Arbeitgeber-Chef will Rentenalter erhöhen
«Die Arbeitslosenquote bei über 55-Jährigen muss zuerst sinken»

Trotz der kürzlich abgelehnten Renteninitiative hat der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) vorgeschlagen, das Rentenalter auf 66 Jahre anzuheben. Dies sorgt in der Community für rote Köpfe.
Publiziert: 08.04.2024 um 14:10 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2024 um 14:28 Uhr
Die Schweizerinnen und Schweizer haben Nein gesagt zur Erhöhung des Rentenalters. Ja gesagt hat die Schweizer Bevölkerung hingegen zur 13. AHV-Rente.
Foto: KEYSTONE
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Die Schweizer Bevölkerung hat kürzlich deutlich gemacht, dass sie nicht über das Alter von 65 Jahren hinaus arbeiten möchte, als sie die Renten-Initiative der Jungfreisinnigen mit einer klaren Ablehnung von 74,7 Prozent zurückwies. Trotzdem will der Schweizerische Arbeitgeberverband erneut über eine Erhöhung des Rentenalters diskutieren. Konkret schlägt Präsident Severin Moser (62) vor, das Rentenalter in zwei Schritten auf 66 Jahre anzuheben – zunächst um ein halbes Jahr und später noch einmal um ein halbes Jahr.

Die Mehrheit der Community bleibt dabei, dass eine Anhebung des Rentenalters keine sinnvolle Lösung ist. Sie argumentiert, dass dies angesichts der derzeitigen hohen Arbeitslosigkeit bei Menschen ab 55 Jahren, die oft jüngeren Mitarbeitern weichen müssen, keinen Sinn macht. Nur wenige Einzelstimmen erkennen die Notwendigkeit, länger zu arbeiten.

«Die Arbeitslosenquote bei über 55-Jährigen muss gesenkt werden»

Leser Thierry Stocker empfindet es als respektlos vonseiten des Arbeitgeber-Chefs, solche Aussagen kurz nach der Ablehnung der Rentenalterserhöhung durch die Mehrheit der Wähler zu machen: «Die Arbeitgeber sollten in erster Linie dafür sorgen, dass Menschen im Alter von 20 bis 65 Jahren beschäftigt bleiben und nicht wie derzeit ab dem Alter von 50 Jahren vom Arbeitsmarkt aussortiert werden, um dann durch jüngere, günstigere und oft weniger qualifizierte Zuwanderer ersetzt zu werden, was letztlich zulasten der Allgemeinheit geht.»

Manfred Hürlimann ist ebenfalls der Ansicht: «Der Arbeitgeber-Chef sollte zunächst dafür sorgen, dass den über 50-Jährigen nicht gekündigt wird.» Wenn ihm dies gelänge, gäbe es keinen Fachkräftemangel mehr und Arbeitnehmer könnten im Alter von 64 Jahren in den Ruhestand gehen.

Und auch Arnold Rüdisühli findet, dass dieser Vorschlag keine Lösung darstellt, solange Menschen über 55 Jahre weiterhin häufig Schwierigkeiten haben, eine Anstellung zu finden. Er ist der Meinung: «Überlegungen in diese Richtung sollten erst in Betracht gezogen werden, wenn es keine Arbeitslosen mehr in dieser Altersgruppe gibt.»

Claudio Cristofaro schlägt stattdessen vor: «Man sollte die Beitragskurve umdrehen. Für jüngere Arbeitnehmer sollten höhere Arbeitgeberbeiträge zur AHV und Pensionskasse anfallen.» Dadurch würden auch ältere Arbeitnehmer eingestellt werden.

«Lohn- und Mehrwertsteuererhöhungen allein sind unzureichend»

Für Roland Zeller ist hingegen schon länger klar, dass wir länger arbeiten müssen: «Die steigende Lebenserwartung und die demografische Entwicklung müssen finanziert werden.» Es sei nicht möglich, dies fortlaufend durch Lohnerhöhungen und eine Erhöhung der Mehrwertsteuer zu bewerkstelligen.

Leser Rolf Wettstein betrachtet den Vorschlag, das Rentenalter auf 66 Jahre anzuheben, nur unter einer Bedingung als akzeptabel: «Es muss sichergestellt sein, dass qualifizierte Mitarbeiter über 50 Jahre eingestellt werden oder ihr Arbeitsplatz bis zur Pensionierung gesichert ist.»

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