Die Granate von Cupra
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Formentor VZ5 im ersten Test:So fährt sich die Granate von Cupra

Formentor VZ5 mit 390 PS im ersten Test
Die Granate von Cupra

Bei der Testfahrt im Cupra Formentor VZ5 spüren wir: Die Fans werden sich um diese spanische Interpretation einer Boden-Boden-Rakete reissen – und die noch junge Marke Cupra hat damit eine auf 7000 Stück limitierte Marken-Ikone geschaffen.
Publiziert: 13.07.2021 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2021 um 11:27 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Die Schweiz ist Cupra-Land: In den drei Jahren, seit Cupra vom Sportlabel der spanischen Volkswagen-Tochter Seat zur eigenständigen Marke geadelt wurde, hat sie hierzulande geschafft, was Cupra anderswo erst anstrebt: Jeder fünfte Seat-Verkauf soll künftig auf das Konto der sportlichen Tochter Cupra gehen.

Noch ehe sich Ende 2021 der VW-ID.3-Bruder Cupra Born oder 2024 der E-SUV Tavascan zu Cupra Ateca und Leon gesellen, heisst der grosse Zuwachsraten-König Formentor: Als erster «eigener» Cupra läuft er wie warme Sportweggli. Derzeit über 32'000 Bestellungen! Und Cupra hat verstanden: Wer es als Marke zu noch mehr bringen will, braucht mehr. Einen Reisser, der Träume befeuert.

Kein SUV – ein Sportgerät

Genau das will der Formentor VZ5 sein. Erwartet hatten wir einen schnelleren Formentor. Bekommen haben wir eine Power- und Kurven-Granate, die Fans das Benzin im Mund zusammenlaufen lässt. Das ist kein SUV mit mehr PS, das ist ein alltagstaugliches, aber echtes Sportgerät. Sinnvoll? Nein. Aber spassig.

Willkommen im Club: Der Cupra Formentor VZ5 ist mit 390 PS der Spagat aus Familien-SUV und kurvengieriger Power-Rakete.
Foto: Cupra/zVg
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Im VZ5 steckt erstmals ausserhalb Audis der aktuelle Fünfzylinder-Turbo aus RS Q3, TT RS und dem 2021 startenden neuen RS3, unwesentlich auf 390 PS (287 kW) gezähmt: 480 Nm@2250–5700/min, 7-Gang-Doppelkupplungs-Automat, 4x4 – so geht es in 4,2 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis 250 km/h. Da es sich bei «unseren» VZ5 auf erster Testfahrt in Spanien noch um Vorserien-Fahrzeuge handelt, sind Gewicht und Verbrauch noch offen. Das Bremsen übernehmen 375er-Scheiben mit sechs Kolben, die 20-Zoll-Räder tragen 255/35er-Pneus.

Dazu kommt Hightech aus dem künftigen RS3. Wie der Torque Splitter, der die Power so zwischen den Rädern verteilt, dass je nach Modus auch ohne Schlupf vorne «dauerhaft 50 Prozent hinten möglich sind und es sich nach Heckantrieb anfühlt», so Antriebschef Nico Gerhardt: «Wir wollten zeigen, was wir können!»

Optisch relativ dezent

Von aussen erkennt man den VZ5 an Details wie dem schwarzen Rahmen um den Grill oder paarweise schräg übereinander liegenden Auspuff-Endrohren, markentypisch kupferfarben. Innen warten das gewohnt familiäre Platzangebot und bequeme Sportsitze (zwei Varianten). Nur die Touchleisten des aktuellen Volkswagen-Infotainments sind gehabt unpraktisch, sonst ist alles im Lot.

Startknopf – naja, brummelt nett, aber nicht übertrieben, da wird kein Nachbar die Krise kriegen. Beim Anfahren gönnt sich der VZ5 im «Comfort»-Modus ein kurzes Turbo- plus DSG-Loch. Durch das Dorf ist es ein bisschen straffer, hart aber nicht. Sehr alltagstauglich! Kurz denkt man: Naja, das war es wohl. Zwar sind auch die «normalen» Formentor keine Kinder von Kurventraurigkeit, aber ja keine Extremsportler. Wie also soll da der VZ5 einer sein? Falsch gedacht.

Die Rakete im SUV

Ortsende, «Cupra»-Modus, Vollgas – jetzt denkt man nichts mehr. Man grinst. Mensch, geht diese Kiste ab! Fauch, fauch, fauch – die Gänge fliegen einfach so durch den Doppelkuppler, der Vortrieb ist gnadenlos und der typische Sound cool. Erste Kurven – der schiebt ja nicht mal. Weitere Kurven – spielerisch sicher und leicht. Wow! Nur in langen, schnellen Bögen spürt man selten: Den Hauch höher ist der Schwerpunkt hier trotz zehn Millimetern Tieferlegung doch.

Aber nur einen Hauch, man kann das wohl über 1,6 Tonnen wiegende 4,45-Meter-Ding um Ecken jagen wie eine Kompaktrakete. Nicht mal Falschfahren – viel zu schnell in die Kehre, zur Unzeit aufs oder vom Gas – bringt den VZ5 aus der Ruhe oder der perfekten Traktion. Und die Progressivlenkung ist grandios zielsicher. Anbei: VZ5 stammt von der Zylinderzahl (5) – und dem spanischen «veloz» (dt. schnell). Wohl wahr.

«Drift»-Modus inklusive

Später testen wir auf abgesperrtem Gelände den «Drift»-Modus. Driften soll man nicht – aber Spass macht es halt. Zum Schluss drei Runden Rennstrecke. Klappt sehr gut, wenn man manuell bis 7000/min orgelt. Gebaut ist er dafür nicht. Wen störts? Jede Wette, dass sich Fans nach dem VZ5 die Finger lecken, der der letzte reine Benzin-Cupra dieser Leistungsklasse werden könnte. Die Crux: Er ist auf 7000 Stück limitiert. Ein Schnäppchen wird er, so attraktiv «normale» Formentors (ab 43'700 Fr.) dank viel Ausstattung liegen, nicht sein. Der Tarif zum Start im letzten Quartal ist offen, man munkelt in der Branche 60'000 Euro. Das wären über 65'000 Franken, je nach hiesiger Ausstattung könnten es auch 70'000 sein. Abwarten. Auf heisse Typen wartet man gerne.

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