Toyota GR Yaris im ersten Test
Japanischer Giftzwerg fährt in seine zweite Runde

Toyota hat den GR Yaris aufgefrischt und präsentiert neue Features wie den stärkeren Motor und ein ergonomisches Cockpit. Und: Neben der Handschalter-Version gibts neu ein Achtgang-Automatikgetriebe. Rockt der GR Yaris noch immer?
Publiziert: 13.08.2024 um 11:03 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2024 um 13:29 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Gazoo Racing: So heisst die Abteilung bei Toyota, wo man über gebrochene Teile nicht verärgert, sondern glücklich ist. Fahren, zerstören, neu entwickeln, wieder fahren – ein Zyklus, der helfen soll, gute und kompromisslose Autos noch besser und kompromissloser zu machen. So zeigen Toyotas Ingenieure an der Präsentation des aufgefrischten GR Yaris stolz eine Frontschürze, die in der Testphase kaputt ging und anschliessend konstruktiv verbessert wurde.

Schon der alte GR Yaris setzte die Messlatte hoch, doch die Japaner packen beim Neuen noch einen obendrauf: Zum überarbeiteten Motor mit mehr Leistung gibts ein komplett neues Cockpit, ein Kühlleistungspaket mit Zusatzkühler und eine Wasseraufspritzung für den Ladeluftkühler. Alternativ zum Sechsgang-Schaltgetriebe spendiert Toyota zudem ein Achtgang-Automatikgetriebe.

Fahrerorientiertes Cockpit

Zu neuen Front- und Heckschürzen hat Toyota auch das Design der Heckleuchten mit einem durchgezogenen Leuchtband aufgefrischt. Die wichtigste optische Neuerung entdeckt man jedoch innen: Die Armaturentafel ist vom Rallyesport inspiriert – Gazoo Racing tritt in der World Rally Championship WRC an. «Wir haben auf Feedback unserer Rallyefahrer und Kunden gehört und den Innenraum möglichst ergonomisch für den Fahrer gestaltet», verrät uns Entwicklungsingenieur Chisato Komurasaki.

GR steht für Gazoo Racing. So heisst die Abteilung bei Toyota, wo man über gebrochene Teile nicht verärgert, sondern glücklich ist.
Foto: Jayson Fong
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Alle Instrumente inklusive des Infotainmentdisplays sind jetzt auf die Fahrerin ausgerichtet. Zwar bestehen viele Teile aus Plastik, doch schaut alles solide verarbeitet aus. Auch die Sicht nach vorne wurde verbessert. Möglich machen es der zwei Zentimeter höher gesetzte Innenspiegel und das fünf Zentimeter tiefere Display. Und endlich sitzt man nicht mehr so hoch, auch da hat Toyota auf seine Kunden gehört. Gerade als grossgewachsene Person fühlte man sich im vorgängigen GR im Kopfbereich ziemlich eingeengt.

Schnelle Schaltvorgänge

Los gehts auf die Testrunden auf dem Circuit du Laquais in Frankreich – einmal mit Automatik, einmal mit Handschaltung. Neu liefert der 1,6-Liter-Dreizylinder-Turbomotor 280 PS (206 kW) und ein maximales Drehmoment von 390 Newtonmetern auf alle vier Räder (plus 19 PS und 30 Nm). Zudem können neu nicht nur die Einstellungen für den Allradantrieb, sondern auch die Fahrmodi (Eco, Normal, Sport und Custom) geändert werden. Je nach Fahrsituation wird die Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse variabel angepasst. Heisst: Mal mehr Kraft auf die vorderen, mal mehr auf die hinteren Pneus.

Vollgas, per Schaltwippen den nächsten Gang einlegen, vor der Kurve voll anbremsen, herunterschalten, einlenken und am Scheitelpunkt wieder voll aufs Pedal. Im Vergleich zum Vorgänger hängt der neue Giftzwerg aggressiver am Gas und kommt schon bei niedrigeren Drehzahlen besser vom Fleck. Es bleibt dabei: Der knapp vier Meter kurze Yaris fegt um die Kurven wie kaum ein anderer – nur eben noch besser als bisher. Die Schaltvorgänge im Automatikgetriebe gehen erstaunlicherweise sehr schnell vonstatten – laut Toyota in unter 0,3 Sekunden!

Circuit-Paket serienmässig

Die Freude im Automaten ist gross, doch mit dem knackigen Schaltgetriebe macht das Ganze noch ein Tick mehr Spass. Raus auf die Landstrasse irgendwo zwischen Chambéry (F) und Grenoble (F). Toyota versteifte die Karosserie mit mehr Klebstoff und Schweisspunkten, das Fahrwerk bleibt hingegen weiterhin nicht zu hart – ideal für die französischen Landstrassen. Federn und Dämpfer melden nur die ganz heftigen Bodenwellen in den Innenraum.

Toyota GR Yaris im Schnellcheck

Antrieb 1,6-l-R3-Turbobenziner, 280 PS (206 kW)@6500 1/min, 390 Nm@3250-4600 1/min, 8-Gang-Automatikgetriebe (oder 6-Gang-Handschaltung), Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 5,2 s, Spitze 230 km/h
Masse L/B/H 4,00/1,81/1,46 m, Leergewicht 1280 kg
Umwelt Verbrauch Werk 8,7 l/100 km, 197 g/km CO₂, Energieeffizienz F
Preis ab 47'300 Franken (Handschalter), ab 49'900 Franken (Automat)

Jayson Fong

Antrieb 1,6-l-R3-Turbobenziner, 280 PS (206 kW)@6500 1/min, 390 Nm@3250-4600 1/min, 8-Gang-Automatikgetriebe (oder 6-Gang-Handschaltung), Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 5,2 s, Spitze 230 km/h
Masse L/B/H 4,00/1,81/1,46 m, Leergewicht 1280 kg
Umwelt Verbrauch Werk 8,7 l/100 km, 197 g/km CO₂, Energieeffizienz F
Preis ab 47'300 Franken (Handschalter), ab 49'900 Franken (Automat)

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Die präzise und direkte Lenkung gefällt ebenso wie die kräftig zubeissenden und fein dosierbaren Bremsen – konnte auch schon der Vorgänger. Übrigens müssen sich Kundinnen nicht mehr für ein Paket entscheiden, denn das zuvor optionale und aufpreispflichtige Circuit-Paket ist nun serienmässig dabei. Dafür steigt natürlich der Basispreis: So schlägt der Handschalter mit mindestens 47'300 Franken zu Buche, den Automaten gibts für ab 2600 Franken mehr.

Viel Geld für einen Kleinwagen? Nüchtern betrachtet schon. Aber mit diesem Giftzwerg hat Toyota einen Imageträger auf dem Markt, den bei seinem Launch 2020 niemand der Marke zugetraut hätte. Schön, dass heute auch solche Autos eine Modellauffrischung erhalten.

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