Ford Ranger Raptor im BLICK-Test
Der Möchtegern-Sportler

Von wegen Pickups sind nur für «Büezer». Ford schickt seinen Ranger auch als Sportversion Raptor auf die Strassen. Der ist aber nur für Leute mit dickem Fell. Denn im BLICK-Test machten wir uns mit dem Raptor nicht nur Freunde.
Publiziert: 27.02.2020 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2021 um 11:07 Uhr
Martin A. Bartholdi

Ein Zettel unter dem Scheibenwischer – eine Parkbusse? Daran dachte ich, als ich auf den am Zürichberg in der blauen Zone geparkten grossen Pickup mit den gigantisch grossen Geländereifen zuging.

Ford Ranger Raptor 2.0 EcoBlue

Motor 2.0-R4-Turbodiesel, 213 PS (157 kW), 500 Nm@1750/min, 10-Gang-Automat, 4x4
Fahrleistungen 0–100 km/h in 10,5 s, Spitze 180 km/h
Masse L/B/H = 5,36/2,18/1,93 m, 2585 kg, Nutzlast 545 kg
Verbrauch Werk/Test 10,7/10,3 l/100 km, 281/271 g CO2/km, Energie G
Listenpreise Ab 57'650 Fr. (Basis: 2.0 EcoBlue, Einzelkabine XL, 130 PS, 96 kW, ab 31'850 Fr.), Testwagen 58'540 Fr. (inklusive Option: Metallic-Lackierung 890 Fr.)
Plus kraftvoller und eigenständiger Auftritt, viel Nutzlast
Minus unpassender Motor

Motor 2.0-R4-Turbodiesel, 213 PS (157 kW), 500 Nm@1750/min, 10-Gang-Automat, 4x4
Fahrleistungen 0–100 km/h in 10,5 s, Spitze 180 km/h
Masse L/B/H = 5,36/2,18/1,93 m, 2585 kg, Nutzlast 545 kg
Verbrauch Werk/Test 10,7/10,3 l/100 km, 281/271 g CO2/km, Energie G
Listenpreise Ab 57'650 Fr. (Basis: 2.0 EcoBlue, Einzelkabine XL, 130 PS, 96 kW, ab 31'850 Fr.), Testwagen 58'540 Fr. (inklusive Option: Metallic-Lackierung 890 Fr.)
Plus kraftvoller und eigenständiger Auftritt, viel Nutzlast
Minus unpassender Motor

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Doch es war keine Busse, sondern nur eine Kopie eines Anti-SUV-Artikels aus der NZZ. Mit der Erkenntnis, dass SUV-Fahrer etwas zu kompensieren hätten. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich bin zwar nicht gerade der Grösste. Aber der besorgte Mitbürger konnte ja nicht wissen, dass ich diesen Pickup lediglich zu Testzwecken fuhr und solche Giganten nicht unbedingt zu meinen Favoriten gehören.

Das ist neu

Auf diesen Pickup war ich allerdings gespannt. Denn dieser Ranger ist einzigartig – zumindest in Europa. Wie schon beim grossen F-150 in den USA spendiert Ford dem kleinen Bruder Ranger eine Sportversion Raptor. Das zeigt er äusserlich mit breit ausgestellten Radhäusern, die ihn stolze 16,5 Zentimeter breiter machen. Dazu kommt ein mächtiger schwarzer Kühlergrill, der uns einige böse Blicke einbringt und selbst einen ausgewachsenen europäischen SUV das Fürchten lehrt.

Mit dem Raptor stellt Ford eine Sportversion seines Pickups Ranger auf die grossen Geländereifen.
Foto: werk
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Das gefällt uns

Wenns darum geht, über den Dingen zu stehen, ist der Ranger Raptor genau das richtige Fahrzeug. Mit 30 Prozent mehr Bodenfreiheit als seine Arbeitsbrüder, kommt der Sport-Ranger auf stolze 28,3 cm Spielraum zwischen Strasse und Fahrzeug sowie eine Fahrzeughöhe von 1,93 Metern. Da brauche ich zwar schon fast die Trittbretter um einzusteigen. Dafür kann auch ich jetzt mal auf andere runter schauen – selbst auf Porsche Cayenne, BMW X5 oder VW Touareg.

Das gefällt uns weniger

Und trotzdem müssen sich diese Luxus-SUV nicht vor dem Ranger verstecken. Denn die meisten haben schon als Normalversion mehr Power hinter dem mächtigen Kühler als der sportliche Raptor. Sein Vierzylinder-Turbodiesel leistet gerademal 213 PS (157 kW) und 500 Nm. Nicht gerade das, was wir unter einer Sportversion verstehen. Nicht nur die Fans hatten auf einen Pickup mit dem 5,0-V8-Motor aus dem Mustang gehofft (Ford Australien spielt angeblich mit dem Gedanken, diese Kombination anzubieten).

Doch Ford hat einfach den stärksten Motor etwas aggressiver verpackt und dabei erst noch fast die Hälfte der Nutzlast eingebüsst. Nur 545 Kilo kann der Raptor noch schleppen, während es bei den anderen Rangern eine Tonne ist. Immerhin: im Test entpuppte er sich sparsamer als versprochen: 10,3 l/100 km/h Testverbrauch zu 10,7 l/100 km Hersteller-Angabe.

Und so fährt er

Das aufwendig überarbeitete Fahrwerk im Vergleich zum normalen Ranger hat zwei Vorteile. Erstens fährt sich der Raptor für einen Pickup extrem komfortabel und zweitens ist er damit extrem schnell – vor allem abseits der Strasse. Da ist er auch schneller als jeder Sport-SUV. Dieses Hochleistungs-Fahrwerk ist eines Sportwagens würdig. Auf Feldwegen über Stock und Stein ist der Raptor, was ein Porsche 911 auf einer Passstrasse ist. Sein Revier sind die legendären Rallyes Dakar oder Baja 1000.

Den Prestigesprint auf Tempo 100 erledigt er in 10,5 Sekunden. Das können Mittelklassemodelle schneller, doch der 2,6 Tonnen schwere Koloss tritt dank 500 Nm Drehmoment doch ordentlich an. Damit sind wir an der Ampel kein Hindernis. Turbodiesel und 10-Gang-Automatik harmonieren zudem tadellos.

BLICK-Fazit

Ich muss dem aufmerksamen Mitbürger, der mir seine Meinung unter den Scheibenwischer klemmte, ein Stück weit recht geben: Der Ranger Raptor macht keinen Sinn – jedenfalls nicht so! Mit diesem Motor ist er ein Möchtegern-Sportler. Dabei hat ihm Ford mit dem tollen Fahrwerk das Potenzial zum Sportwagen unter den Pickups gegeben.

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