Topausstattung werden Navigationsbefehle sogar im Tacho angezeigt. Die Gänge legen wir per Knopfdruck an der Mittelkonsole ein – anfangs etwas kurios, aber mit der Zeit gewöhnen wir uns dran. Als Erstes fällt uns die im Vergleich zum Brudermodell Jeep Avenger leichtgängige und unpräzise Lenkung auf. Für flotte Citysprints reicht der 156 PS (115 kW) und 260 Nm starke E-Motor an der Vorderachse allemal. Erst bei höheren Tempi geht dem kleinen Stromer zunehmend die Puste aus (0–100 km/h in 9,0 s).

«Die Welt braucht keine grauen Autos mehr», meint Fiat-CEO Olivier François (62) in einem Werbespot des Fiat 600e.
Foto: Lorenzo Fulvi
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Das war gut

Der 600e wiegt lediglich 1525 Kilo – wenig für ein E-Auto. Und das geringe Gewicht trägt auch zum tiefen Verbrauch bei: Nach unserer Testfahrt auf Überlandstrassen, durch Städte und über Autobahnen zeigt der Bordcomputer 13,9 kWh/100 km an. Somit konnten wir die Herstellerangabe von 15,1 kWh/100 km sogar unterbieten! Nicht zuletzt dank der Rekuperation, die im B-Modus angenehm und nicht zu ruckartig verzögert. Ebenfalls angenehm: Der elektrische Crossover gleicht Unebenheiten auf der Fahrbahn solide aus. Pluspunkte gibts auch für die Assistenzsysteme: Die sind zwar nicht im Überfluss vorhanden, aber nerven auch nicht mit Dauer-Gepiepse wie bei mittlerweile vielen anderen Herstellern.

Das war schlecht

Laut WLTP-Messzyklus schafft der Italo-Stromer eine Reichweite von bis zu 409 Kilometern – in der Stadt sogar mehr. Doch wer sich mit ihm auf die Langstrecke wagt, sollte definitiv mehr Zeit einrechnen: Die 54-kWh-Batterie kann mit maximal 100 kW geladen werden. Das entspricht einer Wartezeit von knapp 30 Minuten, bis der Akku von 20 auf 80 Prozent gefüllt ist. Zumal man auf der Autobahn erfahrungsgemäss deutlich weniger als die WLTP-Reichweite schafft – und somit schneller wieder an der Ladesäule steht. Und auch beim vorher gelobten Innenraum müssen wir motzen: Der macht zwar einen schönen Eindruck, besteht aber aus viel Plastik, vor allem in der Basisversion. Und warum können wir den Beifahrersitz in der Topversion nur mechanisch verstellen?

Das bleibt

Wem der Jöh-Faktor des 500e gefällt, aber mehr Platz braucht, dem wird der 600e gefallen. Im alltäglichen Gebrauch trumpft der Mini-SUV mit seinem geringen Verbrauch und seiner Reichweite auf – für längere Autobahnfahrten ist er aber nur bedingt geeignet. Wer oft weit fährt, kann den 600er ab März aber auch mit einem Mildhybridantrieb bekommen. Verbesserungspotenzial gibts beim Italo-Stromer bei der Ladegeschwindigkeit und der Anzahl Fahrassistenten. Die Preise des 600e starten bei 38'190 Franken in der Basisversion, die Topversion beginnt bei 44'190 Franken. Und auch wenns kein grau mehr gibt: Die Farben schwarz und weiss sind noch immer im Angebot.

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