In Zeiten, in denen sogar viele Velos mit Scheibenbremsen verzögern, klingts wie ein Rückfall in die Auto-Antike: 23 Jahre, nachdem VWs Kompaktklasse ab dem Golf IV komplett mit Scheiben bremste, bekommt das dieses Jahr startende elektrische Golf-Pendant ID.3 wieder – kein Scherz – Trommelbremsen hinten.
Geht den Wolfsburgern angesichts des geplanten ID.3-Preises ab gut 32'000 Franken jetzt die Kohle aus, um Scheibenbremsen rundum einzubauen?
E-Autos bremsen seltener
Nein, keine Sorge: Die Trommelbremsen sind kein Rückschritt, sondern schlicht dem veränderten Fahren mit E-Autos geschuldet. Stromer bremsen kaum, da die Bewegungsenergie im Rollen zur Rekuperation (Strom-Rückgewinnung) genutzt wird und dieser Widerstand einen Grossteil der Verzögerung bringt. Manch ein Elektroauto lässt sich im normalen Verkehr völlig ohne Bremse fahren.
Scheiben sind empfindlich
Bei Scheibenbremsen wird Wenigbremsen aber teuer: Statt Verschleiss killt der auf dem blanken Metall blühende Rost die Bremsscheiben – und Belägen droht sogenanntes Verglasen (durchs schwache Bremsen). Wenigfahrer kennen das hässliche Geräusch, wenn (manchmal schon nach Tagen) bei der ersten Bremsung der Flugrost weggebremst werden muss.
Bald lässt die Bremsleistung nach oder zieht das Auto beim Bremsen zur Seite. Gefährlich. Also ab in die Garage – und besonders die Scheiben sind teuer!
Trommeln sind genügsam
Trommelbremsen sind durch einen geschlossenen Aufbau besser geschützt, nehmen einem Wenigbremsen nicht krumm und sind kostengünstiger (weshalb man sie in Kleinwagen bis heute noch oft hinten verbaut). Zurück in die Zukunft quasi.
Denn ironisch ists schon: Noch um 1900 fuhr ein Drittel aller Autos elektrisch – und im selben Jahr löste die erste Trommel- die alte Bandbremse ab. Erst in den 20er-Jahren liefen die Verbrennungs- den Elektromotoren und ab den 60er-Jahren die Scheiben- den Trommelbremsen langsam den Rang ab.