Windige Runde im 230'000-Franken Porsche
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718 Spyder RS im Kurz-Check:Windige Runde im 230'000-Franken Porsche

Porsche 718 Spyder RS im Blick-Test
Krawall beim letzten Open Air

Porsche verabschiedet sich mit dem 500 PS starken Spyder RS von der 718-Baureihe. Zum Abschluss machen wir eine letzte Testfahrt mit dem begeisternden Mix aus Roadster und Sportwagen.
Publiziert: 31.08.2024 um 10:40 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2024 um 11:45 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Cabrios sind immer weniger gefragt – das widerspiegelt sich auch im Angebot der Hersteller. So bieten zum Beispiel die deutschen Premiummarken kaum mehr Autos mit öffnendem Dach an. Mercedes hat nur noch den SL und das CLE-Cabrio im Programm, BMW den 4er, 8er und Z4 – und Audi hat gar alle Cabrios aus dem Modellangebot gestrichen.

Bei Porsche dagegen gibts selbst die neuste, eben erschienene 911er-Baureihe weiterhin wahlweise als Cabrio oder Targa. Und auch für die bald eingestellte 718er-Reihe gibts noch eine offene Variante. Zum Abschluss dieser Baureihe, quasi als Abschiedsgeschenk, bietet Porsche den 718 als Spyder RS neu mit 500 PS an. Grund genug, den letzten und stärksten offenen 718er zu testen.

Vor der Fahrt

Schon optisch verspricht der Zweisitzer einiges: Eine Karbonhaube mit Lufteinlässen, Flaps an den Seiten der Frontschürze, hübsche Leichtmetallfelgen, ein gigantischer Diffusor und eine Abrisskante aus Karbon auf dem feststehenden Heckspoiler lassen ihn noch sportlicher als die anderen 718-Brüder wirken. Das Stoffdach sitzt aktuell noch fest auf dem Auto. Bevor wir losfahren, müssen wir uns entscheiden, ob wir das Dach drauf lassen oder öffnen wollen. Denn spielend einfach per Knopfdruck und elektrisch funktioniert dies beim Spyder nicht. Und das Dach ohne fremde Hilfe öffnen und zu verstauen, erweist sich schon fast als eine Meisterleistung. Und so wird man bei unsicherer Witterung im Spyder wohl öfter mit geschlossenem als offenem Verdeck unterwegs sein.

Schon optisch verspricht der Porsche 718 Spyder RS einiges.
Foto: Lorenzo Fulvi
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Auf der Strasse

Abfahrt im jetzt offenen RS, bei wärmender Nachmittagssonne. Gestartet wird der Flitzer noch per Drehen des Schlüssels – heutzutage schon ziemlich nostalgisch. Auf den ersten Metern fühlen sich Sitze und Fahrwerk arg hart an. Aber in einem RS darf und soll das auch so sein. Lenken lässt sich der rund 1,4 Tonnen leichte Zweisitzer äusserst direkt und mit bester Rückmeldung. Das Lenkrad ist dabei äusserst puristisch und verfügt über keine einzige Taste! Auch der Drehzahlmesser im Kombiinstrument ist analog und nicht wie bei allen anderen Porsche-Modellen digital.

Porsche 718 Spyder RS im Schnellcheck

Antrieb Vierliter-B6-Benziner, 500 PS (368 kW)@8400 1/min, 450 Nm@6750 1/min, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,4 s, Spitze 308 km/h
Masse L/B/H 4,42/1,82/1,25 m, Leergewicht 1410 kg
Umwelt Verbrauch Werk/Test 12,7/13,7 l/100 km, 288 g/km CO₂, Energieeffizienz G
Preis ab 195'200 Franken, Testwagen mit Optionen 233’760 Franken

Antrieb Vierliter-B6-Benziner, 500 PS (368 kW)@8400 1/min, 450 Nm@6750 1/min, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,4 s, Spitze 308 km/h
Masse L/B/H 4,42/1,82/1,25 m, Leergewicht 1410 kg
Umwelt Verbrauch Werk/Test 12,7/13,7 l/100 km, 288 g/km CO₂, Energieeffizienz G
Preis ab 195'200 Franken, Testwagen mit Optionen 233’760 Franken

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Das war gut

Wie beim geschlossenen 718 Cayman GT4 RS ist der Vierliter-Boxermotor direkt hinter den Sitzen positioniert – ebenso die Luftansaugung. So hören wir beim Ausdrehen jedes Ganges erst die Ansauggeräusche, bis diese vom Motorensound übertönt werden und der Klang kurz vor 9000 Umdrehungen zum Kreischen wird. Musik in den Ohren für jeden mit Benzin im Blut. Über Lenkradwippen schalten wir die Gänge der Siebengang-Automatik hoch. Um vor der nächsten Kurve mit der wunderbar dosierbaren Bremse wieder auf das Idealtempo runter zu verzögern. Vorsicht beim Herausbeschleunigen: Zu frühes und starkes Betätigen des Gaspedals können den 500 PS starken Hecktriebler ins Tänzeln bringen – vor allem bei nasser Fahrbahn. Apropos Beschleunigen: Den Spurt von 0 auf Tempo 100 erledigt der Spyder in 3,4 Sekunden und sprintet weiter bis 308 km/h Spitze!

Das war schlecht

Natürlich würden wir den Zweiplätzer nicht gerade als Alltagshelden bezeichnen. Dennoch bietet er für seine kompakte Grösse überraschend viel Platz: Trotz eines Ablagefachs für das rund acht Kilogramm leichte Stoffverdeck gibts vorne einen sogenannten Frunk und hinten einen Kofferraum, die total 245 Liter Stauraum bieten. Lange Reisen will man im RS sowieso nicht absolvieren, denn auf der Autobahn bereitet er mit seiner harten Abstimmung bald mal Rückenbeschwerden. Und auch keinen Spass auf längeren Reisen würden die häufig nötigen Tankstopps machen: Der Spyder RS verbrauchte während unseres Tests im Schnitt rund 13,5 Liter. Ein hoher Verbrauch, der auch ins Geld geht. Nur dürfte dies die wenigsten Spyder-Käufer abschrecken, da schon der Basispreis von Porsche mit knapp 200'000 Franken selbstbewusst hoch angesetzt wurde.

Das bleibt

Was uns neben dem heftigen Klang des Boxermotors sonst noch bleibt, sind die Erlebnisse mit dem speziellen Dachkonstrukt. Wenns mal bei offener Fahrt zu regnen beginnt, kann man nicht schnell und bequem per Knopfdruck das Verdeck schliessen. Dann macht man es am besten wie die Töfffahrer: Entweder unter einer Brücke anhalten und warten – oder man beisst auf die Zähne, fährt weiter und wird halt nass dabei. Aber egal, ob mit oder ohne Dach: Der 718 macht auch in seiner Topausführung Laune und lässt das Herz jedes Autofans höher schlagen. Eine tolle Abschiedsvorstellung der 718er-Baureihe!

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