Zukunftsfahrt mit Philippe Gaydoul
«Die Innenstädte werden aussterben»

Philippe Gaydoul (45) wurde mit 26 Jahren «oberster Discounter» der Schweiz. Nach dem Verkauf der Denner AG an die Migros engagierte er sich im Luxusgüterbereich, heute konzentriert er sich auf Modelabels.
Publiziert: 27.08.2017 um 00:28 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:27 Uhr
Astrid von Stockar

Er war einmal der jüngste CEO der Schweiz: Philippe Gaydoul (45) diente sich in den Denner-­Filialen seines Grossvaters Karl Schweri hoch und wurde mit 26 Jahren «oberster Discounter» der Schweiz. Der junge Mann entrümpelte unter dem Schlagwort «New Denner» alle ­Filialen und verdreifachte in zehn Jahren den Umsatz des Konzerns. 2009 wurde die Denner AG von der ­Familie Schätzungen zu­folge für den sagenhaften Preis von rund einer Mil­liarde Franken an die Migros verkauft.

Konzentration auf Modelabels Navyboot und Jet Set

Philippe Gaydoul investierte einen Teil des Verkaufserlöses im Luxus­güterbereich, der aber gerade zu dem Zeitpunkt in einen dramatischen Wandel reinschlitterte. Heute konzentriert er sich vor ­allem auf die Modelabels Navyboot und Jet Set. Die anderen Beteiligungen an Fogal und dem Uhrenhersteller Hanhart hat er wieder abgestossen.

Auch im Privatleben hat er aufgeräumt. Er ist geschieden, kümmert sich liebevoll um seinen Sohn und lebt in Partnerschaft mit Kommunikationsexpertin Christine Maier. Mit ihr verbindet ihn seit kurzem auch eine geschäftliche Beziehung. Exklusiv für Navyboot haben sie und ihr Bruder, der am Zürcher Rennweg als Orthopädietechniker eine Firma hat, bequeme Pumps entwickelt, die Frauen vom Leiden auf ­hohen Absätzen befreien sollen.

Ich hole Philippe Gaydoul für die «Zukunftsfahrt» ­
im trendigen Zürcher Binz-Quartier vor seinem Büro ab und fahre ihn nach Hause. Wir unterhalten uns über ...

... Denner
«Ich bin mit dieser Marke emotional noch sehr verbunden und habe viele schöne Erinnerungen. Es war aber langfristig gesehen für das Unternehmen der richtige Entscheid, zu verkaufen.»

... das, was er mit dem Verkaufserlös machte
«Wir haben eine Beteiligungsgesellschaft gegründet, ein klassisches Asset-Management aufgebaut und in Immobilien investiert. Trotz der damaligen Finanzkrise 2008/09 haben wir versucht, so diversifiziert und langfristig wie möglich anzulegen.» (Zusammen mit Mutter Denise gründete er auch eine wohltätige Stiftung und soll einen zweistelligen Millionenbetrag gespendet haben.)

... den Zustand des Detailhandels
«Er hat sich dramatisch verändert! Ein verändertes Konsumverhalten, Einkäufe im Ausland für mehrere Milliarden Franken, Verschiebung Richtung online und Kunden, die nur noch Ak­tionen und Sales nachrennen! Das kann nicht funk­tionieren.»

... die Folgen
In den letzten vier Jahren verschwanden 5000 Läden in der Schweiz, der Trend geht weiter. Die Innenstädte werden aussterben!»

... Business mit der Familie
«Ich schätze es sehr. Gerade in schwierigen Zeiten führt man viele interessante Gespräche mit anderen. Aber bei der Familie ist einfach das Grundvertrauen da.»

... Sharing Economy
«Dafür bin ich schon zu alt. Es fällt mir schon schwer, mein Auto zu teilen. Aber wenn ich höre, was sonst noch alles geteilt wird …»

... das, worauf er besonders stolz ist
«Meinen Sohn! Alles andere ist materiell oder mal mehr oder weniger Erfolg – auch schön. Aber richtig stolz bin ich auf meinen Sohn!»

Astrid von Stockar fährt das Plug-in-Hybrid-Modell Volvo XC90 T8 Twin-Engine.
www.volvocars.ch

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