Neuer Suzuki S-Cross und Vitara Vollhybrid im ersten Test
Mehr SUV braucht es wirklich nicht

Es gibt sicherlich aufregendere Neuheiten als den Suzuki S-Cross. Aber nach einem ausführlichen Test fragt man sich, wozu man für einen gelungenen Alltags-SUV eigentlich mehr ausgeben soll.
Publiziert: 11.04.2022 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2022 um 10:02 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Manche Marken werden chronisch unterschätzt. Suzuki zum Beispiel. Eine kleine Marke? Von wegen: Suzuki ist der viertgrösste Hersteller des Autolandes Japan. In der Schweiz eine Nischenmarke? Nicht wirklich: Gefühlt ist Suzuki zwar klein, rangierte aber 2021 bei den Neuwagen-Verkäufen etwa vor Citroën, Kia oder Mazda.

Woran das liegt? Die japanischen Kompakt- und Allradexperten setzen auf Sein statt Schein und Preis statt Protz. Das fällt nicht besonders stark auf, aber kommt besonders gut an – wie beim Vitara. Jetzt unauffällig angerollt ist der S-Cross.

Das ist neu am S-Cross

Der bisherige SX4 S-Cross war eher rundlicher Geländekombi als SUV, heute würde man das modisch «Crossover» nennen. Der ohne den Zusatz SX4 auftretende neue ist tief im Kern noch der bisherige S-Cross, aber nicht wiederzuerkennen – eine wuchtige Front, das neue Heck, Leuchten im Drei-Punkt-Stil und geänderte hintere Scheiben machen ihn, wie Suzukis Werbeprosa lobt, optisch tatsächlich «all new».

Der Suzuki S-Cross legt den bisherigen Namenszusatz SX4 ab.
Foto: Timothy Pfannkuchen
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Das Format passt prima. Mit 4,30 Metern Länge bleibt der zum SUV geadelte S-Cross stadthandlich, aber steigt quasi zum 13 Zentimeter längeren, familiäreren Bruder des Vitara und zum Konkurrent einer breiten Palette anderer SUVs auf, darunter kleinere wie Renault Captur und ebenso grössere wie der Skoda Karoq.

Das gefällt uns gut

Zunächst mal ist der S-Cross praktisch. Heute sind viele SUVs mit Schiessscharten-Fenstern gestylt, weil es cool aussieht. Der Suzuki hat grosse Glasflächen, sodass man von den Rücksitzen oder beim Rückwärtsfahren was sieht – gut so! Drinnen das bekannte Interieur plus neues, modernes, leicht bedienbares Infotainment.

Suzuki S-Cross 1.4 Hybrid Allgrip

Antrieb 1.4-R4-Turbobenziner-Mildhybrid, 129 PS (95 kW), 235 Nm@2000-3000/min, 6-Stufen-Automat, Allradantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 10,2 s, Spitze 195 km/h
Masse L/B/H 4,30/1,79/1,59 m, Gewicht 1385 kg, Laderaum 430–1230 l
Umwelt WLTP/Test 6,6/6,1 l/100 km = 148/137 g/km CO₂, Energie C.
Preise ab 31'990 Fr., Testwagen «Compact Top» plus Option Metallic-Lack 36'780 Fr., S-Cross-Basis (129 PS, Handschaltung, 4x4) ab 29'990 Fr.

Antrieb 1.4-R4-Turbobenziner-Mildhybrid, 129 PS (95 kW), 235 Nm@2000-3000/min, 6-Stufen-Automat, Allradantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 10,2 s, Spitze 195 km/h
Masse L/B/H 4,30/1,79/1,59 m, Gewicht 1385 kg, Laderaum 430–1230 l
Umwelt WLTP/Test 6,6/6,1 l/100 km = 148/137 g/km CO₂, Energie C.
Preise ab 31'990 Fr., Testwagen «Compact Top» plus Option Metallic-Lack 36'780 Fr., S-Cross-Basis (129 PS, Handschaltung, 4x4) ab 29'990 Fr.

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In Zeiten, in denen das Nullen des Kilometer-Zählers oder auch nur Abschalten des Spurhalte-Assistenten meist in digitalen Tiefen versteckt ist, gibt es hier noch die guten alten Knöpfe dafür. Die ganze Bedienung ist rätselfrei, alle Materialien sind ohne Tadel. Billig fühlt sich billig an? Mitnichten: Hartplastik ist gut getarnt; kein Luxus, aber schön solide.

Das Platzangebot ist klassenüblich, hinten ist der Dachhimmel dem Scheitel wegen des Glasdachs nicht fern, aber dafür lässt es noch mehr Licht hinein. Vor den Knien bleibt eine Handlänge Platz. Verstellbare Fondlehne – hier lässt es sich aushalten.

Das gefällt uns weniger

Nur darf man nicht den letzten Hightech-Schrei erwarten. Zwar ist die Assistenz zeitgemäss (z.B. Notbremser und Querverkehrswarner), aber die Verkehrszeichen-Erkennung liegt bei Tempolimits fast chronisch falsch. Und so tadellos sie in der Praxis sind: Analoge Instrumente und der gute alte Handbremshebel funktionieren zwar tadellos, wirken an einem neuen Modell aber verstaubt. Und wenn es schon viele Knöpfe gibt, wieso dann keinen Lautstärke-Drehknopf mehr?

So fährt sich der S-Cross

Wahlweise zu einem 115-PS-Vollhybrid (s. Kasten zum Vitara) gibt es den von uns getesteten Mildhybrid mit 129 PS – das tönt nach der Lizenz zum Gähnen. Doch weit gefehlt: Der Turbomotor mit kleinem Elektrobruder hat das Zeug zum Spassmacher. Der Allradler S-Cross ist damit gefühlt weit flotter als in der Papierform. Er tritt «unten» willig an, schaltet mit Automat (Option) je nach Modus gemütlich oder zackig und hängt in «Sport» spontan am Gas. Hut ab, das hatten wir nicht erwartet. Allerdings schnellt in «Sport» der Durst um einen Liter hoch, sonst sind es im Test gute 6,1 l/100 km.

Suzuki Vitara Vollhybrid im Test

Wie alternativ zum Mildhybrid auch den S-Cross gibt es den sehr populären Suzuki Vitara neu ausser als Mild- erstmals als Vollhybrid. Dieser nicht von Technikpartner Toyota stammende, sondern Suzuki-eigene Vollhybrid-Antrieb kommt aus 1,5 Liter Hubraum auf 115 PS (85 kW) und verspricht verblüffenderweise denselben WLTP-Verbrauch wie der 129-PS-Mildhybrid: 6,1 l/100 km. Wir kommen auf unserem Testlauf auf 6,3 l/100 km.

Das automatisierte Schaltgetriebe wechselt die Gänge zwar relativ langsam, aber weich – und erspart dafür aber beispielsweise das nervige Motor-Aufheulen von Hybriden mit stufenlosem Automat. Lässt man sich auf diesen eher gemütlichen Charakter ein und hat es nicht super eilig, ist man nicht rasant, aber sehr angenehm unterwegs. Wahlweise kann man manuell und damit schneller schalten.

Schade: Rein elektrisches Fahren findet relativ selten statt. Schön: Der Vitara ist auch als Vollhybrid ein exzellenter Alltagstyp mit feinem und spassigem Fahrwerk. Lediglich das Infotainment wirkt im achten Vitara-Jahr doch ziemlich angestaubt, zumal die Uhrzeit im System nicht mit jener in den Instrumenten synchronisiert ist. Aber was soll man bei dem Tarif gross meckern?

Der Vitara 1.5 Hybrid kostet mit Automat und Allrad ab 31'990 Franken, also 3500 Franken mehr als der 1.4 Mildhybrid mit Handschaltung, 4x4 und 129 PS (95 kW).

Der Suzuki Vitara ist neu mit Suzuki-eigenem Vollhybrid-Antrieb zu haben.
Timothy Pfannkuchen

Wie alternativ zum Mildhybrid auch den S-Cross gibt es den sehr populären Suzuki Vitara neu ausser als Mild- erstmals als Vollhybrid. Dieser nicht von Technikpartner Toyota stammende, sondern Suzuki-eigene Vollhybrid-Antrieb kommt aus 1,5 Liter Hubraum auf 115 PS (85 kW) und verspricht verblüffenderweise denselben WLTP-Verbrauch wie der 129-PS-Mildhybrid: 6,1 l/100 km. Wir kommen auf unserem Testlauf auf 6,3 l/100 km.

Das automatisierte Schaltgetriebe wechselt die Gänge zwar relativ langsam, aber weich – und erspart dafür aber beispielsweise das nervige Motor-Aufheulen von Hybriden mit stufenlosem Automat. Lässt man sich auf diesen eher gemütlichen Charakter ein und hat es nicht super eilig, ist man nicht rasant, aber sehr angenehm unterwegs. Wahlweise kann man manuell und damit schneller schalten.

Schade: Rein elektrisches Fahren findet relativ selten statt. Schön: Der Vitara ist auch als Vollhybrid ein exzellenter Alltagstyp mit feinem und spassigem Fahrwerk. Lediglich das Infotainment wirkt im achten Vitara-Jahr doch ziemlich angestaubt, zumal die Uhrzeit im System nicht mit jener in den Instrumenten synchronisiert ist. Aber was soll man bei dem Tarif gross meckern?

Der Vitara 1.5 Hybrid kostet mit Automat und Allrad ab 31'990 Franken, also 3500 Franken mehr als der 1.4 Mildhybrid mit Handschaltung, 4x4 und 129 PS (95 kW).

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Zwar versteht sich der S-Cross als eher gemütlicher Typ, aber kombiniert dies zu unserer Verblüffung mit behändem Kurventalent. Nein, kein Sportwagen für die letzte Rille, aber die erstaunlich direkte Lenkung und auch das bodennahe Feeling machen Laune. Komfort? Nicht zu weich, aber familiengerecht und schmerzfrei.

Das Blick-Fazit

Der Suzuki S-Cross ist kein Fall für alle, denen staunende Nachbarn und der letzte Hightech-Schrei wichtig sind – aber ein ehrlicher Typ für alle Alltagsfälle. Und dafür kann man vor Nachbarn angeben, einen Deal gemacht zu haben. Im Testauto in Topausstattung ist alles drin, also etwa auch Keyless oder Navi oder richtig gutes LED-Licht oder eine 360-Grad-Kamera – und das für unter 37'000 Franken. Mehr SUV braucht es eigentlich wirklich nicht.

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