«Erst eine grosse Klappe, dann will er doch Geld»
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Blick-Community über Blocher:«Erst eine grosse Klappe, dann will er doch Geld»

Blick-Community über Blochers Rentenforderung
«Erst eine grosse Klappe, dann will er doch Geld»

Die Blick-Leserinnen und Leser diskutieren über Aussagen von alt Bundesrat Christoph Blocher, der seine Rentenforderung beim SRF verteidigte. Als gierig bezeichnen ihn die einen. Andere finden, das Geld sei bei ihm besser aufgehoben als beim Bund.
Publiziert: 18.11.2020 um 14:15 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2020 um 09:05 Uhr
Community-Team

Christoph Blocher (80) hat sich in der SRF-Talksendung «Gredig direkt» zu den 1,1 Millionen Franken Ruhegehalt geäussert, die ihm der Bundesrat rückwirkend auszahlte. Dass der reiche Unternehmer mitten in der Corona-Krise die hohle Hand macht, sorgte für Kopfschütteln, auch in den eigenen Reihen. Und nun sorgen Blochers Aussagen in der Sendung für zusätzlichen Ärger.

Auf die Frage von Moderator Urs Gredig (50), ob er verstehen könne, dass seine Forderung nach dem Ruhegehalt vielen Menschen in den falschen Hals geraten ist, sagte Blocher: «Dass es Neider gibt, war schon immer so.» Jemand, der reich ist, verzichte nicht einfach auf «ein, zwei Millionen». «So einer wird schnell arm», sagte Blocher. Dem Staat hingegen würde die Million, die nun auf sein Konto fliesst, «überhaupt nichts» ausmachen. Auch nicht in der Corona-Krise.

In der Kommentarspalte diskutieren die BLICK-Leserinnen und -Leser emotional über Blochers Äusserungen.

Der alt Bundesrat Christoph Blocher verteidigte in einer SRF-Sendung seine Ruhegehalts-Forderung.
Foto: Sven Thomann
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«Unsympathisch» vs. «mehr als verdient»

Als «völlig daneben», bezeichnet Bernhard Müller das Verhalten des alt Bundesrats. Das findet auch Alfred Steiner, der schreibt, Blocher mache sich immer unsympathischer. Anton Brunner kommentiert: «Mehr ‹am Volk vorbei› geht kaum noch.» Diverse Leser, so auch Michael Thomas, ziehen Vergleiche zum Präsidenten der USA: «Blocher ähnelt Trump in gewissen Situationen.»

Leserin Elisabeth Meili dagegen findet es gut, dass Blocher seine Meinung so offen sagt: «So ist er, wie wir ihn kennen: Direkt und er sagt es geradeheraus! Warum soll er sich verbiegen?» Auch Josef Koller votiert für Blocher. «Er hat dieses Geld mehr als verdient, er war der beste Bundesrat den wir je hatten.» Und Daniel Walser versteht die ganze Aufregung nicht: «Ist doch ganz einfach! Wenn es ihm rechtlich zusteht, sollte er seine Rente erhalten, wie jeder andere Bundesrat auch.»

«Das ist nur alles eiskaltes Kalkül»

So einfach sei das nicht, finden viele in der Community. Denn Blocher betonte früher, auf die Rente zu verzichten. «Erst eine grosse Klappe, wie grosszügig und aufopfernd er ist, und Jahre später will er doch Geld», kommentiert Remo Schmid. «Das ist nur alles eiskaltes Kalkül», schreibt Martin Lutz. Damals als aktiver Politiker habe Blocher Rückhalt und Lob vom Volk gebraucht. «Jetzt schwindet der Einfluss, das Lob des Volkes hat er einkassiert und er kann ohne grosse Verluste sein wahres Gesicht zeigen.»

Martin Schneider, der seit vielen Jahren SVP wählt, ist sehr enttäuscht. Blocher habe doch immer überheblich über jeden Parlamentarier gerichtet, der auf den Nationalratslohn angewiesen ist. Er findet das Verhalten «abstossend» und «wirklich unschweizerisch».

Leser Peter Glarner zeigt sich überhaupt nicht überrascht und stichelt: «Das sind doch typische Aussagen von jemandem, der sich Zeit seines Wirkens für die arbeitende Bevölkerung eingesetzt hat. Wer die Ironie findet, darf sie behalten.»

Gier oder Neid?

Oft werfen Leserinnen und Leser Blocher vor, habsüchtig zu sein. «Wie kann man nur seinen eigenen Ruf dermassen kaputt machen?», fragt Küde Zhou. Als Antwort kenne er nur das eine Wort: Gier.

Einige versuchen, die 1,1 Millionen Franken in Relation zu Blochers Vermögen, das auf mehrere Milliarden geschätzt wird, zu setzen. Bei solchem Wohlstand spiele eine Million wirklich keine Rolle, findet Heinz R. Staub. «Es ist, wie wenn sie 1000 Stutz im Portemonnaie hätten und jetzt einen Franken in eine Parkuhr werfen», schreibt er.

Andere hingegen werfen den Kritikern puren Neid vor. Dieter Schmid-Wolff findet: «Christoph Blocher ist im Recht, und wer das nicht einsieht, ist eben neidisch.» Simon Hutter kommentiert, dass sich «normale» Menschen solche Beträge kaum vorstellen könnten. «Nehmen wir also doch lieber den 13. Monatslohn oder den Bonus. Würden Sie auf den verzichten wollen? Sie haben ja jeden Monat einen Lohn, alles andere wäre doch Gier? Nein, eben nicht.»

Den Streit um Gier oder Neid hält Stefan Gschwend für müssig: «Es gibt zwei Standardansichten, die immer wieder auftauchen bei solchen Diskussionen: ‹Bi de Richä lernt mä sparä› und ‹Neid der Besitzlosen›. Eine tiefer gehende Erkenntnis ergibt sich aber nie.»

«Bei Blocher ist das Geld besser aufgehoben als beim Bund»

Auch die Frage, weshalb Blocher gerade jetzt das Geld einfordere, wird diskutiert. Leser Thomas Portmann schreibt, er habe nichts gegen den Rentenanspruch. «Nur ist just der Zeitpunkt in Zeiten von Corona schlecht gewählt.» Das sei egal, finden andere, denn bei Blocher sei das Geld besser aufgehoben als beim Bund. Dieser stecke es bloss der EU zu, denkt Erich Furrer. Ähnlich äussert sich Urs Schärer. Bei Blocher sei das Geld in Sicherheit, vielleicht investiere er es beispielsweise in die Schweizer Berghilfe. «Ich habe volles Vertrauen in Herrn Blocher, aber weniger in gewisse Regierungsmitglieder in Bern!»

Auch Marcos Garcia gönnt dem alt Bundesrat jeden Franken. Denn der BLICK-Leser ist überzeugt: Ein Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum EWR oder der Europäischen Union hätte die Steuerzahler ein Vielfaches mehr gekostet. Blocher gehörte zu den stärksten Kämpfern gegen diese Beitritte. Und Samuel Rohrbach schreibt: «Er hat sein Ruhegehalt mit seinen Steuerabgaben und der Schaffung von Arbeitsplätzen längst selber finanziert.»

Die Diskussion über Blocher beenden möchte Mario Solario. «Hört doch auf mit diesem Blocher.» Er habe sein Geld, nun sei seine Zeit abgelaufen. «Wünschen wir ihm doch alles Gute und ciao.» (wnk)

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