Oberklassen-Limousine Genesis G90 im Blick-Test
So fährt das koreanische Flaggschiff

Der im Juli 2023 während des Festivals of Speed in Goodwood präsentierte Genesis G90 hat nun endlich seinen Weg in die Schweiz gefunden. Blick durfte die Luxus-Limousine bereits ausgiebig testen.
Publiziert: 15.03.2024 um 06:41 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Nein, das ist kein Bentley. Da liegt der Nachbar falsch, der mich beim Einparkieren des Genesis G90 in der Garage beobachtet. Aber fast: Der Koreaner und der Engländer sehen sich verblüffend ähnlich, dank Luc Donckerwolke (58). Der belgische Autodesigner arbeitete von 2012 bis 2015 als Designchef bei Bentley – und seit 2016 als Chefdesigner bei Genesis, der Submarke von Hyundai.

Seit knapp drei Jahren ist der koreanische Luxus-Ableger von Hyundai bereits in der Schweiz tätig, nun soll nach fünf Modellen das Portfolio mit dem Flaggschiff Richtung Luxusklasse erweitert werden. Doch wie fährt sich die Nobelkarosse eigentlich?

Vor der Fahrt

Üppige 5,28 Meter misst das gute Stück – und wir testen den kürzeren SWB (Short Wheelbase). Die längere Version LWB (Long Wheelbase) kommt mit zusätzlich knapp 20 Zentimeter mehr Radstand und damit einem Beinfreiheit-Plus für die Fond-Passagiere. Optisch unterscheidet sich der G90 in den zweigeteilten, komplett verbundenen Heckleuchten von den anderen Genesis-Modellen, aber kommt mindestens so elegant daher wie seine Geschwister. Innen gibts viel Leder und ein modernes Cockpit mit dennoch physischen Knöpfen, wie man es aus den anderen Modellen von Genesis kennt. Die Türen lassen sich per Soft-Close mit einem Knopfdruck schliessen. In den Kofferraum passen eher dürftige 368 Liter. Zum Vergleich: Ein Bentley Flying Spur, ebenfalls mit zwei Einzelsitzen, schafft 420 Liter.

Der Genesis G90 ist das neuste Flaggschiff des koreanischen Autobauers. Blick durfte die Limousine bereits testen.
Foto: Lorenzo Fulvi
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Genesis G90 Luxury Plus SWB

Antrieb 3,5-Liter-V6-Benziner, 415 PS (305 kW), 549 Nm, 8-Gang-Automatikgetriebe, Allrad
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 5,2 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H 5,28/1,93/1,49 m, Leergewicht 2305 kg, Kofferraum 368 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 11,0/12,1 l/100 km, 248/288 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz G
Preis ab 129’900 Franken

Antrieb 3,5-Liter-V6-Benziner, 415 PS (305 kW), 549 Nm, 8-Gang-Automatikgetriebe, Allrad
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 5,2 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H 5,28/1,93/1,49 m, Leergewicht 2305 kg, Kofferraum 368 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 11,0/12,1 l/100 km, 248/288 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz G
Preis ab 129’900 Franken

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Auf der Strasse

Start Richtung St. Moritz. Seine Leistung bezieht der Koreaner aus einem 3,5-Liter-V6-Turbobenziner, der ein maximales Drehmoment von satten 549 Newtonmetern auf alle Räder bringt. So erreicht der rund 2,3 Tonnen schwere G90 Tempo 100 aus dem Stand innert 5,2 Sekunden und spurtet bis zu 250 km/h. Die Mehrkammer-Luftfederung schluckt Unebenheiten im Strassenbelag ohne Probleme. Auf flotter Fahrt den Julierpass hinauf könnte die Federung zumindest im Sportmodus aber noch etwas straffer abgestimmt sein. Dafür lässt sich die Limousine dank Hinterradlenkung flink um die Haarnadelkurven zirkeln. Der immerhin 415 PS (305 kW) starke Sechszylinder wirkt teils etwas angestrengt – da machen sich das hohe Gewicht durch Allrad, Mildhybridsystem und die luxuriöse Ausstattung bemerkbar.

Das war gut

Wenn wir schon über Luxus reden: Neben gewöhnlicher Sitzheizung und -belüftung auf allen vier Plätzen besitzt der Koreaner auch Massagefunktionen und für den Königsplatz hinten rechts gibts sogar Fusskühlung oder -heizung inklusive Massage. Einfach die Fussablage, die hinten am vorderen Sitz befestigt ist, aufklappen und geniessen. Für Konzertklang sorgt eine HiFi-Anlage von Bang & Olufsen mit 23 Lautsprechern. Wichtiges Detail: Wenn der Insasse hinten rechts in die Liegeposition will und den Beifahrersitz ganz nach vorne schiebt, klappt die Kopfstütze so weit herunter, dass der Fahrer noch freie Sicht auf den rechten Aussenspiegel hat.

Genesis GV70 Snow

Anlässlich des White Turfs im Februar zeigte Genesis den GV70 Snow. Das Einzelstück entstand gemeinsam mit Delta 4x4, einem deutschen Unternehmen für Offroad-Zubehör, das seit 1985 mehrmals an der Dakar-Rallye am Start war. So verfügt der GV70 Snow über eine Wintersportausrüstung mit massgeschneidertem Dachträger mit zwei 40-Zoll-LED-Balken und massgefertigten Anavon-Ski. Ausserdem wurden die Bodenfreiheit erhöht und die Radläufe verbreitert. Zusätzlich kommen Offroad-Reifen der Marke BF Goodrich in der Dimension 265/60R18 zum Einsatz. Aber: Eine Serienproduktion des Konzeptfahrzeugs ist nicht geplant.

Genesis

Anlässlich des White Turfs im Februar zeigte Genesis den GV70 Snow. Das Einzelstück entstand gemeinsam mit Delta 4x4, einem deutschen Unternehmen für Offroad-Zubehör, das seit 1985 mehrmals an der Dakar-Rallye am Start war. So verfügt der GV70 Snow über eine Wintersportausrüstung mit massgeschneidertem Dachträger mit zwei 40-Zoll-LED-Balken und massgefertigten Anavon-Ski. Ausserdem wurden die Bodenfreiheit erhöht und die Radläufe verbreitert. Zusätzlich kommen Offroad-Reifen der Marke BF Goodrich in der Dimension 265/60R18 zum Einsatz. Aber: Eine Serienproduktion des Konzeptfahrzeugs ist nicht geplant.

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Das war schlecht

Obwohl wir uns in der Limousine vorn und hinten sehr wohlfühlen, finden wir die Sitzposition etwas gar hoch. Wie auch die Verbrauchsanzeige: Einmal von Zürich nach St. Moritz mit viel Autobahn und Überlandstrassen ergibt einen Verbrauch von 12,1 l/100 km. Für ein neues Auto ist das nicht mehr zeitgemäss – und die milde Hybridisierung per 48-Volt-E-Motor scheint unnötig. Das Infotainmentsystem funktioniert gut, braucht aber Eingewöhnung. Damit man den Touchscreen berühren kann, muss man sich ziemlich weit vorlehnen. Glücklicherweise lässt sich das Infotainment aber auch per Knöpfe in der Mittelkonsole steuern.

Das bleibt

Der Genesis G90 kann definitiv mit Konkurrenten à la BMW 7er oder Mercedes-Benz S-Klasse mithalten, muss sich aber auch nicht vor englischen Luxusmarken wie Bentley oder Rolls-Royce verstecken. Er überzeugt mit guter Qualität, umfangreicher Ausstattung und hohem Fahrkomfort. Ebenfalls überzeugt uns das Preis-Leistungs-Verhältnis, denn zum Startpreis von 128'400 Schweizer Franken (Testwagen 129'900 Fr.) erhält man enorm viel fürs Geld. Zum Vergleich: Die Mercedes-Benz S-Klasse startet bei 129'881 Fr. – ohne Optionen.

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